Geheimdienste/Mafia 1974-1980



US-Politik, Geheimdienste & Mafia September 74-August 80

Quelle (Verfasser ist wohl ein Schweizer namens Kohler)

Dieser Teil der Chronik behandelt die Präsidentschaften von Gerald Ford und Jimmy Carter und die Ereignisse in Italien, Kambodscha, Indonesien, Iran, Afghanistan, Nicaragua und Irak.

Die zentralen Themen und Personen sind:

Terror in Italien I , Die Verwicklungen von Vatikan, P2, CIA, GLADIO und Neofaschisten,Postüberwachunq der CIA , Ende des Vietnamkriegs : Kriegsopfer, Vergiftungen,Kambodscha, Rote Khmer und Pol Pot, Church-Komitee , biologische Waffen, die Kontrolle der Geheimdienste, Sturz von Edward Gough Whitlam in Autralien, CIA und Mafia , die Ermordungen von Sam Giancana, Jimmy Hoffa, Johnny Roselli und William Harvey, Wirtschaftskorruption und die LSD-Experimente, Nelson Rockefeiler und George Bush , Koreagate, CIA-Aktivitäten in Angola, Kongo, Zaire, Osttimor , Indonesien, Suharto, Aceh,Libyen , England, Jamaika, Iran und Kuba, Wahl von Jimmy Carter , der Einfluss derTrilateralen Kommission, Stansfield Turner und George Bush, House Select Committee onAssassinations , Ermordung von George DeMohrenschildt, Aldo Moro , Licio Gelli, GLADIOund die Roten Brigaden, Mord von Papst Johannes Paul I., die Banco Ambrosiano und diePropaganda Due, Jim Jones-Sekte zur CIA-Verhaltenskontrolle, Atomkriegspläne vonEugene Rostow, Revolution im Iran durch Ayatollah Khomeini, Revolution in Nicaragua durch die Sandinisten. Die Contras und die Diktatoren, Afghanistan , die Mudjaheddin,
Pakistan, der Waffen- und Opiumhandel und die Taliban, Finanzpolitik , Ermordung von Oscar Romero , Terror in Italien II , Bologna-Attentat, Billy-Gate und die Carter-Doktrin, Erster Golfkrieg , Saddam Hussein, Irak – Iran.

Der Text umfasst ca. 28 Seiten.
September 1974 Terror in Italien

Die New Yorker Franklin National Bank, deren Kontrolle Michele Sindona 1972 erworben hat, bricht wegen Devisenspekulationen zusammen. Es handelt sich um die bisher grösste Bankpleite der amerikanischen Geschichte. Wenig später wird auch Sindonas Banca Privata Italiana von einem Mailänder Gericht für zahlungsunfähig erklärt. Die Bank des Heiligen Stuhls, das „Istituto per le Opere di Religione“ (IOR) unter Präsident Erzbischof Paul Marcinkus, lässt Sindona, der seit dem 2. Weltkrieg mit Börsen- und Bankgeschäften ein Vermögen von $450 Mio. zusammenraffte, daraufhin fallen und ersetzt ihn durch Roberto Calvi.
1969 lernte der sizilianische Anwalt Sindona, ein Freund von Papst Paul VI, Calvi kennen, dem er das Entree in die Vatikanbank und Hochfinanz ermöglichte, indem er ihn mit Marcinkus und Gelli und dessen Stellvertreter Umberto Ortolani von der Geheimloge P2 bekanntmachte.

Als Gegenleistung unterstützte Calvi mit den locker gemachten Vatikangeldern Sindonas Spekulationen und die Geldwäschereien.

Italien hob 1969 ein Vatikanprivileg des Duce auf, das die Steuerfreiheit auf Dividenden und Profiten aus Beteiligungen an italienischen Unternehmen beinhaltete, weshalb Papst Paul VI. das Vatikankapital in die Steuerparadiese bringen liess, was die grosse Chance von Sindona und Calvi war. Sie gründeten zusätzliche Filialen und beteiligten sich an Instituten wie der Amincor-Bank in Zürich, der Banque de Titres oder der Fina-Bank in Genf.
Ein typischer Deal bestand beispielsweise im Kauf von Aktien von Sindonas Banca Privata Italiana zu einem überhöhten Kurs, die dann billig an die IOR weiterverkauft und von der Fina-Bank wiederum teuer übernommen wurden. Laut Sindona verdiente die Vatikanbank durch solche Transaktionen $200 Mio.

Calvi kann sich vom Zusammenbruch von Sindonas Imperium abkoppeln und wird der neue Finanzberater von Marcinkus. Anfang der 70er Jahre klagte die Securities and Exchange Commission das IOR an, die amerikanischen Börsenvorschriften zu verletzen. Das FBI sammelte Materialien über die Aktivitäten von Sindona und Calvi, aber Richard Nixon lässt 1974 die Untersuchungen über die Zusammenarbeit von Vatikan und Mafia einstellen und als top secret klassifizieren.
1975 wird Calvi Generaldirektor der Banco Ambrosiano, über die Waffengeschäfte mit dem Syrer Henry Arsan für den Nahen Osten für mehrere Milliarden getätigt und Drogengelder gewaschen werden. Zu den von Arsans Stibam International Transport gehandelten Waffen gehören unter anderem deutsche Leopard-Panzer und nordamerikanische Cobra-Helikopter, die an den Libanon, Syrien, die Türkei, Griechenland und vermutlich an den Iran gehen.

Calvi betreibt seine Drogen- Waffen- und Spekulationsgeschäfte unter der schützenden Hand von Erzbischof Marcinkus, der ihm Persilscheine für seine Gläubiger ausstellt und dafür im Aufsichtsrat der Ambrosiano-Tochterfilialen sitzt. Das IOR ist mit 1 6% des Aktienkapitals an der Ambrosiano beteiligt. Um seine Position zu sichern, beginnt Calvi über Scheinfirmen, Aktien der Ambrosiano
aufzukaufen, und zur politischen Absicherung finanziert er grosszügig die Parteien und unterstützt die P2.

Licio Gelli, Grossmeister der Loge Propaganda Due, die die Spitzen des Geheimdienstes, der Armee, der Mafia, der Wirtschaft, der Presse und der Politik als .Staat’ im Staat zusammenbringt, war Parteisekretär von Mussolini.
Nach 1945 war Gelli für westliche Geheimdienste in Südamerika unterwegs, getarnt als Matrazenhändler.

Der Geheimgesellschaft gehören ungefähr 1000 einflussreiche Personen an, darunter Minister, Staatssekretäre und Abgeordnete der christdemokratischen, sozialisischen, sozialdemokratischen und faschistischen Partei, die Chefs der beiden grossen Geheimdienste (Gulio Grassini vom SISDE und Santo Vito vom SISMI), 43 Generäle, 161 weitere Offiziere und hochrangige Namen der Carabinieri, 47 Industrielle, 14 Justizbeamte und 22 Topjournalisten.
Zusammen mit der CIA sind diese Kreise in Umtriebe verwickelt, die die Machtbeteiligung oder -Übernahme der Kommunisten durch eine Militärdiktatur verhindern wollen. Trotz wirtschaftlicher Blüte sind die Kommunisten nach wie vor stark und setzen die Regierung mit Streiks und Arbeiterdemonstrationen immer wieder unter Druck.

Die CIA-Station Rom unter Theodore Shackley und Marc Wyatt organisierte 1965 zusammen mit dem Chef des italienischen militärischen Generalstabs und späteren NATO-Generals Adriano Magi Braschi und dem militärischen Geheimdienst SID unter Carabinieri-Kommandant Giovanni de Lorenzo die Geheimarmee GLADIO.
Die geheime Militärstruktur, auf die die Planer aufbauten, wurde schon in der Nachkriegszeit von Joseph Peter Luongo vom CIC aufgebaut, und zwar mit den strammsten Antikommunisten, den alten Faschisten oder den Neofaschisten. Diese sammelten die Daten aller einflussreichen Bürger und der gesamten politischen Klasse und heckte den Plan SOLO aus, bei dem in einer Krisensituation Tausende von Linken verhaftet und auf sardischen NATO-Basen interniert werden sollten, wozu dem Chef des militärischen Geheimdinstes SISMI, General Vito Miceli, $800’000 bezahlt wurden.
De Lorenzo kooperiert mit Junio Valerio Borghese, dem ehemaligen Chef der Mussolini-Truppen und Chef der Movimento Sociale Italiano, die bereits 1965 einen Putsch planten. Sie werden von der CIA protegiert und kooperieren ebenfalls mit der OAS.

Das Pentagon in Washington wie auch der italienische militärische Geheimdienst befürchten, dass der Einzug der Kommunisten oder der Sozialisten in die italienische Regierung die Nato von innen heraus schwächen würde. Um dies zu verhindern, wird mit der „Strategie der Spannung“ das Volk in Italien durch Terroranschläge in Angst und Schrecken versetzt, worauf die Bevölkerung nach einem starken autoritären Staat und mehr innerer Sicherheit verlangt. 1967 wurde eine weitere geheime Guerillaarmee, die Nuclei Di Difesa Dello Stato, unter Carlo Maria Maggi, Arno Spiazzi und Gaitano Orlando mit neofaschistischen Gladiatoren gegründet, die in Zusammenarbeit mit dem US-Militärgeheimdienst Counter Intelligence Corps und NATO-Generälen die Kommunisten bekämpfen. Verbindungsmann von Maggi ist CIA-Agent Sergio Minetto.
Die Anschläge sollen durch Manipulation der Spuren durch den militärischen Geheimdienst dem politischen Gegner in die Schuhe geschoben werden, um die PCI und PSI zu diskreditieren und an der Urne zu schwächen.

Die Neofaschisten unter Spiazzi-Freund Borghese versuchten am 8.12.70 einen Staatsstreich durchzuführen, wozu im ganzen Land Truppen bereit standen. 1969 hatten sie eine Terrorwelle mit Bombenexplosionen gestartet, die auch den Polizeiapparat stärken sollte. 145 terroristische – noch nicht tödliche – Bombenattentate hielten die Nation in Atem: Kinos, Kirchen, Bahnhöfe, Kasernen,Banken, Züge und Büros linker Parteien wurden getroffen.
Als in einer heissen Mitsommernacht im August 1969 auf elf Eisenbahnzüge Sprengstoffanschläge verübt wurden, die beträchtlichen Schaden anrichteten und 12 Menschen verwundeten, gaben sich Politiker und Medien ganz sicher, dass die Täter Linke seien, obwohl es weder Beweise noch Bekennerschreiben gab. Je länger die Terrorwelle andauerte, desto brutaler wurden die Anschläge.
Der Anschlag von Delfo Zorzi am 12.12.69 in Mailand, wo heftige Studentenunruhen und Arbeiter-Demonstrationen wegen den tiefen Löhnen stattfanden, forderte 13 Tote und 90 Verletzte. Eine weitere Bombe explodierte in Rom unterhalb der Banca Nazionale del Lavoro und verletzte nur 12 Menschen, weil drei weitere geplante Bomben nicht funktionierten.
Zorzi arbeitete für die Ordine Nuove-Neofaschisten Franco Freda und Giovanni Ventura. Chef der ON ist Pino Rauti. ON-Mitglied Marco Pozzan ist der Kontaktmann zu Fredas Freund Guido Giannettini, MSI-“Journalist“ und SID-Agent, der für SID-Chef Eugenio Henke, die SID-Offiziere A. La Bruna und Gianadelio Maletti sowie Generalstabschef Giuseppe Aloia arbeitet. Verbindungsmann der ON zum CIC ist Sprengstoff- und Waffenexperte Carlo Digilio.
Maletti behauptet später, die CIA stehen hinter den Bombenattentaten der Neonazis. Aber er hat sich schon 1980 nach Südafrika abgesetzt, von wo er nicht ausgeliefert werden kann und seine Strafe von 31 Jahren Haft also nicht antreten muss.

Das operative Büro der CIA befindet sich im ,Ufficio degli affari riservati’ im Inenministerium und steht in direktem Kontakt zu Zorzi. Digilios amerikanische Kontaktleute sind David Carret, der NATO-Marineoffizier mit Sitz in der NATO-Basis in Verona und Marcello Soffiati von der CIA.
Die NATO baut in allen Mitgliedsländern Europas Geheimarmeen auf, die von Allied Clandestine Committee (ACC) kommandiert werden.
Selbst die neutralen Länder Schweiz, Schweden, Österreich und Finnland bauen in Zusammenarbeit mit der CIA und der MI6 Geheimarmeen auf.

Die Ermittlungen zu Zorzis Attentat an der Piazza Fontana konzentrierten sich auf eine von höchsten Stellen im Staatsapparat schon vor dem Anschlag minutiös vorbereitete und konstruierte linke Spur, indem es dem Anarchisten Pietro Valpreda in die Schuhe geschoben wurde.
Der mitangeklagte Anarchist Guiseppe Pinelli wurde vermutlich vom Polizeikommissar Luigi Calabrese aus dem Fenster der Polizeiprefektur gestossen.
Letzterer wurde am 17.5.70 erschossen, wofür Adriano Solfri, Giorgio Pietrostefani und Ovidio Bompressi von der Jotta continua’ 1988 angeklagt werden.
In fadenscheinigen Prozessen mit manipulierten Beweisen werden die drei zu je 22 Jahren Haft verurteilt aufgrund der Aussagen von Leonardo Marino, der vom Carabinieri-Oberst Buenoventuro, welcher eng mit den Geheimdiensten zusammenarbeitet, unter Druck gesetzt wurde.

Bald schon jagte auch ein Mordanschlag den anderen: getroffen wurden vor allem Journalisten und Untersuchungsrichter oder Staatsanwälte, die nach der Wahrheit hinter den Anschlägen suchten. Mordanschläge sind Bestandteil der antikommunistischen Strategie, da sie der Linken angelastet und diese danach vernichtet werden kann, wie im US-Army-Field-Manual 30-31 vom 18.3.70 festgehalten wurde. Unterzeichnet hatte dieses Vorgehen der Generalstabschef der US-Armee General W.C. Westmoreland.

Beteiligt an diesen Attentaten waren Yves Guerin-Serac, Robert Leroy und Stefano delle Chiaie, der Chef der rechtsextremen Avanguardia Nazionale, der für den Geheimdienst des Inneren arbeitet. OAS-Hauptmann Yves Guerin-Serac leitet die faschistische Geheimorganisation, die von Lissabon aus unter dem Deckmantel der Aginter Press mittels Bomben das Chaos in Italien organisiert. Der überzeugte Katholik Guerin-Serac wird bei seiner Strategie des Schreckens vom französischen, deutschen und amerikanischen Geheimdienst mit Material und Sprengstoffexperten unterstützt. Robert Leroy, ehemaliges Mitglied der Waffen-SS, arbeitete nach dem Krieg für die CIA und schleuste sich als Agent Provocateur in linke Gruppen ein, vor allem bei den Maoisten, der gründete solche, um den Linken die Schuld an den Attentaten zuschieben zu können. Die Kontakte der Bombenleger reichten bis zu den DC-Ministerpräsidenten Mariano Rumor und Gulio Andreotti.

Der Putsch von 1970, den Andreotti unterstützte, wurde in letzter Minute abgeblasen und der nach Spanien geflüchtete Borghese vom italienischen Geheimdienst vergiftet. Da Rumor den Ausnahmezustand auf Druck von Aldo Moro nicht ausrief, wird 1974 von Gian Franco Bertoli ein Attentat gegen ihn verübt, das er überlebt, das aber vier Tote und 40 Verletzte fordert. Auch ON-Mitglied Bertoli wird als Anarchist dargestellt. Die Amerikaner versuchen die Ermittlungen zu blockieren, und fast alle Beteiligten werden im Prozess freigesprochen.

Italien ist mit einem „Ordnungshüter“ auf 280 Einwohner bereits der stärkste Polizeistaat Westeuropas. Neben den militärischen Carabinieri mit 115’000 Polizisten kommt Italien mit 100’000 zivilen Polizisten, 60’000 Mann der Finanzpolizei und den Polizisten der Haftanstalten auf 350’000 Polizisten, die von den Hafenbehörden und Küstenwache verstärkt werden, und alle miteinander in Konkurrenz um Kompetenzen und Geldmittel stehen. Die Polizeiorgane, die aus den Budgets von 1 1 Ministerien finanziert werden, haben autonome Kommandostrukturen, und fast alle haben eigene Spezialeinheiten aufgebaut. Trotzdem (oder deswegen) wird nur ein Viertel aller Morde aufgeklärt, und 94% aller Raubüberfälle bleiben ungeahndet.

Quellen : Uesseler/Saupe: 30-37, Gurwin: 49-55, Schulz: 169, von Dohnanyi (2000a): 6, Meurice,Blondiau/Sieker, Igel, Schellenbaum (1982), Blondiau/Gümpel, Raith: 108-118, Tarpley/Chaitkin:269, Calvi/Laurent, Comolli/Lavigne, Ganser (2005).
Dezember 1974 Postüberwachung der CIA

Aufgrund der Enthüllungen von Seymour Hersh über die Postüberwachung der CIA (HT/LINGUAL-Programm) muss James Jesus Angleton am 30.12.74 zurücktreten. Seine Frau entdeckt dabei, dass ihr Mann, mit dem sie seit 31 Jahren verheiratet ist, nicht als Postangestellter arbeitete. Der hef der Gegenspionage meinte zu den Vorwürfen, es sei unvollstellbar, dass ein Geheimdienst alle Anordnungen der Regierung zu befolgen habe. Angleton ist aufgrund seiner Paranoia selbst ein Sicherheitsrisiko für die CIA geworden und steht in Rivalität zu William Colby, da beide unterschiedliche Auffassungen über den Wert der Gegenspionage haben.

Von 1952 bis 1973 hatte die CIA 28 Mio. Briefe geöffnet. 1969 wurde einer der CIA-Beamten, die das Überwachungssytem aufgebaut hatten, zum Postinspektor ernannt, und zum ersten Mal erfuhr mit dem Justizminister und dem Postminister jemand ausserhalb der CIA von diesem Programm.
Als der Postminister hörte, dass selbst die Juristen der CIA das Programm für rechtswidrig halten, meinte er, die CIA brauchten bessere Juristen. Auch in Deutschland wurden etwa 10% des Briefverkehrs von der CIA kontrolliert. Nach 20 Jahren brach man das Programm ab, weil kein einziger Spion gefasst wurde. Dafür las man die Post von öffentlichen Figuren wie Edward Kennedy, Richard Nixon, Martin Luther King oder Jane Fonda, was vermutlich auch unterhaltsam war.

Raymond Rocca, Newton S. Miler und William J. Hood treten nach der Veröffentlichung des Programms ebenfalls von ihren Posten zurück. Daraufhin bittet Gerald Ford seinen Vizepräsidenten, eine Kommission zur Überprüfung und Weisswaschung der CIA zu bilden. Der ehemalige Rechtsberater der Warren-Kommission David Belin wird zum zentralen Kopf der Rockefeller-Kommission bestimmt, mit dem Resultat, dass keine neuen Zusammenhänge aufgedeckt werden. Zur Kommission gehören unter anderem Ronald Reagan und C. Douglas Dillon, der Präsident der Rockefeller-Foundation und Mitglied des Council on Foreign Relations. Gleich nach dem ersten Hearing nimmt Vizepräsident Rockefeiler den ehemaligen CIA-Chef William Colby zur Seite und fragt ihn, ob er so viel plaudern müsse. Die Kommission findet heraus, dass kein Zusammenhang zwischen der CIA und dem Kennedy-Attentat bestätigt werden kann.

Quellen : Weberman (23): 2,25, Schulz: 134,194, Kirchmann, Best: 97ff, Anson: 332-335, Laurent:25.
Mai 1975 Das Ende des Vietnamkriegs

Nachdem die Nordvietnamesen im Dezember 1974 ihre Offensive gegen Südvietnam begonnen haben, fällt Saigon am 1 .5.75, womit der in Vietnam als amerikanischer Krieg bezeichnete Massenmord endgültig beendet ist.
Präsident Nguyen Van Thieu plante noch, den staatlichen Goldschatz im Wert von $220 Mio. auf ein Konto in der Schweiz bringen zu lassen, aber ein Mitarbeiter der amerikanischen Botschaft gab die von CIA-Wanzen abgehörte Planung an die Presse weiter. Der Vietcong kommt auch in den Besitz von amerikanischem Militärmaterial in Milliardenhöhe.

Nach 29 Jahren Krieg gegen Frankreich und die USA erlangt Vietnam als verwüstetes Land die Unabhängigkeit.
3,4 Millionen Vietnamesen, wovon etwa 2 Mio. Zivilisten, und 58’172 Amerikaner kamen ums Leben, vier Millionen Vietnamesen wurden verletzt, etwa 300’000 vietnamesische und 1519 amerikanische Soldaten werden vermisst. Über Vietnam wurden mehr Bomben als im gesamten 2. Weltkrieg abgeworfen. 80 Mio. Liter der dioxinhaltigen Entlaubungsmittel Agent Orange, Agent Blue und Agent White der Dow Chemical forderten gegen eine Million Opfer. Dazu gehören etwa 100’000 missgebildete Neugeborene, die ihr Leben lang mit fehlenden oder verstümmelten Gliedern oder psychischen Behinderungen zu kämpfen haben.

Auch in den USA lässt sich eine hohe Zahl von Krebserkrankungen bei Vietnamveteranen und Miss- und Totgeburten bei ihren Kindern feststellen. Drei Millionen Hektar Land sind verseucht, wovon ein Drittel auch nach 25 Jahren noch nicht angepflanzt werden kann.
Für die Erforschung der Folgen von Agent Orange an US-Veteranen werden 1994 $500 Mio. lockergemacht, während die Vietnamesen leer ausgehen. Von den $3 Mia. „Wiederaufbauhilfe“, die Richard Nixon den Vietnamesen versprach, wird kein Cent ausbezahlt. Verglichen mit den Kriegskosten von über $200 Mia. wäre die Summe nicht übertrieben gewesen.
Erst 1995 nehmen die USA und Vietnam wieder diplomatische Beziehungen auf, und im März 2002 treffen sich Diplomaten aus den USA und Vietnam, um über die Folgen der Chemieeinsätze zu sprechen.

Um die Annäherung mit China, das die USA als Verbündeten gegen die Sowjetunion wollen, zu sichern, stoppen Henry Kissinger und George Bush die Unterstützung von Lon Nol, wonach die von China unterstützten Roten Khmer unter Führung von Saloth Sar alias Pol Pot die Macht in Kambodscha im April 1975 übernehmen.
Kissinger versucht über George Bush, den neutralen Prinz Sihanouk an die Macht zu bringen, um Fords Reputation nicht zu gefährden. Aber Sihanouk weiss, dass dies sein Todesurteil wäre.

Pol Pot versucht den Maoismus einzuführen, indem er das Land völlig isoliert, die gesamte städtische Bevölkerung aufs Land umsiedelt und in geschlechtlich getrennten Kommunen einquartiert, die Religionen verbietet und Geld und Privateigentum abschafft, wobei jeder Widerstand mit dem Tode bestraft wird. 1-2 der 7 Mio. Kambodschaner kommen ums Leben. Von den 1200 Ingenieuren arbeiten nach dreieinhalb Jahren noch 20, die Zahl der Lehrer wird von 21 ’000 auf 3000, die der Ärzte von 500 auf 54 reduziert.

Am 25.12.78 macht Vietnam dem Schrecken ein Ende, marschiert ein und installiert eine Marionettenregierung unter Heng Samrin. Am 21 .9.79 anerkennt die UNO-Vollversammlung die Roten Khmer als alleinige Vertretung Kambodschas an, worauf die USA im Januar 1980 mit der heimlichen Finanzierung des Wiederaufbaus von Pol Pots Armee beginnen. Erst 1989 verlassen die letzten vietnamesischen Soldaten Kambodscha, worauf das Privateigentum wieder eingeführt wird. 1991 wird das Pariser Friedensabkommen geschlossen und Kambodscha wird bis zu den Wahlen der UNO unterstellt. 1993 wird Norodom Sihanouk zum König ernannt.
Im August 2001 wird in neues Bodenrecht eingeführt, das Bodeneigentum wieder zulässt und die alten Grossgrund-Besitzverhältnisse wieder einführt.

Zur Beendigung der Kämpfe in Laos schlössen der neutrale Premier Souvanna Phouma und der Kommunist Souvanna Vong 1973 ein Abkommen, wobei sich im Dezember 1975 die Kommunisten durchsetzen und Vong bis 1986 Präsident bleibt.

Quellen : Wiedemann: 6f, Eike, Schaaf, Kohn/Meinke: 41-46, Best: 75-77, Prouty (1975): 6, Groden/Livingstone: 405, Weiss: 6-9, Afterbach 7, Summers (2000): 515, Tarpley/Chaitkin: 243-247,Fischer (2002), Dianous.
weiterer Artikel zu Vietnam hier
Juni 1975 Church-Komitee

Der Senatsausschuss zur Untersuchung der Regierungsgeschäfte und der Geheimdienste unter Frank Church nimmt als Folge der Verstrickung der CIA in Watergate und der demokratischen Mehrheit im Kongress nach den Wahlen von 1974 seine Arbeit auf und will die Mordkomplotte gegen Fidel Castro, Patrice Lumumba und Rafael Trujillo untersuchen.

Die CIA infiltriert das Church-Komittee und behält die Kontrolle über die Veröffentlichung der Dokumente, womit der Schaden begrenzt werden soll. Trotzdem wird das erfolglose CIA-Mafia-Komplott zur Ermordung von Fidel Castro aufdeckt, wobei die CIA mit der Herausgabe widersprüchlicher Statements und Dokumente, im Falle von AM/LASH mit einer Flut von Akten, versucht, die Diskussion auf die Rolle der Mafia und fremde Agenten zu konzentrieren. Nach kubanischen Angaben wurden mindestens 100 Mordversuche auf Fidel Castro unternommen. Kuba bietet der Church-Kommission die Übergabe der Beweise an, was diese ablehnt. Nachdem die Mordaktionen der CIA 1973 bekannt wurden, erging lediglich eine Verwaltungsanweisung an die CIA, so etwas künftig zu unterlassen. Das Gesetz verbietet der CIA einen Mord innerhalb der USA, für das Ausland gibt keine Regelung. Oft gehen die Geheimdienstler davon aus, dass sie die Gefahren für nationale Sicherheit besser einschätzen können als die Politiker, weshalb viele Direktiven nicht befolgt werden. 1943 wies beispielsweise das Justizministerium das FBI an, die „Custodial Detention List“ für die präventive Verhaftung Oppositioneller im Notfall nicht weiterzuführen, worauf sie Hoover kurzerhand in „Security Index“ umbenennt.

Nixon beschloss 1969, auf die Weiterentwicklung von offensiven biologischen Waffen zu verzichten, weil sie zu billig produziert und zu einfach von anderen Staaten kopiert werden können. Bisher wurden über 200 Freiluftexperimente durchgeführt wie etwa die Aussetzung des bakteriellen Testkampfstoff Bacillus globigii während einer Woche in einem U-Bahnhof von New York 1966. Die CIA hält sich nicht an die Vernichtungsorder und lagert weiterhin genügend Giftstoffe, um bei Bedarf noch Zehntausende ermorden zu können. 1970 bat Dr. MacArthur vom Pentagon um einen Kredit von $10 Mio, um innerhalb von 5 bis 10 Jahren synthetisch molekularbiologische Stoffe zu entwickeln, gegen die das menschliche Immunsystem machtlos sei. MacArthur erhielt sein Geld, und es gibt Spekulationen, dass AIDS eine Folge davon ist.

Die CIA ist von der üblichen Form der Aufsicht durch den Kongress sowie ausgeschlossen. 20 Millionen Papiere werden jedes Jahr als geheim eingestuft, zu denen etwa 4 Millionen Amerikaner die Einsichtsberechtigung besitzen.
Etwa 500’000 Personen haben Zugang zu den Top Secret-Dokumenten, deren Bekanntwerden „ausserordentlich schweren Schaden für die nationale Sicherheit“ zur Folge haben. Die noch strengere Geheimstufe „Comint clearance“ besitzen 120’000 Personen, aber kein einziges Mitglied des Kongresses. Das gilt auch für die Historiker, die sich auf die Archive in Moskau verlassen müssen, wenn sie herausfinden wollen, was in Washington beschlossen wurde. Die Öffentlichkeit soll, trotz dem Bibelspruch am Eingang des CIA-
Hauptquartiers in Langlay „Du sollst die Wahrheit kennen, und die Wahrheit soll dich frei machen„,möglichst wenig erfahren.

Die Parlamentarier erfuhren von der Existenz der National Security Agency, dem grössten und teuersten Geheimdienst der USA, erst, als ein Überläufer in Moskau eine Pressekonferenz gab. Oft dient die Geheimhaltung aber auch nur dazu, Missstände und Korruption zu verbergen. Falls einmal etwas untersucht wird, werden meist geheime Parlamentsausschüsse mit ausgesuchten Abgeordneten, die leicht beeinflusst oder erpresst werden können, gebildet. Die Geheimdienste kontrollieren die Parlamente und nicht umgekehrt.

Allen Dulles pflegte selbst zu entscheiden, welcher Abgeordnete ihn kontrollieren soll, wobei seine Parlamentskollegen nicht einmal erfuhren, wer diese Aufgabe übernahm. Dulles lobte die Abgeordneten sogar, weil in seiner zehnjährigen Amtsführung kein einziges Geheimnis aus Parlamentskreisen durchgesickert sei.
Dem Bewilligungsausschuss werden Angaben über Etat, der zu 80% im Verteidigungsbudget versteckt ist, und Personalstärke der CIA grundsätzlich verweigert. Sogar der Leiter des US-Rechnungshofes sagte vor dem Pike Committee aus, er kenne nicht einmal den Etat der einzelnen Geheimdienste. Selbst bei der Untersuchung der Church-Kommission verzichtet das Parlament weitgehend auf seine verfassungsmässigen Rechte, da die wenigen Forderungen des Ausschusses folgenlos bleiben. Zwischen 1947 und 1975 wurden zwar über 200 Initiativen eingereicht, um die Befugnisse des Parlaments auszuweiten, aber ohne Erfolg. Dabei müsste eigentlich verhindert werden, dass die Geheimdienste ihre eigene Politik machen.

Die CIA hat selbst Mühe, die Übersicht über die eigene Organisation zu behalten. Um der öffentlichen Kritik entgegnen zu können, musste CIA-Direktor Arthur Schlesinger einen internen Bericht über alle zweifelhaften Aktivitäten ausarbeiten lassen. Es entstand ein 694 Seiten starkes Memorandum, das intern liebevoll als die „Familienjuwelen“ bezeichnet wird. CIA-Direktor Richard Helms stellte entsetzt fest, dass bei den getarnten CIA-Fluggesellschaften mit 18’000 Angestellten mehr Personal arbeitet als bei der CIA selbst. Kein Mensch kann die Aktivitäten so vieler Agenten überblicken, weshalb für die Überwachung delikater Aufgaben interne Sonderausschüsse und -büros mit kreativen Namen gebildet werden: Das Office of Security sichert Einbrüche,
Observationen und Abhörungen, das Health Alteration Committee beaufsichtigt Ermordungen. Alle Angehörigen der CIA haben ein verfassungsmässiges Recht auf Aussageverweigerung, wenn sie vom Justizbehörden befragt werden. Die Geheimdienste schützen sich zwangsläufig selbst gegen die Justiz und die Regierung, und sollte ihre Existenz oder wichtige ihrer Interessen gefährdet werden, scheuen die Geheimdienste auch nicht davor zurück, gegen die eigene oder eine fremde Regierung zu konspirieren, wie gegen Kennedy, Nixon, Aldo Moro in Italien 1964 oder Edward Whitlam in Australien. Solange es um ausländische Aktionen geht, auch gegen befreundete Staaten, haben die Geheimdienste weitgehend freie Hand.

1975 gelingt es der CIA, mittels Propaganda und politischem Druck die Laborregierung von Edward Gough Whitlam zu stürzen.

Whitlam drohte mit der Aufhebung des elektronischen CIA-Stützpunktes Pine Gap, nachdem er entdeckte, dass der australische Geheimdienst an der CIA- Operation zum Sturz Allendes mitarbeitete. Theodore Shackley drohte postwendend, den australischen Geheimdienst kaltzustellen, worauf der königliche Generalgouverneur Whitlam durch John Malcolm Fräser ersetzt. Da das Labor-dominierte Unterhaus den neuen Premier nicht anerkennt, befiehlt Queen Elizabeth II dessen Auflösung und Neuwahlen.

1978 wird im Madrider Triunfo das Top Secret-Dokument FM30-31 B der US-Armee veröffentlicht, in dem detailliert beschrieben wird, wie militärische Geheimdienste in „befreundeten“ Ländern operieren, das Militär, die Sicherheitsdienste und die Oppositionsgruppen infiltrieren und diese zu gewünschten Aktionen veranlassen sollen. Die CIA versucht das Dokument als KGB-Fälschung darzustellen.

Quellen : Schulz: 179-198, Höflinger: 249-354, DiEugenio (1997): 2, CIA-Info: 15, Anson: 335-363,Powers: 236ff, Meurice, Agee: 24, Tarpley/Chaitkin: 280, Karel (2003), Kienzlen.
Juli 1975 CIA und Mafia

Das Church-Committee begann auch, die Verbindungen der CIA mit der Mafia zu untersuchen und lädt Mafiabosse wie Sam Giancana zu Hearings vor.

Der Mafiachef von Chicago ging 1966 mit seinem Vertrauensmann Richard Cain nach Mexiko ins Exil. Cain kehrte aber 1967 nach Chicago zurück, wo er geschnappt und für vier Jahre ins Gefängnis gesteckt wurde. 1971 nahm er seine Tätigkeiten für Giancana und die CIA wieder auf, begann aber gleichzeitig zu bluffen. Im Frühjahr 1973 kam es zu einem heftigen Streit mit Giancana, da Cain ein Glückspielgeschäft auf Malta und Zypern gegen den Willen Giancanas aufziehen wollte. Cain traf sich daraufhin mit FBI-Agenten, worauf er den Status eines bezahlten Informanten erhält, weshalb niemand überrascht ist, dass er im Rose Sandwich Shop, dessen Saal mit „Godfather“-Plakaten übersät ist, am 20.12.73 erschossen wird.

Sam Giancana wurde 1974 in seinem Haus in San Cristobal von vier Immigrationsbeamten festgenommen, nach Mexico City und von dort nach San Antonio in Texas gebracht, wo er vor der Untersuchungskommission erscheinen musste, die trotz Immunitätsgewähr nichts aus ihm herauskriegte.

Fünf Tage vor seinem Auftritt vor der Senats-Untersuchungskommission wird Giancana am 19.7.75 in Chicago von Santo Trafficantes Tampa-Havanna-Bande ermordet, vermutlich auf Bitte der CIA. Obwohl Giancana unter FBI-Bewachung stand, können die Täter nicht ermittelt werden.
Laut Vertragskilller und FBN-Informant Charles Crimaldi wurde Giancana von der CIA umgebracht, weil er bereit gewesen sei, über die Mafia-CIA-Kollaboration auszusagen. Crimaldi ist eine Informant von Charles Siragusa, der mit George White selbst an den Plots zur Ermordung von Castro und Lumumba beteiligt war. CIA-Agent Siragusa, der in Italien für Lucky Luciano zuständig war, erzählt Teddy Kennedy im Oktober 1977, er sei 1960 oder 1961 von CIA-Agent Vincent Thill angefragt worden, ob er Mafiamörder organisieren könne. Die CIA würde für einen erfolgreichen Mord $1 Mio. bezahlen. Harald Meltzer, der für Meyer Lansky arbeitete, soll für einen solchen
Auftrag vorgeschlagen worden sein. Das Pike Committee, das diese Zusammenhänge untersucht, ist der erste Ausschuss in der Geschichte der USA, dessen Berichterstattung vor dem Kongress verhindert wird.

Jimmy Hoffa, über den ursprünglich die Verbindungen beim Castro-Mordplan liefen, verschwindet drei Wochen nach Giancanas Ermordung. Hoffa wurde dank Nixons Amnestie nach 5 statt nach 13 Jahren am 23.12.71 aus dem Gefängnis entlassen. Beim Versuch, seinen Platz als Teamster-Präsident wiederzuerlangen, gab mehrere Attentatsversuche. Hoffas Ermordung wurde von Russell Bufalino autorisiert, worauf Hoffa von einem Treffen mit Anthony Provenzano am 30.7.75 nicht mehr zurückkommt, sondern wahrscheinlich im Meadowlands-Stadium in New Jersey einbetoniert wird.
Dahinter könnte Jack Giacalone, ein Soldat des Detroiter Mafiabosses Joseph Zerilli, stecken, der dem jetzigen Präsidenten der Teamster Frank Fitzsimmons sehr nahe steht.
Ein weiterer Verdächtigter ist Hoffas Stiefsohn Charles O’Brian, der kurz zuvor in das Lager Fitzsimmons überwechselte. Hoffas Bodyguard David Yaras, einer der wichtigsten Kontaktpersonen zwischen Chicago, Florida und Kuba, wurde 1974 umgebracht.

Johnny Roselli tritt als Zeuge vor dem Church-Komitee auf und behauptet, sein Ehrgefühl und seine Ergebenheit seinem Vaterland gegenüber hätten ihn veranlasst, an der Ermordung Castros mitzuwirken. 1971 wurde ein Strafverfahren gegen Roselli und seine Ausweisung von der CIA abgeblockt und seine Gefängnisstrafe wurde reduziert, nachdem er die Journalisten Drew Pearson und Jack Anderson mit Informationen über die Castro-Mordaktivitäten informierte, was Anderson am 18.1.71 publizierte. In einem streng geheimgehaltenen Treffen mit der Untersuchungskommission am 23.4.76 erzählt Roselli über die Rollen von Giancana, Sinatra, Campbell und Trafficante bei den Castro-Mordversuchen. Roselli verschwindet nach dem Abendessen mit Santos Trafficante am 3.8.76 in Miami spurlos. Er wird an Bord einer Jacht, die einem Freund von Trafficante gehört, ermordet und später in einer Öltonne halbverwest in Florida angeschwemmt. Leo Moceri und Daves Sohn Ron Yaras, der vermutlich der Mörder Rosellis ist, werden ebenfalls 1976 umgebracht.

Judith Campbell Exner trifft sich einen Tag nach der Ermordung Giancanas mit einem Anwalt der Church-Kommission und ist zu eingeschüchtert, um die ganze Wahrheit zu erzählen. Die unpräzisen Fragestellungen der Kommission machen es ihr leicht, ohne Meineid ihre Rolle zwischen Kennedy und Giancana zu vertuschen. Trotzdem ist sie die erste Frau, die ihre Affäre mit dem Präsidenten zugibt.
Dank dem ehemaligen Redenschreiber Nixons, William Satire, bleibt sie während sechs Monaten in den Schlagzeilen von New York Times, Washington Post, Newsweek und Time Magazine, womit versucht wird, den Demokraten für die Mordkomplotte der CIA verantwortlich zu machen.

Scott Meredith organisiert Ovid Demaris, der zuvor ein wohlwollendes Buch über Hoover schrieb, als Ko-Autor des Buches von Campbell, dessen Serienrechte er für $150’000 an den National Enquirer verkauft. 1968 schrieb Demaris mit Gary Wills auch ein Buch über Jack Ruby, das sich vorwiegend auf Informationen von Bill Alexander stützte und die Thesen der Warren-Kommission stärken sollte.

William Harvey, der die Mafia/CIA-Komplotte leitete und sich mit Angleton und Roselli am 27.1 1 .67 im Madison Hotel in Washington traf, stirbt am 9.6.76 angeblich an einem Herzinfarkt, nachdem er gegenüber der Rockefeller-Kommission konkrete Angaben über die CIA-Projekte zur Ermordung von ausländischen Politikern machte.
Diese Aussagen zwingen McGeorge Bundy und Richard Bisseil dazu, ihre Aussagen zu revidieren. James Angleton erzählt nach seiner Pensionierung, er wisse, welche Mitglieder der Mafia-Familien von New York und Chicago Giancana umgebracht hätten. Er macht das Church-Committee für den Tod von Giancana und Roselli verantwortlich, da die beiden gezwungen worden seien, die omertä zu brechen. Richard Nixon, der die Mordaktionen gegen Castro forcierte, besteht auf seiner Immunität, und kann nicht vernommen werden. Er droht mit dem Gebrauch des 5. Zusatzartikels und einem Arztattest, sollte man ihn nach Washington berufen, obwohl er erst kurz zuvor beim Golfspiel fotographiert wurde. Schliesslich einigt man sich wegen „nationalen Sicherheitsgründen“ darauf, dass er schriftlich einige abgesprochene Fragen beantwortet, von denen sich keine einzige auf Kuba oder Castro bezieht.

Die Church-Kommission untersucht auch die wirtschaftliche Korruption. 1973 zahlten die US-Firmen, allen voran die Öl- und Waffenfirmen, über $200 Mio. Schmiergelder an Politiker. Einige Beispiele:
Exxon liess seit der Ermordung von Enrico Mattei $50 Mio. über ihre Tochter an italienische Regierungsparteien überweisen.
Ashland Oil, die Gelder der CIA weiterleitet, verschaffte dem Präsidenten von Gabun, Albert Bongo, ein Taschengeld von $150’000.
Flugzeugbauer Northrop gründete die Scheinfirma Marketing Research in der Schweiz, über die sie beispielsweise $450’000 an zwei saudische Generäle, die bei der Beschaffung von Aufträgen besonders hilfreich waren, bezahlte. US-General Jablonski transportierte für Northrop einen Teilder $11 Mio. für einen Deal mit dem Iran in einem Köfferchen in die Schweiz, wo er dieSchmiergelder auf ein Nummernkonto einzahlte. Auch der französische General Stehlin steht als Spitzel bei den europäischen Spitzenpolitikern auf der Lohnliste Northrops.
Lockheed zahlte seit 1970 rund $22 Mio. Schmiergelder in allen NATO-Staaten, auch an die CDU und Franz Josef Strauss, den japanischen Premier Kakuei Tanaka, den italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti, den Präsidenten Giovanni Leone und den Verteidigungsminister Mario Tanassi oder den holländischen Prinz Bernhard in seiner Funktion als Generalinspekteur der niederländischen Streitkräfte.

Aussenminister Henry Kissinger setzt sich vehement für die Geheimhaltung der Bestochenen ein. Nachdem herauskam, dass die United Brands Richard Nixon und den honduranischen Präsidenten Oswaldo Lopez geschmiert hatte, stürzt sich der Aufsichtsratsvorsitzende Eli Black aus dem 44. Stocks seines Büros. Leidtragende bei den Bestechungsgeldern sind aber immer die Steuerzahler, da die Kickbacks für die Politiker auf den Verkaufspreis draufgeschlagen und in der Regel miese Geschäfte abgeschlossen werden. Die Kommission veröffentlicht 1976 ihre Studie über die Geheimdienste, was für die Praxis der CIA ohne Konsequenzen bleibt.

Die Rockefeller-Kommission zur Untersuchung illegaler Aktivitäten der Geheimdienste veröffentlicht die LSD-Experimente des MK/ULTRA-Projekts der CIA an Ahnungslosen, die von Sidney Gottlieb und Richard Helms in Zusammenarbeit mit George White von der Drogenfahndung organisiert wurden.
CIA-Direktor William Colby muss aufgrund der Enthüllungen zurücktreten. Die Rockefeller-Kommission empfiehlt schliesslich grössere Geheimhaltung bei den verdeckten Operationen und der Klassifikation von Informationen.

Präsident Gerald Ford gründet das Intelligence Oversight Board unter Botschafter Robert D.Murphy, das die Geheimdienste besser überwachen sollte. Aber das Justizministerium beschliesst, dass CIA-Direktor Richard Helms für die Experimente des Geheimdienstes mit Drogen nicht zur Verantwortung gezogen werden darf. Ford führt schliesslich mit der Executive Order 1 1905 die stärkere Bestrafung der Weitergabe von geheimen Informationen ein, was auch die Journalisten mundtot macht.

So wird Daniel Schorr von der CBS entlassen und einer Hexenjagd des House Ethics Committee ausgesetzt, weil er den Pike Committe-Report an die Village Voice weitergibt. W.A.Harriman half William Paley beim Aufbau der CBS, und Prescott Bush war in den 50er Jahren einer der CBS-Direktoren.

Quellen : Fredet: 80, Hersh: 188ff,295, Schulz: 176,328, Scott (1993): 171,174,194ff,353,Weberman (0) :18, (7): 42, Giancana: 537-549, Potter: 4, Groden/Livingstone: 357,377-380, Davis (1988): 375f, Callahan: 113, DiEugenio (1997): 4ff, Olgiatti.
November 1975 Nelson Rockefeller und George Bush

Ford gibt beim sogenannten „Halloween massacre“ am 3.1 1 .75 bekannt, den zu gesprächigen CIA-Chef William Colby abzusetzen und Nelson Rockefeiler nicht als Vizepräsidenten für die Wahlen 1976 in Betracht zu ziehen. Der von Kissinger als „permanenter Kriegstreiber“ bezeichnete Donald Rumsfeld ersetzt James „Dr. Strangelove“ Schlesinger als Verteidigungsminister. National Security Council-Direktor und Aussenminister Henry Kissinger wird durch General Brent Scowcroft ersetzt.
Rogers Morton übernimmt das Handelsministerium und Richard Cheney wird Stabschef des Weissen Hauses. Sarah Jane Moore und Lynette „Squeaky“ Fromme versuchen daraufhin unabhängig voneinander, Ford im Auftrag Rockefellers umzubringen.

Ford möchte, wie Ronald Reagan später auch, Edward Bennett Williams als CIA-Direktor, was dieser beide Male abschlägt. Williams besitzt die Baltimore Orioles, kontrolliert die Washington Redskins, sitzt im Foreign Intelligence Advisory Board des Präsidenten und wird 1984 Präsident der Knights of Malta. Zu den Kunden seiner Anwaltskanzlei gehörten Senator Joseph McCarthy, Jimmy Hoffa, Adam Clayton Powell, Frank Costello, Sugar Ray Robinson, Bobby Baker, John Connally, das Democratic National Committee und die Washington Post. Williams ist dafür bekannt, dass er Prozesse vor ihrem Beginn lösen kann oder seine Anwaltskanzlei beide Seiten in
einem Prozess vertritt.

Ford ernennt daraufhin George Bush, der auf die Vizepräsidentschaft hoffte, zum CIA-Direktor.
Senatoren wie Frank Church oder Gary Hart opponieren gegen diese Ernennung, worauf ihn Leon Jaworski von den Watergate-Implikationsvorwürfen freispricht. Einer der wichtigsten Verbündeten zur Bestätigung (und danach) ist Leo Cherne, Sprecher der American Zionist Association, Mitglied der Bnai Brith und Gründer des International Rescue Committee zur Rettung der Juden aus Deutschland und dem Ostblock. Nach dem Krieg arbeitete der Neokonservative als Wirtschaftsberater für General Douglas MacArthur in Japan und setzte sein IRC als CIA-Front ein, finanziert über den J.M. Kaplan Fund und die Norman Foundation. Zudem arbeitete er mit Sir Percy Craddock und Sir Leonard Hooper vom britischen Geheimdienst zusammen und ist mit William Casey befreundet. Nixon ernannte ihn ins President’s Foreign Intelligence Advisory Board, das er 1976 präsidiert. Er gehört zum Herman Kahns Hudson Institute, New Yorks Freedom House, zur Robert O. Andersons National Commission und Nelson Rockefellers Third Century
Corporation und wird Mitglied des IOB zur „Überwachung“ seines Freundes Bush.

Dank der Executive Order 1 1905 erhält Bush mehr Machtbefugnisse als die vorherigen CIA-Direktoren.
Er ernennt Enno Henry Knoche und Admiral Daniel J. Murphy zu Vize-CIA-Chefs.
Direktor für verdeckte Operationen wird William Wells, der Theodore Shackley zu seinem Vize macht. Shackley war der Leiter der Operation MONGOOSE, am mörderischen PHOENIX- und am GLADIO-Programm dabei, wird 1979/80 Bushs „Redenschreiber“ und soll bei den Iran-Contra-Deals eine zentrale Rolle spielen. Shackley reorganisiert sein altes Netz mit Thomas Clines, Ed Wilson, Richard Secord und Albert Hakim.

Auch in seiner neuen Funktion als CIA-Chef führt Bush seine Ölgeschäfte mit Robert Mosbacher und Jim Baker weiter.
Die Securities and Exchange Commission zerstört die Unterlagen der Zapata von 1960-66 „aus Versehen„.
1969 kaufte seine Zapata die United Fruit of Boston, und United Fruit fusionierte mit John Morell zu United Brands. Unter anderem laufen auch Deals mit Jorge Diaz Serrano, dem Chef der staatlichen Ölgesellschaft Pemex von 1976-81 , der wegen Schädigung des mexikanischen Staats um $58 Mio. verurteilt wird.

Wenige Tage nach Bushs Antritt in Langley erscheinen die ersten Koreagate-Schlagzeilen in der Presse: Der CIA-Stationschef in Seoul Donald Gregg lieferte die Namen der demokratischen Repräsentanten, die von Tong Sun Park im Namen des südkoreanischen Diktators Park Chung Hee bezahlt und mit Call Girls versorgt wurden. Leon Jaworski wird für „the Democrats’ Watergate“ aus Houston eingeflogen und befragt Abgeordnete wie Carl Albert, der zurücktritt, oder Richard Hanna, der verurteilt wird. Bob Leggett, Joseph Addabbo, Cornelius Gallagher, Hugh Carey, Lester Wolf, Tip O’Neill und andere sind mit Suzi Park Thomson verhängt und/oder bezogen Schmiergelder vom koreanischen Geheimdienst KCIA.
Mit diesen Informationen zwingt Bush die Demokraten zur Tolerierung der verdeckten Aktionen der CIA, wie in Angola, Iran, Jamaica oder Mikronesien, dessen Vertreter in den Unabhängigkeitsverhandlungen von den USA während vier Jahren überwacht und ihre Telefone verwanzt werden.

Eine der Haupttätigkeiten Bushs besteht in der Geheimhaltung: der Lockheed-Skandal, der die japanische, deutsche, italienische und holländische Regierung destabilisiert, sein „Krieg“ gegen den italienischen Eurokommunismus, die Blockade der Panamakanalverhandlungen oder das erste Tien An Men-Massaker von 1976 werden nicht oder kaum kommentiert und Fragen in Bezug
auf die israelischen Atombomben, seine Europareise und sein Treffen mit Frank Sinatra nicht beantwortet.

1976 verkauft Bush seinem Militärfreund Jim Bath mehrere Flugzeuge der CIA, der damit die Skyways Aircraft Leasing auf den Kaiman-Inseln gründet. Hauptaktionär ist Khalid Salim Bin Mahfouz, Chef der mächtigsten Bank in Saudi-Arabien, der National Commercial Bank. 1988 wird Mahfouz mit 20% der Aktien zum grössten Investor der BCCI. Bath arbeitet auch als Mittelmann für Mahfouz Freund Salim Bin Laden, der das Vermögen seiner 53 Geschwister und ihres Baukonzerns verwaltet. Die auf $5 Mia. geschätzte Holding Bin Laden ist eng mit dem saudischen Königshaus verbandelt. Über Bath kauft Salem Bin Laden den Houston Gulf Airport.

Gerald Ford liess Ende 1974 über die CIA Militärmaterial für $25 Mio. nach Angola bringen, wo nach dem Ende der portugiesischen Kolonialherrschaft 1974 der Bürgerkrieg zwischen den von den USA gestützten FNLA- und Unita-Rebellen und der marxistischen MPLA voll entbrannte.
Bereits seit 1961 leistet die CIA den FNLA-Rebellen unter Holden Roberto finanzielle und militärische Hilfe. Roberto und CIA-Operationsleiter John Stockwell, der auch die 1966 gegründete Unita von Jonas Savimbi finanziert, arbeiteten bereits bei Kuba-Aktionen miteinander. Zum CIA-Personal gehören Stuart E. Methven, Samuel L. Martin, Roberto Benedetti, Nancy R. Buss, Peter
T. Hanson, Bruce Brett, Jeffrey Panitt, Victoria Viger, Bruce Barnard, Robert W. Carmen, Peter W.Comar, Wilfred Gagnon, William Harner, Richard J. Harrinson, Martin McFarlane, David S. Markey,Thomas T. Mix und Nick E. Unger.

Nach der Machtübernahme der Linken MPLA im November 1975 verlangt der CIA-Direktor weitere $100 Mio. vom National Security Council, das $31 Mio. bewilligt, neben den bereits zugesicherten $14 Mio. von Präsident Ford. Obwohl der Kongress mit dem Clark Amendment die CIA-Operationen in Angola verbietet, schickt George Bush mit der Operation IAFEATURE der Unita mindestens 22 Flugzeuge voll Waffen, und über Joseph Desire Mobutu werden $2 Mio. für die Rebellen bezahlt. Aber Kongos Diktator behält das Geld für sich, worauf die CIA-Rebellen laut Stockwell hungern.

Bei dem von der CIA finanzierten und inspirierten Bürgerkrieg stellt die Gulf Oil bis zum Ende des Bürgerkriegs alle Zahlungen an die marxistische Regierung von Agostinho Neto und Jose Eduardo dos Santos ein und entzieht dem Land somit die einzige Devisenquelle.

Zudem arbeitet die CIA mit dem französischen SDECE zusammen, da Frankreich ebenfalls Wirtschaftsinteressen verfolgt. SDECE-Agent Robert Denard rekrutiert Söldner für Angola, wofür Vernon Walters $250’000 zahlt. Die CIA veranlasst nach dem Zusammenbruch der FNLA den Einmarsch südafrikanischer Truppen in Angola, um die Unita zu stärken.

Südafrikas Angriffe gegen Namibia und Angola verursacht Hunderttausende von Todesopfer und materielle Schäden von $60 Mia. Schon Nixon kritisierte zwar die Apartheid, lockerte aber die Wirtschaftssanktionen gegen Südafrika. Nachdem die 1996 vereinbarte Integration der Unita in die Regierung 1998 scheitert, flammt der 1997 beendete Krieg wieder aus. Auch Harry Oppenheimer, Diamantmonopolist von De Beers und Drahtzieher der Politik in Südafrika, schickt Agenten seines eigenen Geheimdienstes nach Angola und unterstützt Jonas Savimbis Rebellenhorde. Der Kontakt kam über den dubiosen US-DiamantenkönigMaurice Tempelsman zustande, in dessen Dienst
auch der CIA-Agent John Stockwell steht, der die Unita mit Waffen versorgt. Auch Larry Devlin, Tempelsmans Vertreter in Zaire und Beteiligter an der Ermordung von Lumumba, arbeitet für den US-Geheimdienst.

Im April 1997 erwirbt das Konsortium der American Mineral Fields für $1 Mia. 51% der Kupfer- und Kobaltmine von Kolwezi in Zaire, deren Wert auf $8 bis $13 Mia. geschätzt wird. AMF schmiert Laurent Kabila, womit der Einfluss Frankreichs in der Region schwindet.

Citibank eröffnet ein Netz von Filialen in Afrika, Falconbridge aus Kanada investiert $1 Mia. in ein Nickelprojekt, Global Natural Resources baut die Ölförderung auf, General Motors investiert in Namibia, und Worldpeace plant ein digitales Radionetz über Satelliten dort. Allerdings hat Frankreich in Ländern wie Gabun oder dem Kongo mit dem Ölkonzern Elf und dessen eigenem Geheimdienst noch immer ein Staat im Staat, gegen den Chevron den Kampf aufgenommen hat, um die afrikanischen Schätze zu pündern und die Märkte zu erobern.

Quellen : Vogeler: 22f, Tarpley/Chaitkin: 114f, 185-209,250-285, Summers (2000): 189f, 355,504, Weberman (19): 26f,42-45, Schulz: 151, Narco-Col, CIA-Info: 14f, CNPC: 15f,23-28, Grill (1998a), (2000): 36, Chomsky (2001), Laurent: 29ff.
Dezember 1975 Osttimor

Kissinger, die CIA und die NSA unterstützen den indonesischen Präsidenten Hadji Mohamed Suharto, der nach der Eroberung Osttimors einen Genozid durchführen lässt.
Präsident Gerald Ford und Henry Kissinger befinden sich Anfang Dezember 1975 auf Staatsbesuch in Indonesien, und die einzige Bedingung der beiden ist, dass sie in den USA gelandet sein müssen, bevor die Invasion stattfindet.
Die geknechtete Insel war 400 Jahre lang unter portugiesischer Kolonialherrschaft, nur unterbrochen von der Annexion durch Japan im 2. Weltkrieg. In freien Wahlen hatten sich die Osttimoresen mehrheitlich für die Unabhängigkeit ausgesprochen und der Befreiungsbewegung Fretilin zur Macht verholten. Die Invasion Indonesiens wäre ohne die Einwilligung der USA unmöglich gewesen, die 20 Jahre lang die indonesischen Einheiten bewaffnet und ausgebildet haben, die gegen die Unabhängigkeitsbewegung vorgehen. Gerade mal neun Tage überlebt die Demokratische Republik Osttimor, bis Jakarta am 7.12.75 den Befehl zur Invasion gibt.
100’000 Menschen kommen bei der Eroberung der Halbinsel ums Leben. Ein Jahr später wird Ostimor völkerrechtswidrig als 27. Provinz Indonesiens annektiert. Von 1975 bis 1998 sterben insgesamt über 200’000 Menschen der etwa 800’000 Einwohner zählenden Bevölkerung Osttimors infolge der Besatzungspolitik durch das indonesische Militär. Sämtliche UN-Resolutionen, die ein Ende der indonesischen Besatzung fordern, werden ignoriert, was Kissinger verteidigt:


„Es widerspricht dem nationalen Interesse, den Indonesiern die Zähne einzuschlagen.“

Osttimor bleibt unter der indonesischen Herrschaft in jeder Beziehung unterentwickelt. Die Analphabetenrate etwa liegt bei 50%.
Die USA segnen alles ab, was Suharto in den 32 Jahren seiner Herrschaft bis 1998 tut. Trotz der Verurteilung Indonesiens durch die UNO nimmt Australien 1979 Verhandlungen mit der Besatzungsmacht auf, um sich Fischereirechte und Meeresbodenschätze, vor allem die Erdgas- und Ölvorkommen im Baya-Undan-Gebiet, zu sichern.

Unbehelligt von internationaler Aufmerksamkeit und Kritik führt Suharto von 1989 bis zu seinem Abgang auch Krieg in der an Erdöl- und Erdgasvorkommen und Tropenhölzern überaus reichen Region Aceh im Norden der Grossen Sundainsel Sumatra. Aceh wird das Versuchslabor zur Erprobung sämtlicher Methoden der „Aufstandsbekämpfung“, mit mindestens 12’000 Toten.

Suharto hatte 1968 dem amerikanischen Ölkonzern Mobil die exklusiven Förderungsrechte zugestanden, wofür er Aktien und andere Gefälligkeiten erhielt.
Die Bewegung Freies Aceh kämpft gegen die Ausbeutung und Unterdrückung der 4 Mio. Acehnesen durch die Amerikaner und das hochkorrupte indonesische Militär. Der seit der Übernahme durch Exxon 1999 grösste Ölkonzern der Welt lässt seine 3000 Mitarbeiter in Bukit Indah von Tausenden von indonesischen Spezialtruppen bewachen. Die „Exxon-Armee“ genannten Truppen ermorden, entführen, foltern und vergewaltigen die widerständischen Bauern und Bäuerinnen und brandschatzen und plündern ihre Dörfer, was die Konzernanwälte in einem von Opfern angestrengten Gerichtsprozess 2002 zugeben. Exxon Mobil habe keine Kontrolle über die Soldaten, obwohl sie von ihnen finanziert werden. Trotzdem wird der texanische Ölkonzern, der ein Joint Venture mit dem indonesischen Staatsunternehmen Pertamina unterhält, nicht verurteilt, weil das laut Washington den US-Interessen in Indonesien schaden könnte.

In einem Friedenspapier 2001 bietet die indonesische Regierung weitgehende Autonomie und die Beteiligung an den Einnahmen aus dem Gasgeschäft, gegen $1 Mia. an. Doch das Geld fliesst ironischerweise in die Militäroperationen in der Provinz, wo die Armee seit Mitte Mai 2003 erneut Krieg führt, diesmal mit der Begründung, den Einheitsstaat zu retten und den „Terrorismus“ zu bekämpfen.

Aufgrund des Tsunamis am 26.12.04 gerät Aceh und der schmutzige Krieg plötzlich in die Schlagzeilen. Das indonesische Militär, das allein die Verteilung der Hilfsgüter bewältigen könnte, benutzt die Katastrophe, um sich zu bereichern und die Guerillas und die sympathisierende Bevölkerung auszuhungern.

Als im Sommer 1997 Südost- und Ostasien von einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise erfasst, Milliardenbeträge aus der Region abgezogen und aggressiv gegen dortige Währungen spekuliert wurde, bricht Indonesiens vermeintliche Boomwirtschaft zusammen. Banken und Firmen gehen pleite und die Landeswährung Rupiah wird sieben Mal abgewertet. Die drastische Verteuerung von Lebensmitteln führt zu Plünderungen und Übergriffen gegen die chinesische Minderheit, die einmal mehr als Sündenbock für die Misere gelten.

Aufgrund der Auslandsverschuldung von annähernd $140 Mia. können die Weltbank und der Internationale Währungsfonds Indonesien zwingen, die geltende Höchstgrenze von 49% ausländischer Kapitalbeteiligung an indonesischen Unternehmen aufzuheben, den Grosshandel schrittweise für Ausländer zu öffnen, das Bankwesen gänzlich neu zu ordnen und über 80 avisierte Grossprojekte der Regierung auf Eis zu legen.
1998 übergibt Suharto die Amtsgeschäfte seinem Stellvertreter und langjährigen Vertrauten Habibie

Seit 1997 verloren etwa 40 Millionen Indonesier ihren Job,und das durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Einkommen sackte von umgerechnet über $1000 auf etwa $300 ab. 160 Millionen Indonesier, 70 Prozent davon in den ländlichen Regionen, leben unterhalb der Armutsgrenze von zwei Dollar täglich. Jakarta bringt 40 Prozent seines Haushaltsbudgets und 60 Prozent seiner Steuereinnahmen für den Schuldendienst auf, weshalb für Bildung, Gesundheit und bessere Umweltbedingungen praktisch kein Geld übrigbleibt. Von 1998 bis zum grossen Attentat von 12.10.02 in Bali mit über 200 Toten gibt es 178 Bombenanschläge.
Die gegen Suharto angestrengten Verfahren wegen Korruption und Amtsmissbrauch verlaufen dank ärztlichen Gutachten im Sande.
Bacharuddin Jusuf Habibie wurde nach seinem Studium an der Technischen Hochschule Aachen Direktor der Abteilung für angewandte Technologie des Rüstungsproduzenten Messerschmitt-Bölkow-Blohm in München. 1974 nach Indonesien zurückgerufen, wurde er 1976 zum Minister für Wissenschaft und Technologie ernannt. Seit dieser Zeit besetzt Habibie sämtliche wichtigen Posten im rüstungsindustriellen Bereich.

Nachdem er das Osttimor Referendum akzeptieren musste und die Timoresen Ende August 1999 mit überwältigendem Mehr für die Unabhängigkeit gestimmt haben, plündern, brandschatzen und zerstören die indonesische Armee (Operation SAPU JAGAD = totale Säuberung) und ihre verbündeten Milizen den Ostteil.
Das Progrom wurde von Oberst Tono Suratman angekündigt und wäre leicht zu verhindern gewesen, aber Bill Clinton weigert sich, über eine internationale Schutztruppe zu diskutieren.
Diese landet erst am 20.9.99, als über 10’000 Menschen umgekommen und 80% der Bevölkerung vertrieben sind. Trotzdem erhält Indonesien im Jahr 2000 einen Kredit von $4.3 Mia. Als sich die Unabhängigkeit Osttimors für 2002 abzeichnet, schliessen Australien und die USA im Juli 2001 einen Vertrag mit dem nun ärmsten Staat Asiens zur Sicherung der Öl- und Gasvorkommen im Timor Gap. Vor allem die ConocoPhilipps, der drittgrösste US-Ölkonzern, und der grösste australische Gas- und Ölproduzent Woodside, der zu 34% der Shell gehört, profitieren im Milliarden-Bereich, während die Insel trotz Entwicklungshilfe praktisch leer ausgeht.

Megawati Sukamoputri, die amtierende Präsidentin und Tochter des Staatsgründers, mutierte von einer Galionsfigur des demokratischen Aufbruchs nach kurzer Zeit zum .Maskottchen des Militärs’. Auch ihr Nachfolger, der Viersterne-General a.D. Susilo Bambang Yudhoyono, kann sich gegen den Machtfilz seiner ehemaligen Kollegen nicht durchsetzen.

Quellen : Paringaux, Werning (2003), Catry, M.Kessler.
1976 CIA in Libyen, England, Jamaika, Iran und Kuba

Als George Bush CIA-Direktor wird, geht sein Freund Francis Terpil nach Libyen, wo Muammar al-Gaddhafi 1969 in einem Coup die Macht übernommen hatte.
Terpil war von 1965-72 bei der CIA und gründete die International Technology, eine Tochter der Stanford Technology. Chef dieser auf
High-Tech-Elektronik spezialisierten Firma ist Albert Hakim, der die Savak beliefert.
Terpil arbeitet mit Edwin Wilson, der 1976 zusammen mit den CIA-Agenten William Weisenburger, David Christ und Thomas Clines Sprengstoff, Zeitzünder, Waffen und Redeye-Raketen über die CIA-Front Scientific Communications und die International Technology nach Libyen liefert. Wilson geschaftet mit dem Waffenhändler Samuel Cummings und sammelt ein Vermögen von $14 Mio.an.

Wilson schickt ehemalige Green Berets nach Libyen, um Terrortechniken zu lehren, und will Gaddhafi sogar Nukleartechnolgie verkaufen. Als Gaddhafi einen Gegner in Kairo umbringen lassen will, engagiert er Wilson, der dafür mit Rafael Quintero Kontakt aufnimmt. Laut „Chi Chi“ Quintero plant Wilson auch ein Attentat gegen den Terroristen „Carlos“. Ein Sprengstoffdeal für Libyen vermittelt Wilson mit den Brüdern Villaverde, ebenfalls Veteranen der Schweinebucht und der OPERATION 40. Wilson hat laut Scott Malone spezielle Kenntnisse über das Kennedy-Attentat.

Bush lässt die englischen Labor-Regierung von James Harold Wilson destabilisieren, der am 15.3.76 zurücktritt, und verhilft damit der faschistoiden Margaret Thatcher an die Macht. Peter Wright vom MI-5, Lord Victor Rothschild, James Jesus Angleton und George Bush lieferten das Material, mit dem der tschechische Dissident Josef Frolik in seinem Buch den Postminister John Stonehouse beschuldigt, ein kommunistischer Agent zu sein. Die CIA verwanzt Wilsons Räume und spannt das Private Eye Magazin für die Destabilisierung ein, an der vermutlich auch Tory- Aktivist Airey Neave beteiligt ist, der bereits Premier Edward Heath durch die „eiserne Lady“ ersetzen wollte.

Die jamaikanische Regierung von Michael Manley nimmt 1976 diplomatische Kontakte mit Kuba auf, worauf die USA mit wirtschaftlichem Druck, der Förderung der reaktionären Labour Party, der Organisation von Demonstrationen und Streiks und der Aufstellung bewaffneter Banden reagieren.
Die CIA gibt $10 Mio. aus zur Verhinderung der Wiederwahl von Manley, auf den drei erfolglose Mordanschläge verübt werden. Nach starkem Terror mit über 500 Toten siegt die rechte Oppostition bei den Wahlen 1980.

Am 28.8.76 werden in Teheran drei Amerikaner umgebracht, die an $500 Mio. teuren Installationen arbeiten, womit der Nahe Osten vom Iran aus elektonisch und fotographisch überwacht werden kann. Zuvor beklagte sich Botschafter Richard Helms bei George Bush über die Korruption im Rahmen des Projekts IBEX.

Am 8.10.76 wird ein kubanisches Flugzeug mit 73 Passagieren in die Luft gesprengt, womit der Konflikt zwischen Kuba und den USA wieder aktiviert werden soll. Die Polizei von Venezuela verhaftet daraufhin CORU-Führer Orlando Bosch und Luis Posada Carriles, ein Verbündeter von Bush-Mitarbeiter Felix Rodriguez. Bereits 1975 wurde die Ermordung von Henry Kissinger, der Kuba von der Proritätenliste gestrichen hatte, in Venezuela zusammen mit dem dortigen Präsidenten Dr. Roberto de Cardenas geplant. Als Cover sollte Bosch die Ermordung eines Verwandten von Salvador Allende dienen.

Unter der Aufsicht von John Paisley arbeiten zwei Gruppen an der Evaluation der strategischen Möglichkeiten und Absichten der Sowjetunion: ,Team A’ besteht aus CIA-Analysten, und ,Team B’ unter Harvard-Geschichtsprofessor Richard Pipes ist mit vielen Militärs bestückt. Die rechtsextremen Falken um Albert Wohlstetter, Richard Perle, Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz und Richard Cheney bestanden auf der Einrichtung eines alternativen Beurteilungsgremiums.

CIA-Chef George Bush beauftragt die ,Expertengruppen’ mit einem Gutachten zur Neubeurteilung der sowjetischen Bedrohung, was sein Vorgänger William Colby 1975 noch abgelehnt hatte.
Team B findet heraus, dass die Sowjetunion bei ihrer Rüstungstrategie nicht nur Defensivabsichten hegt und die USA 1980 mit einem thermonuklearen Krieg rechnen müsse. Mithilfe des Bedrohungsszenarios durch die Sowjetunion soll die Entspannungspolitik von Nixon sabotiert werden. Laut dem für die UdSSR zuständigen CIA-Analytiker Howard Stoertz ist die Amtszeit von Bush als CIA-Direktor „ein absolutes Desaster“.

Quellen : Constantine, Schulz: 328, CIA-Info: 15, Tarpley/Chaitkin: 277f,284„ Progressive Review: 6-12, Gremliza (1978b), Lienhard.
November 1976 Die Wahl von Jimmy Carter

Auf Initiative von David Rockefeller wurde die im Juli 1973 Trilaterale Kommission gegründet, die die Funktion des Bilderberg-Clubs übernehmen soll.
Dr. Joseph H. Retinger gründete 1952 die Bilderberg-Konferenz, eine alljährliche Versammlung der Spitzen von Wirtschaft, Militär, Wissenschaft und Politik unter Vorsitz des Prinzen Bernhard der Niederlande. An diesen Konferenzen und in anderen von Retinger iniziierten Organisationen wie der European League of Economic Cooperation werden wesentliche wirtschaftliche und politische Absprachen getroffen. Da die Bilderberg-Konferenz anfang der 70er Jahre zu bekannt wurde, flogen Retinger und Bernhard 1972 nach Washington und trafen sich mit Allen Dulles und Walter Bedell Smith, worauf die Gründung eines kohärenteren Gremiums beschlossen, in dem die Grosskapitalisten aus den USA, Westeuropa und Japans gemeinsame und geheime Strategien entwickeln können.

Unter dem Vorsitz von Zbigniew Brzezinski treffen sich jeweils zwischen 180 und 300 Vertreter des Establishments, zu denen Politiker wie Jimmy Carter, Henry Kissinger, George Bush, Bill Clinton, Valeri Giscard d’Estaing, Madeline Albright, Colin Powell, Dick Cheney, Donald Rumsfeld, Wirtschaftsvertreter wie der Spekulant George Soros, WTO-Chef Mike Moore oder FED-Direktor Alan Greenspan sowie Konzernbosse (etwa von Exxon-Mobil, General Electric, DaimlerChrysler, Levi-Strauss, Kodak, Xerox, ABB, Johnson&Johnson, Alcan oder Power Corporation) gehören. Die Kommission stellt sorgfältig ausgesuchte „Experten’ wie Samuel Huntington oder Michel Crozier an, die sich mit globalen Entwicklungen und Globalisierungs-Problemen beschäftigen und etwa das Übermass an Demokratie kritisieren.

Der politisch unbekannte zehnfache Millionär James Earl Carter wird auf Anregung der Trilateralen Kommission und mithilfe von Geldern der Standard Oil zum Präsidentschaftskandidaten nominiert. Gerald Ford wählte gemäss seinem Versprechen von 1974 nicht George Bush, sondern Senator Bob Dole aus Kansas zum Running Mate. Mit Wahlfälschungen im New York, Ohio und anderen Staaten wird Carter zum Präsidenten gemacht.
Fords Vizepräsident Nelson Rockefeller rät dem geschlagenen Präsidenten, nicht gegen die Wahlmanipulationen zu rekurieren.

19 Mitglieder der Trilateralen Kommission sitzen in der von Rockefeller kontrollierten Regierung Jimmy Carters, unter anderem Vizepräsident Walter Mondale, Aussenminister Cyrus Vance, der stellvertretende Aussenminister Warren Christopher, Sicherheitsberater Zbginiew Brzezinski, Verteidigungsminister Harold Brown und UN-Botschafter Andrew Young, der als einziger schwarzer Politiker die Vizepräsidentschaft Nelson Rockefellers unterstützte.

Mit der Veröffentlichung durch „Lecks“ der CIA-Teams B soll Carter, der zuerst Theodore Sorenson zum CIA-Direktor ernennen will, von seinen Rüstungsreduktionsplänen abgehalten werden. Aber Sorenson wird aus dem CIA-Lager dermassen torpediert, dass Carter auf NATO-General Bernard Rogers und dann auf Navy-Admiral Turner ausweicht.

Stansfield Turner erhält mit der finanziellen Verfügungsgewalt über alle Dienste grösseren Vollmachten und privatisiert einen Teil der Dienste wie dieNational Endowment for Democracy, ein Plan der auf Bush zurückgeht und unter Reagan offizielle Politik wird.
Die NED, an der Republikaner und Demokraten, das Aussenministerium und die CIA beteiligt sind, finanziert Parteien, Gewerkschaften, Zeitungen, Verlagen und Gruppen, die sich für „demokratische Ideen“ einsetzen, wie die die polnische Solidamosc, die ungarischen Samisdat-Verlage oder – später – die venezolanische Sumate gegen Hugo Chavez.

George Bush wird Vorsitzender der First International Bank, Direktor der First International Bankshares, des Baylor Medical College, Assistenzprofessor an der Rice University und betätigt sich als „Investbanker“ und Immobilienspekulant, letzteres im wesentlichen zur Steuerhinterziehung. Den Promoter der Ponderosa Forest Apartments-Deals, Fred M. Zeder, macht Bush später zum Botschafter. Zudem wird er Verwaltungsrat der Purolator Oil Company, der Eli Lilly & Co. und der Texas Gulf und verschafft seinem Freund J. Hugh Liedtke die Kontakte für Bohrkonzessionen im chinesischen Meer. Dubiose Geschäfte laufen mit Robert Mosbacher, der Bushs Wahlkampfkassen organisierte.

Die meiste Zeit verbringt Bush mit dem Aufbau einer Kampagnenmaschine für 1980 mithilfe von James Baker III, der Aktien bei Exxon, Mobil, Atlantic Richfield, Standard Oil of California, Standard Oil of Indiana, Kerr-McGee, Merck, Freeport Minerals und verschiedenen grossen Banken besitzt und die Kanzlei Andrews, Kurth, Campbell, & Jones leitet.
Mindestens 25 Geheimdienstoffiziere schliessen sich Bushs Kampagnenapparat an, darunter der ehemalige CIA-Stationshef in Taiwan und CIA-Vize-Direktor Ray Cline, sein Schwiegersohn Stefan Halper, der ehemalige CIA-Office of Security-Direktor Robert Gambino, der Chef der verdeckten Operationen im Fernen Osten General Richard Stilwell, Operationschef Theodore Shackley, Stationschef Daniel C. Arnold von Bangkok, Harry Webster, Bruce Rounds, Jon R. Thomas, Andrew Falkiewicz, Jack Coakley und die DIA-Direktoren General Sam V. Wilson und General Harold A. Aaron. David Atlee Phillips AFIO steht ziemlich geschlossen hinter Bush.

Richard Stilwell schuf das hochgeheime Intelligence Support Activity (ISA) der Army, das gemäss Colonel Albert Carones Tochter, unter anderem dem Drogenschmuggel in Südostasien diente. Carone arbeitet in den 80er als Bagman von Oliver North und steht in Kontakt mit Richard Stilwell, William Casey und dem Mafiaboss Paul Castellano. Die ISA und DIA stehen über Scott Weekly, einem ehemaligen Schulkollegen von North, in Verbindung mit dem Drogenhandelsnetz von Norwin Menses, Danillo Blandon und Ricky Ross.
Bush wehrt sich zusammen mit William Colby und E. Henry Knoche vehement gegen ein Gesetz, das den Geheimdienstagenten bei Androhung von Gefängnisstrafen Mord und verdeckte Operationen mit Anwendung von Folter oder biologischen Waffen verbietet und die strikte Kontrolle der Geheimdienste durch den Kongress durchsetzen will.

Quellen : Gremliza (1978b), Lienhard, Schellenbaum (1983), Constantine, Schulz: 328, CIA-Info: 15, Tarpley/Chaitkin: 288-301,411, Progressive Review, Ruppert, Golub (2003), Boiral, Schreiber.
März 1977 House Select Committee on Assassinations

Der Kongress beschloss im September 1976 die Gründung des House Select Committee on Assassinations, das im Februar 1975 von Henry Gonzales angeregt worden war, um die Ermordungen der Kennedys, von Martin Luther King und Gouverneur George Wallace zu untersuchen.
Zuerst werden Thomas N. Downing als Vorsitzender und Richard A. Sprague, gegen den eine Pressekampagne gestartet wird, als oberster Rechtsberater bestimmt. 1977 wird Gonzalez und nach einer weiteren Schmierkapagne Louis Stokes zum Vorsitzenden ernannt.
Im Juni 1977, nach einer Pressekampagne der CIA-treuen Journalisten Jeremiah O’Leary, David Burnham und George Lardner, vermutlich die letzte Person, die David Ferrie vor seiner Ermordung gesehen hatte, wird G. Robert Blakey zum obersten Rechtsberater des HSCA ernannt.
Mit Blakey kontrollieren die CIA und das FBI den Untersuchungsausschuss weitgehend, weshalb einige Untersuchungsbeamte den Dienst quittieren. Andere qualifizierte Wissenschaftler und Untersuchungsbeamte werden von Blakey gefeuert, der die Nachforschungen auf wenige Gebiete einschränkt.
CIA und FBI verzögern oder verhindern die Auslieferung von Akten, die auch manipuliert werden. CIA-Agent Regis Blahut, der für James McCord arbeitete, bricht beim Untersuchungsausschuss ein und versucht, Beweisunterlagen aus dem Safe, vor allem Photos vom Hinterkopf von JFK, zu fälschen. Er wird verhaftet, ohne dass es eine Strafverfolgung gibt. Die Untersuchung wird mit vielen Falschinformationen behindert. Als einziger Beamte, der von Anfang an dabei ist, verfolgt Gaeton Fonzi die Spuren zur Mafia und zu den Exilkubanern.

Am 12.3.77 sagt Jose Aleman über die Morddrohungen von Trafficante gegenüber Kennedy vor der Kommission aus. Der Mafiaboss von Florida Santos Trafficante verweigert am 16.3.77 vor der Kommission jede Aussage, ohne dass dies Konsequenzen hätte. Bei einer weiteren Aussage am 28.9.78 bestätigt er seine Beteiligung an der Konspiration zur Ermordung Castros, bestreitet aber entgegen der Aussagen Alemans die Vorkenntnisse der Ermordung Kennedys.
Bei einer zweiten Ausage 1978 schränkt Aleman seine Aussagen aus Angst vor Vergeltungsmassnahmen ein. Aleman läuft am 1 .8.83 Amok und schiesst auf jeden Menschen, der ihm begegnet, wobei er vier seiner Verwandten tötet. Nach einem Schusswechsel mit der Polizei begeht er Selbstmord oder wird von der Polizei tödlich getroffen. Er war überzeugt, dass seine Kongressaussage gegen Santos Trafficante den Verlust seines Vermögens von $30 Mio. und damit seinen Ruin bewirkt habe und befürchtete, dass die Mafia ihn und seine Familie umlegen wolle.

Trafficante machte Florida zum Zentrum des Drogenhandels, der in Asien und Lateinamerika einen spektakulären Aufschwung erlebt. Die ClA-gestützten Geldwaschanlagen Castle Bank, World Finance Corporation und die Bank of Perrine, die vom kolumbianischen Drogenkartell benutzt wird, haben ihre Hauptsitze in Florida. Trafficante hat bis zu seinem Tod 1987 keinerlei Schwierigkeiten mit den Behörden, die ihre Aufmerksamkeit auf Chicago und New York konzentrieren. Kurz vor seinem Tod sagt er zu seinem Rechtsanwalt Frank Ragano, dass sie nicht John, sondern Bobby hätten umbringen sollen, was Carlos Marcello viele Schwierigkeiten erspart hätte. Auch dieser steht am 11.1 .78 als Zeuge in einer Geheimsitzung mit strafrechtlicher Immunität vor Blakey.

Da der Rechtsprofessor die Schlussfolgerungen des Warren-Berichts bestätigen will, stellt er Marcello keine präzisen Fragen zur Kennedy-Ermordung, obwohl sich die Spuren zu Marcello kaum übersehen lassen. Marcellos Anwalt Jack Wassermann beginnt im Sommer 1979, die dank Harald Weisberg freigegebenen FBI-Akten über den Kennedymord mit einem Umfang von 220′OuO Seiten durchzuarbeiten, stirbt aber im Herbst an einem Herzinfarkt.

George DeMohrenschildt begeht angeblich am 29.3.77, einige Stunden, nachdem er vom Untersuchungsbeamten Gaeton Fonzi kontaktiert wurde, Selbstmord. Er suchte im Frühjahr 1976 aufgrund seiner chronischen Brochitis auf Empfehlung von Dr. Max Jacobson den in Dallas neu ansässigen Arzt Charles Mendoza auf. Dieser pumpte ihn mit Drogen voll, so dass er einen Nervenzusammenbruch erlitt und vier Suizidversuche unternahm. Nach nur neun Monaten gab Mendoza seine Praxis wieder auf, verschwand und hinterliess eine falsche Adresse.
Im Herbst 1976 beendete DeMohrenschildt sein Manuskript, in dem er eine Castro-Verschwörung mit Oswald als Sündenbock postuliert. Aufgrund eines angeblichen Suizidversuchs wurde er daraufhin im Parkland Hospital mit Elektroschocks behandelt. Aus Angst vor einem Attentat floh DeMohrenschildt Anfang 1977 zuerst nach Europa, dann nach Florida zu seiner Schwägerin, wo er einen Tag nach einem Treffen mit Edward J. Epstein mit einem Kopfschuss gefunden wird.
Willem Oltmans teilt danach mit, DeMohrenschildt habe ihm gesagt, dass H. Lamar Hunt hinter dem Kennedyattentat stehe und Kubaner ihn wegen der Schweinebucht erschossen hätten, eine Aussage, die er kurz darauf wieder dementiert. In DeMohrenschildts Adressbuch findet sich Name und frühere Adresse von CIA-Chef George H. W. Bush.
DeMohrenschildts Freund Paul Raigorodsky stirbt ebenfalls im März 1977.
Eine Woche später wird Carlos Prio Soccaras, Ex-Präsident von Kuba, der nach Zeugenaussagen mit Jack Ruby und Frank Sturgis in Verbindung gebracht wird, erschossen in seiner Miami Beach Garage gefunden.
Giancanas Leutnant Chuckie Nicoletti wird einen Tag vor seinem Termin vor der Untersuchungskommission auf einem Autoparkplatz mit drei Kugeleinschüssen im Hinterkopf gefunden.
William Pawley, der mit John Martino bei einem Kuba-Invasionsversuch zusammenarbeitete, erschoss sich angeblich am 8.1 .77. Laut Hemming wurde er erschossen, weil er unter Druck hätte plaudern können.

John Martino starb nach Angaben der CIA 1975 an einer Herzattacke, nachdem er seinem Businesspartner Fred Claasen anvertraut hatte, er sei ein Kontraktagent der CIA, Oswald sei von Anti-Castro-Gruppen aufgebaut worden und hätte im Texas Theater seinen Kontaktagenten der CIA treffen sollen.
William Sullivan wird angeblich bei einem Jadgunfall kurz vor seiner Vorladung beim Ausschuss erschossen.

Blakey unterminiert Mark Lanes Erkenntnisse zu Kings Ermordung mit einer Aussage von Alexander Anthony Eist, einem Polizisten, der von Scotland Yard wegen Falschaussagen gefeuert wurde und James Earl Ray Rassismus und Geständnis unterstellt. Lane selbst wird vom CIA-Journalisten Hugh Aynesworth und der New York Harald Tribüne mit sexuellen Verdächtigungen angeschwärzt.
Die Untersuchung der Fälle Robert F. Kennedy und George Wallace werden mittendrin gestoppt und fallengelassen.

Im Schlussbericht vom 29.3.79 stellt der Untersuchungsausschuss fest, dass weder der Secret Service noch das FBI oder die CIA in das Attentat von JFK involviert gewesen seien, obwohl beispielsweise nur Teile der CIA-Akte Oswald untersucht wurden. Die akkustischen Tests belegen eindeutig, dass nicht nur drei Schüsse von hinten auf Kennedy gefeuert wurden. Auch Blakey muss akzeptieren, dass es sich um eine Konspiration gehandelt haben muss. Wer jedoch an der „wahrscheinlichen Verschwörung“ beteiligt war, kann die Kommission nur vermuten: das Organisierte Verbrechen. Sie empfiehlt dem Justizministerium, den Fall weiterzuverfolgen, was dieses natürlich unterlässt. Blakey lässt das Material des Untersuchungsausschusses für 50 Jahre versiegeln.

Oswalds Leiche wird 1981 exhumiert, nachdem Michael Eddowes, der für den britischen Geheimdienst arbeitet, und Edward J. Epstein behaupteten, Oswald sei in Russland ausgewechselt worden. Die Leiche ist Oswald. Reagans Justizminister Edwin Meese stoppt alle Bemühungen zur Wiederaufnahme der Untersuchung und Klärung der widersprüchlichen Schlüsse des House Select Committees.

Quellen : Pease (1997), DiEugenio (1997): 2, Groden/Livingstone: 107,304-400, Marrs: 518-554, Callahan: 116-120, Davis (1988): 381-389,393-399,401-416, Weberman (8) 56-61 ,(12):24, Olgiatti,Bartholomew: 53, CIA-Info: 15.
März 1978 Aldo Moro

Seit sich die italienischen Kommunisten, die als zweitgrösste Partei ein Drittel des Parlamentes ausmachen, von der Sowjetunion lösten, plant DC-Parteipräsident Aldo Moro die Bildung einer Koalitionsregierung, um eine Rechtsregierung zu verhindern. Der rechte Flügel der Christdemokraten unter Gulio Andreotti, die CIA, der italienische Geheimdienst SISDE und die P2 arbeiten zusammen, um die erste europäische Regierung mit Beteiligung der Kommunisten zu verhindern, notfalls mit einem Putsch.

Um eine Legitimationsbasis zu schaffen, inszenierte Propaganda 2-Chef Licio Gelli eine „linke“ Terrorwelle, wozu Roberto Calvi die Geldmittel beschafft. Um den geplanten Umsturz propagandistisch abzusichern, soll das einflussreiche Verlagshaus Rizzoli, Eigentümerin der Corriere della Sera, eingesetzt werden, dessen Direktor Bruno Tassan-Din ebenfalls P2-Mitglied ist.
Der militärische Verbindungsmann in der US-Botschaft Dominic Perrone koordiniert die „Anti-Terror“-Kampagne der italienischen Regierung.
US-Aussenminister Henry Kissinger drohte Moro bereits 1974, er werde es teuer bezahlen, falls er die Kommunisten in die Regierung miteinbeziehe. Ray Cline, Ex-Geheimdienstchef und Leiter des Zentrums für Strategische Studien des Aussenministeriums in Washington, veranstaltete im April 1976 gemeinsam mit Kissinger eigens zum Problem Italien eine Tagung, wo er davon ausgeht, dass die CIA es lösen müsse, was dann in Zusammenarbeit mit Licio Gelli geschieht.

Am Morgen der geplanten Regierungsbildung, dem 16.3.78, wird Moro in der Via Fani gekidnappt, wobei die fünf Männer seiner Eskorte im Kugelhagel von Valerio Morucci ums Leben kommen. Die Nachricht der Entführung verbreitete sich bereits vor der Durchführung, weshalb eine sofortige Nachrichtensperre verhängt wird.
39 der am Tatort gesicherten 67 Geschosse sind mit einem Schutzlack zur dauerhaften Lagerung überzogen, was auf Munition aus den GLADIO-Beständen verweist. Der Geheimdienstoberst Guglielmi, ein GLADIO-Ausbilder, befindet sich am Morgen des Überfalls vor Ort.
Kurz nach dem Attentat sind die Telefonleitungen in der Umgebung für eine Stunde gestört, was die Verfolgung der Attentäter erschwert. Die Aufnahmeleitungen der Telefongesellschaft bricht genau in dem Moment zusammen, als zwei Anrufe der Roten Brigaden bei der Tageszeitung II Messaggero eingehen, so dass nicht festgestellt werden kann, woher sie kommen. Der Chef der Telefongesellschaft SIP ist Mitglied der P2.

Der Führer der Roten Brigaden Mario Moretti gehört zum gewaltbereiten Flügel der Roten Brigaden und wird vom Geheimdienst geschützt, weil er als Agent tätig ist. Dagegen wird der intellektuelle Flügel verfolgt und verhaftet. Der Philosophieprofessor Antonio Negri, der eine Autonomietheorie gegen die Staatsgewalt vertritt, sitzt als angeblicher Kopf und Ideologe der Roten Brigaden drei Jahre in Untersuchungshaft.

Die Geheimdienste haben Provokateure in der radikalen Fraktion der Brigaden, weshalb das Zusammenspiel von Verfolgungsbehörde und Terroristen perfekt funktioniert.

35’000 Soldaten und Polizisten unter der Führung von Innenminister Francesco Cossiga und den P2-Mitgliedern Generalmajor Gulio Grassini, Chef des SISDE, Militärgeheimdienstschef General Santo Vito, und dem Chef aller Geheimdienste Walter Pelosi „suchen“ das Versteck. Moro beginnt in seinen Briefen, Staatsgeheimnisse auszuplaudern: er spricht von GLADIO, bezeichnet Andreotti als Mann der CIA, legt Hintergründe der Strategie der Terroranschläge offen und denunziert die aktive Beteiligung des italienischen Geheimdienstes und der CIA an den Terroranschlägen.

Am 9.5.78 wird der von Moretti ermordete Moro in einem Auto gefunden, und Gulio Andreotti bleibt Ministerpräsident, ohne dass die Kommunisten beteiligt werden.

Quellen : Busse/Bobbi, Herzog: 14-17, Loeb, Agee: 24f, Igel.
September 1978 Papstmord

Der unkooperative, weil zu seriöse Johannes Paul I. wird nach nur 33 Tagen im Amt am 29.9.78 umgebracht.

Am Tag zuvor beschloss der Papst, Paul Marcinkus von der Spitze der Vatikanbank zu entfernen und die Drogen- und Waffengeschäfte von Marcinkus, Michele Sindona, Michele Greco, Licio Gelli und Roberto Calvi untersuchen zu lassen.

Um die vom IOR kontrollierte Ambrosiano nicht nur zu leiten, sondern zu besitzen, kaufte Calvi seit 1975 über Scheinfirmen in Liechtenstein und Panama Ambrosiano-Aktien auf, die er mit Krediten von insgesamt $1 ,4 Mia. finanzierte. Trotz seiner Unterstützung der Propaganda 2 wandte sich sein ehemaliger Mentor Michele Sindona 1977 gegen ihn, weil er sich wegen der Übernahme verraten fühlte. Sindona begann, Calvi zu sabotieren, indem er die Mailänder Bankenszene, einen Enthüllungsjournalisten und den Gouverneur der italienischen Zentralbank, Paolo Baffi, mit Informationen versorgte.

Der neue Chef der Banküberwachung, Mario Sarcinelli, begann eine Untersuchung gegen die Italcasse, die zur Verhaftung von beinahe 50 Sparkassendirektoren führt. Im April knöpfte sich Sarcinelli die Ambrosiano vor, in deren Hauptsitz im November Beweise für illegale Finanztransaktionen konfisziert werden. Das Vorgehen gehen Italcasse, Ambrosiano und die Sindona-Bank führte zu Anklagen gegen Baffi und Sarcinelli am 24.3.79.

Staatsanwalt Emilio Alessandri, verantwortlich für die Untersuchung der Ambrosiano, wurde am 29.1 .78 ermordet.
Anwalt Giorgio Ambrosoli, der mit der Liquidation der Sindona-Bank betraut ist, wurde im Auftrag Sindonas am 12.7.78 vor seinem Haus für $50’000 von William Arico erschossen.
Die Bank von Italien schickt daraufhin keine Inspektoren mehr, sondern beschränkt ihre Kontrolltätigkeit auf die Anfrage von Informationen. Um von seinem Bankrott abzulenken, lässt sich Sindona 1979 selbst von einer Gang namens „Anonimi Sequestri“, der der Mafiapfarrer Agostino Coppola angehört, in New York entführen, und fliegt dann nach Sizilien, um seine Geschäfte zu konsolidieren.

Hinter den Kulissen setzen der Christdemokrat Giulio Andreotti und der Sozialist Bettino Craxi alle Hebel in Bewegung, um einen Skandal um Calvi und die P2 zu verhindern. Ihre Manöver werden von Francesco Pazienza, Mitarbeiter des italienischen Geheimdienstes SISDE wie der CIA, koordiniert.

Andreotti, siebenmaliger Regierungschef, 21facher Minister und Senator auf Lebenszeit, hat über seinen Freund Salvatore Lima, Bürgermeister von Palermo in den sechziger und siebziger Jahren, Kontakte zur Mafia.
Limas Vater war schon ein „Uomo d’onore“, und sein Bauressortchef Vito Ciancimino ist der erste hochrangige Politiker, der wegen Zugehörigkeit zur Mafia von einem Gericht rechtsgültig verurteilt werden konnte.

Die Mafia beschafft den Christdemokraten Gelder und Stimmen bei den Wahlen als Gegenleistung für verschleppte Justizverfahren, weshalb viele erstinstanzlich verurteilte Mafiosi wegen Fristüberschreitung freigelassen werden. Besonders der oberste Kassationsrichter Corrado Camevale in Rom annulliert dauernd Urteile wegen Formfehler und entlässt Dutzende von Mördern, weshalb er den Übernahmen ,Ammazzasentenze’ (Urteilskiller) erhält.
Lima veruntreut Milliarden von den Hilfszahlungen Roms für den Wiederaufbau von Palermo und kassiert beträchtliche Summen für die Protektion von Mafiaboss Toto Riina. Am 12.3.92 wird Lima ermordet, weil er die Absolution der Mafiosi nicht mehr garantieren kann.

Während seiner über sechszehnjährigen Amtszeit als Vorsitzender der Sozialistischen Partei schaffte es Bettino Craxi, aus der linken Reformpartei ein unprogrammatisches Klientel- und Günstlingskartell zu machen, das als unverzichtbarer Mehrheitsbeschaffer der DC mithelfen darf, den italienischen Staat zu plündern. Auf Befehl Craxis befreien die Carabinieri in den 80er Jahren den verhafteten palästinischen Terroristenführer Abu Abbas, dessen Truppe das italienische Kreuzschiff „Achille Laura“ kaperten, und schieben ihn nach Jugoslawien ab.

Der Journalist Carmine „Mino“ Pecorelli, der in einem Bericht behauptete, Gelli sei ein Mitarbeiter des Geheimdienstes SISDE und im 2. Weltkrieg Doppelagent gewesen, wird am 20.3.79 in seinem Auto mit vier Schüssen ermordet.
Der Herausgeber des Osservatore politico hatte auch Enthüllungen über Gulio Andreotti angekündigt, worauf Andreotti die Mafia um Elimination bat. Andreotti wird zusammen mit dem sizilianischen Mafiaboss Gaetano Badalamenti aufgrund der Aussagen des reuigen Mafiabosses Tommaso Buscetta am 1 5.1 1 .02 zu je 24 Jahren Gefängnis verurteilt, was Andreotti dann aber wieder abschmettern kann.

Die Blockierung der Untersuchung erlaubt Calvi, die Auslandaktivitäten über die Banca del Gottardo in der Schweiz, aber auch auf den Bahamas und in Lateinamerika zu verstärken. Licio Gelli hat die Idee, vom Kampf der Sandinisten gegen Somoza zu profitieren. Die Ambrosiano beginnt 1978, Land und Besitz der reichen Nicaraguaner, die den Sieg der Sandinisten befürchten und das Land verlassen, zu Schleuderpreisen aufzukaufen.

Quellen : Meurice, Hartmann (1992): 9, Knopp/Remy/Dehnhardt, Giancana: 268, Blondiau/Gümpel,Uesseler/Saupe: 30-37, Gurwin: 50-56, Raith: 109-1 18, Hartmann (1993c): 5, von Dohnanyi (2001g): 5, Meiler. Meurice, Hartmann (1992):9, Knopp/Remy/Dehnhardt, Giancana:268, Blondiau/Gümpel, Uesseler/Saupe:30-37, Gurwin:50-56, Raith:1 09-1 18, Hartmann (1993c):5, von Dohnanyi (2001 g):5, Meiler,
November 1978 Jim Jones-Sekte

Im Dschungel von Guyana bringen sich am 18.1 1 .78 um die 200 Mitglieder der Sekte People’s Temple um. Ihr Anführer James Warren Jones putschte seine Anhänger in einem einstündigen Zeremoniell so weit hoch, dass ein Teil der Gläubigen ihre Portion Zyankali schlucken. Allerdings machen viele beim geplanten Massenselbstmord nicht mit und flüchten in den Dchungel, wo sie einige Tage später von US-Truppen ermordet werden, ebenso wie Jones selbst auch.
Jim Jones, Sohn eines Ku Klux Klan-Mitglieds, gründete 1956 in Indianapolis seine stark hierarchisch-autoritäre Kirche, die ihre Mitglieder vor allem aus der schwarzen Unterschicht und den militanten Studenten rekrutiert. Er verfügt über eine persönliche Leibwache und hält seine Leute mit Repressionen bei der Stange, wobei sich seine Gemeinde in den 70er Jahre zu einer politischen Macht entwickelte. Kritik an seinen Wunderheilungen, Folterungen, Drogenanwendungen und sexuellem Missbrauch konnte der für die CIA arbeitende Jones mithilfeon Geld und Einschüchterungen immer wieder verhindern. Die Gläubigen sind Versuchskaninchen für Verhaltenskontrollprogramme.
Jones verlegte den Sitz seiner Sekte mit 1200 Mitgliedern im August 1977 aus Gründen der Tarnung nach Guyana, wo verschiedene „wissenschaftliche“ Tests an den Sektenmitgliedern ausprobiert wurden. Jones ist ein Freund von Dan Mitrione, der Polizeichef in Indiana war und mit der AID 1962 und 1963 am Destabilisierungsprogramm der CIA gegen die Goulart-Regierung in Brasilien wegen dessen Bodenreformen mitarbeitete. In Montevideo war Mitrione gegen die Stadtguerilla aktiv, indem er Gefangene mithilfe von Sodium Penthotal verhörte, das auch bei Jones eingesetzt wurde. Mit in der „Jonestown“-Kolonie sind CIA-Agent Philip Blakey und die Botschafter Richard Dwyer und John Burke, die People’s Temple unterstützen. Jones und der guyanische Premierminister Forbes Burnham haben häufigen Kontakt, und die Sekte unterstützt den „sozialistischen“ Diktator schlagkräftig. Mit der Ermordung des Oppositionsführers Walter Rodney 1980 kann die CIA die Position von Burnham sichern, der bis zu seinem Tod 1985 Staatspräsident bleibt.

Der Abgeordnete Leo Ryan interessierte sich für die Aktivitäten der Sekte, wird aber von allen Seiten an Nachforschungen gehindert. Am 17.1 1 .78 kann er schliesslich das Sekten-Gelände besuchen. Ein Dutzend der Mitglieder wollen den Dschungel am nächsten Tag mit Ryan verlassen und fahren mit zum Flugplatz, wo der Schwager von Blakey, Larry Layton, Ryan, drei Journalisten und eine Abtrünnige erschiesst. Am folgenden Tag finden guayanische Soldaten 383 Leichen, davon 83 Kinder.

Am 21.11 .78 treffen US-Soldaten ein, wonach die Zahl der Toten am 24.1 1 . auf 775 und bis am 27.1 1 . auf 909 ansteigt. Layton wird freigesprochen, weil zur Tatzeit „hirngewaschen und unter Drogen“ war. Sein Vater Laurence Layton, ebenfalls ein Unterstützer und Financier von Jones, war von 1946 bis 1951 Chef-Biochemiker für chemische Waffen bei der US-Army.

Quellen: Weber: 6-28.
1979 Atomkriegspläne

Die USA planen 1979 den atomaren Erstschlag gegen die Sowjetunion von Europa aus.
Admiral Gene La Roque:
„Der 1 . Weltkrieg wurde in Europa ausgetragen. Den 2. Weltkrieg haben wir in Europa ausgetragen. Und die meisten Amerikaner würden den 3. Weltkrieg ebenfalls lieber in Europa austragen.“

Bereits 1949 kam eine Studie über einen Atombombenangiff auf 70 russische Zielgebiete zum Schluss, dass trotz 2,7 Mio. Toten und 4 Mio. Verletzten „die Vorzüge eines frühen Atomwaffeneinsatzes hervorragend“ seien. Auch nach der Zündung der ersten russischen
Atombombe 1949 wurden immer wieder Pläne für einen begrenzten Atomkrieg in Europa entwickelt, den die USA aufgrund der technologischen Überlegenheit gewinnen würden.
Die Mittelstreckenraketen mit den durch Computer einzeln gesteuerten Mehrfachsprengköpfen erlauben den USA, alle strategischen Ziele bei einem Erstschlag zu vernichten. Ex-AEC-und Ex-CIA-Direktor und Ex-Verteidigungs- und Ex-Energieminister Arthur Schlesinger:
„Wir wären Narren,unseren technischen Vorsprung nicht konsequent auszunutzen.“

Allerdings haben die UdSSR seit 1959 (1060 Atombomben, USA: 15468) mächtig aufgeholt und besitzen nun mehr Sprengköpfe
(25’393) als die USA (24’424). Beim Zusammenbruch 1991 verfügt die Sowjetunion über rund 39’000 Atomsprengköpfe, die USA hat 22’827.

Seit 1945 verfolgen die USA das Konzept der vorgeschobenen Stützpunkte, von den sie allein in England 103 haben. Ein Geheimbeschluss der NATO 1979 sieht die Stationierung von 572 Marschflugkörpern und Pershing-Raketen in England und Deutschland vor. La Roque:

„Die Entscheidung, in Europa Atomwaffen einzusetzen, ist allein eine US-amerikanische Entscheidung.„

Europa wird damit zur Geisel der US-Machtpolitik und geplanter Kriegsschauplatz. Eugene Rostow:
„Japan hat schliessslich nicht nur überlebt, sondern ist nach dem Atomangriff erst richtig aufgeblüht.“

Das Pentagon geht in einer Studie von 1980 davon aus, dass die USA auch einen totalen Atomkrieg gewinnen würde. Seit 20 Jahren bereitet sich die Federal Emergency Management Agency auf ein Leben nach dem Atomkrieg vor, wozu sie 2 Mio. überlebenswichtige Objekte wie Militäranlagen, Farmen, Staudämme oder Bevölkerungzentren erfasst hat und über das Land verteilte Materialzentren aufbaute, in denen beispielsweise 32 Tonnen Opium für die vermuteten 32 Mio. Verletzten von 93 Mio. überlebenden Amerikanern lagern. „Abrüstungsexperte“ Eugene Rostow: „Wir leben in einer Vorkriegsära, nicht in einer Nachkriegszeit.“

Nach dem Machtantritt von Ronald Reagan forcieren die USA die Kriegsvorbereitung: Obwohl die Staatsverschuldung die Billionengrenze überschreitet, wirddas Rüstungsbudget von $130,4 Mia. auf $220,2 Mia. erhöht.
1981 zünden die USA die erste Neutronenbombe, die nur die Menschen umbringt, aber das Material weitgehend intakt lässt. 1979 umfasst das Auslandhilfemilitärproramm an korrupte und reaktionäre Regimes $96,8 Mia.

Quellen : Pilger: 50-56, Engberg: 6-13, Kolloch: 65f, Moore (2001).
Februar 1979 Revolution im Iran

Trotz massivstem Terror kann die iranische Geheimpolizei SAVAK die Revolution der Fundamentalisten nicht verhindern.
Seit 1976 lieferte Richard Armitage von der CIA-Station in Bangkok Gelder aus dem Opiumhandel mit Vang Pao nach Teheran für die Finanzierung von Operationen, um militante Schahgegner zu eliminieren.
Der Pentagon-Verantwortliche Erich von Marbod und Generalmajor Richard Secord belieferten die Luftwaffe des Schahs mit Waffen. Secord wird als ranghöchster Luftwaffenoffizier mit dem gescheiterten Geiselbefreiungsversuch im Iran zu tun haben. Für die Waffen- und Drogengeschäfte wurdenverschiedene Scheinfirmen in der Schweiz, in den USA und in Zentralamerika gegründet, in denen Theodore Shackley, Thomas Clines, Albert Hakim und Edwin Wilson auftauchten, die offiziell aus der CIA austraten.

Nach der Flucht des Schahs übernimmt der 1963 ins Exil gegangene Ayatollah Khomeini mit seinem Revolutionsrat die Macht im Iran und zerschlägt die Savak.
Die CIA unterstützt die Exilirani,beispielsweise sponsert sie deren Radio in Paris mit $200’000 pro Monat und beschafft Waffen für
den geplanten Kampf gegen die Fundamentalisten. Diese Finanzkanäle dienen auch den im Camp David-Abkommen zwischen Menachim Begin und Mohammed Anwar as-Sadat unter anderem ausgehandelten Waffenlieferungen Washingtons an Ägypten, die dank Erich von Marbod über Sytems Service International (von Clines und Shackley), International Research and Trade (von Wilson) und Egyptian American Transport and Services Corporation (von Wilson und Salem, einem ehemaligen Offizier des ägyptischen Nachrichtendienstes) abgewickelt werden.

Quellen : Abramovici/ Decomoy: 1 1 , Barker, Hennelly, Ben-Menashe, Progressive Review: 5ff, Schelbert: 12, Ranelagh/Treharne: 3.

Juli 1979 Revolution in Nicaragua

In Nicaragua muss Anastasio Somoza Debayle, dessen Familie das Land faktisch besitzt, zurücktreten und am 17.7.79 fliehen.
Anastasio Somoza Garcia, Chef der US-trainierten Nationalgarde, übernahm 1934 die Macht, indem er Augusto Sandino während den Verhandlungen über eine Koalitionsregierung kaltblütig umbringen liess. Sandino hatte bei den US-Marines gekämpft und die Regierung nach einem siebenjährigen Guerillakrieg zu Verhandlungen gezwungen. Nach der Ermordung seines diktatorischen Vaters 1956 übernahm Luis Somoza Debayle die Macht. Dessen Bruder Anastasio, seit 1967 an der Macht, setzte 1972 die Verfassung ausser Kraft.

Nach der Ermordung des oppositionellen Verlegers Pedro Joaquin Chamorro entstand eine breite Front gegen Somoza, mit blutigen Aufständen und einem Krieg mit 50’000 Toten. Mit dem Segen von Washington offerierte Edwin Wilson dem Diktator die Ermordung des sandinistischen Guerillachefs für $250’000 plus $80’000 für jeden der fünf Attentäter, zu denen Rafael Quintero gehören sollte.

Zu diesem Attentat der Anticastroveteranen kommt es nicht mehr, aber Somoza trifft sich am Tag nach seiner Flucht mit Quintero und Vertretern von Theodore Shackley in North Cay auf den Bahamas, wo die Aufstellung der Contras beschlossen wird. Am Anfang läuft der Aufbau der Guerillas vor allem über die von Wilson gegründete Orca Supply Company, bis die CIA die Organisation der Armee 1981 selbst an die Hand nimmt.

Die Sandinisten führen eine grundlegende Bodenreform durch, enteignen nichtbewirtschaftete Plantagen und überführen sklavenähnliche Fabriken in Familien- und Gemeinschaftskooperativen. Ihnen gelingt eine massive Senkung der Kindersterblichkeits- und Analphabetismusrate. Diese Programme werden von Jimmy Carter mit $125 Mio. unterstützt, mit der Verpflichtung, die Rebellen in El Salvador nicht mit Waffen zu unterstützen.

Die amerikanische Wirtschafts- und Militärhilfe an die diktatorischen Regimes in El Salvador und Honduras werden nach dem Sieg der Sandinisten erhöht. Gleichzeitig wird nach Carters Anweisung bereits die Contraarmee mithilfe der Diktatoren Jorge Raphael Videla von Argentinien und Alfredo Stroessner von Paraguay durch den Führer der guatemaltekischen Todesschwadronen Mario Sandoval Alarcon aufgebaut.

Das Regime der argentinischen Generäle Videla und Emilio Eduardo Massera zwischen 1976 und 1983 in Argentinien ermordet 30’000 Menschen, treibt 1 Mio. ins Exil und verbreitet eine Korruption, die die Auslandschuld von $8 auf $43 Mia. und das blühende Land in den Ruin treibt. Die vom IWF diktierte, neoliberale Politik von Carlos Menem und und Wirtschaftsminister Domingo Cavallo bringt eine Verdoppelung der Schulden auf $150 Mia., trotz den Einnahmen aus den Privatisierungen von $40 Mia.

Nachdem der IWF eine weitere Kredittranche verweigerte, kommt es im Dezember 2001 zum Kollaps. George W. Bush wies das IWF persönlich an, Argentinien so lange die Unterstützung auszusetzen, bis der Staatshaushalt wieder ausgeglichen sei. Die Banken retteten ihre Gewinne während der letzten 12 Jahre, im 2001 rund $28 Mia., ins Ausland. 90% der Banken und 40% der Industrie befindet sich in ausländischen Besitz, und die ins Ausland verschobenen Vermögen der führenden Politiker, Gewerkschafter und Unternehmerwerden auf $120 Mia. geschätzt.
Cavallo beschliesst am 1 .12.2001 , nachdem die Spekulanten weitere $15 Mia. ausser Landes schafften,eine Kapitalsverkehrskontrolle, bei der maximal $250 pro Woche von den Privatkonten abgehoben werden dürfen, zur Verhinderung der .Kapitalflucht’, was zum Volksaufstand mit 31 toten Demonstranten führt.Die Arbeitslosigkeit liegt bei 20%, 14 Mio. der 37 Mio. Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze, die Analphabetenrate stieg von 2 auf 12% (der funktionale Analphabetismus von 5 auf 32%), und die Kaufkraft sank seit 1996 um 50%.
Aber anstatt die Peronisten und die Banken zur Verantwortung zu ziehen, bestimmen sie weiterhin die Politik. Mitbeteiligt ist auch CS-Chef Lukas Mühlemann als Verwaltungsrat der Banco General de Negocios, an der die Credit Suisse First Boston mit 23% beteiligt ist und deren Chefs Carlos und Jose Rohm über Tarnkonten Kapitalflucht im grossen Stil betrieben.

Die Brüder hatten enge Beziehungen zu Menem und waren bei den Privatisierungen der 90er Jahre dabei. Nach Mexico 1994, Thailand 1997, Korea 1998, Russland und Brasilien 1999 und der Türkei 2001 ist Argentinien einer weiteres Opfer der neoliberalen Staatsplünderung durch Spekulationskapital.

Guatemalas Präsident General Romeo Lucas Garcia trifft sich mit einer Delegation der American Security Council, angeführt von CIA-Topagent General John Singlaub und dem ehemaligen DIA-Direktor Daniel Graham. Sie werdem unterstützt von den Young Americans for Freedom, der Heritage Foundation, der Moral Majority und dem Center for Strategie and International Studies, die sich gegen Carters Streichung der Militärhilfe für Lucas, der für die Ermordung von 150’000 Guatemalteken verantwortlich ist, wehren. Singlaub wurde 1978 von Carter entlassen, weil er die Rückzugspläne aus Südkorea öffentlich kritisierte, worauf er das American Council for a Free World und die World Anti-Communist League leitet, die beide Geld für die Guerillas in Nicaragua, Mozambique und Angola sammeln. Singlaub wird Ausbildungsdirektor des ASC und engagiert sich im Wahlkampf von Ronald Reagan, der ihn zum Finanzkoordinator für die Contras-Unterstützung ernennt.

Die CIA beginnt 1980 mit der militärischen Unterstützung von Adolfo Colero Portocarrero, Alfonso Robelo, Alfonso Callejas, Fernando Chamorro Rappacioli, Adrianna Guillen, Steadman Fagoth sowie den ehemaligen National Guard-Offiziere Somozas. Diese rekrutieren und bilden antisandinistische Sabotage- und Terrorgruppen aus, die von Honduras und Costa Rica aus nach Nicaragua eindringen und die Regierung von Daniel Ortega Saavedra destabilisieren.
Die Contras sind darauf spezialisiert, Bauerndörfer zu überfallen und die Einwohner abzuschlachten, wenn sie nicht gerade Drogen schmuggeln. Mindestens 30’000 Menschen sterben im Krieg gegen die gewählte Regierung.

Nicaragua betreibt eine unabhängige und nationale Entwicklungspolitik ausserhalb der amerikanischen Herrschafts- und Kontrollstrukturen, womit das kleine Land das internationale Hegemoniesystem der USA in Frage stellt. Noch nie haben die USA akzeptiert, dass ein lateinamerikanisches Land seine Rohstoffproduktion und -Verwertung selbst kontrolliert. Allerdings greifen die USA Nicaragua nicht mehr selbst an wie noch 1854 oder 1910, als sie das Land nach dem Sturz des antiamerikanischen Präsidenten J. S. Zelaya während 13 Jahren besetzten, Sie befürchten nun, dass es bei einer Invasion zu einem Konflikt mit der Sowjetunion kommen könnte. Aber sie finanzieren grosszügig:insgesamt erhalten die Contras von der CIA $600 Mio.

Quellen : Drugwar (3), Narco, Chomsky, CIA-Info, Abramovici/Decornoy, O’Shaughnessy, Fanizadeh, Giardinelli, Weber (2002a,b), Gabetta, Duclos, Erwin Koch.
Dezember 1979 Afghanistan

Nach dem Sturz des Schahs im Iran verstärkt die CIA die militärische Unterstützung der Mudjaheddin in Afghanistan, die mit Kosten von $2 Mia. angeblich teuerste Operation in der Geschichte der CIA (laut Zbigniew Brzezinski wurde der afghanische Widerstand von den Geheimdiensten der Vereinigten Staaten und Saudi Arabiens mit Waffen im Wert von nahezu $6
Mia. unterstützt).
Seit Nassers Streben nach Unabhängigkeit finanzieren die USA islamistische Bewegungen gegen nationalistische Tendenzen im arabischen Raum. Die Amerikaner hoffen, dass die Religiösen eher bereit sind als die politischen Bewegungen, den Befehlen aus Washington
unhinterfragt Folge zu leisten. Von 1973 bis 1978 finanzierte die CIA Mohammed Daud, um eine Machtübernahme der aufstrebenden Linken zu verhindern. Nach dem Militärputsch vom April 1978 begann die kommunistisch orientierte Regierung unter Noor Mohammed Taraki und Hafizullah Amin Boden- und Bildungsreformen, wobei vor allem die Gleichstellung der Frauen zum Widerstand der Mullahs
führte. Amin Hess den gemässigteren Taraki umbringen, konnte aber trotz unerbittlicher Repression und sowjetischer Militärhilfe die Opposition nicht ausschalten.

Die USA rüsten nicht nur die afghanischen Rebellen um Zia Nezri, Zia Khan Nassry, Gulbuddin Hekmatyar und Sayed Ahmed zum Sturz der Regierung Amin auf, sondern auch den pakistanischen Diktator Zia ul-Haq, der die Waffenlieferungen nach Afghanistan übernimmt und damit seine eigene Position stärkt. Zbigniew Brzezinski rechtfertigt die Unterstützung der Mudjaheddin als exzellente Idee, die Russen in Afghanistan in eine Falle zu locken, um sie zu schwächen. Im Dezember 1979 wird Amin, der die russische Forderung nach einem gemässigteren Reformprogramm ignoriert, in einem von der Sowjetunion unterstützten Putsch getötet.

Afghanistan wird im Dezember 1979 von sowjetischen Truppen besetzt, und Babrak Karmal, der 1978 abgesetzte Vizepräsident, wird Moskaus Marionette. Obwohl Karmal versucht, die Rebellen zu beschwichtigen, dauern die von den USA finanzierten Aufstände an, und mehr als drei Millionen Menschen fliehen ins benachbarte Pakistan. Von 1978 bis 1983 zerstören die in Ägypten und Pakistan ausgebildeten .Freiheitskämpfer’ im Land mit 90% Analpabeten 230 höhere und 1438 Grundschulen, besonders nachdem William Casey im März 1981 die Ausdehnung der Operationen anordnete und Pakistan $3,2 Mia. militärische und wirtschaftliche Hilfe versprochen wurde.

1983 fliessen 10’000 Tonnen Waffen und Munition an die islamischen Widerstandskämpfer, darunter Flakgeschütze der Oerlikon-Bührle und britische Blowpipe-Luftabwehrraketen. Oliver Norths Mitarbeiter Albert Hakim organisiert die Finanzierung der Rebellen in Afghanistan, wobei das Zürcher Geldwechselbüro Shakarchi für die CIA $25 Mio. wäscht.

Die Führer der Mudjaheddin überwachen den Opiumanbau, und das Heroin wird, in der Gegenrichtung zu den Waffen, mithilfe der CIA nach den USA und Europa transportiert. Entlang der Grenze werden unter Supervision der CIA vom pakistanischen Militärgeheimdienst ISI hunderte von Heroin-Labors angelegt.
Afghanistan, Pakistan und der Iran werden in den 80er Jahren zum Hauptexportgebiet (,goldener Halbmond’), wobei das meiste Heroin aus dem von Hekmatyar kontrollierten Gebiet stammt, auf von pakistanischen Soldaten bewachten Schmugglerrouten transportiert und unter Aufsicht des pakistanischen Geheimdienstes ISI zu Heroin verarbeitet wird. 1995 gibt der CIA-Direktor der afghanischen Operation, Charles Cogan, zu, dass die CIA den Krieg gegen die Drogen zugunsten des Kalten Krieg geopfert habe:
„Unser Hauptziel war, den Sowjets soviel Schaden wie möglich zuzufügen. Wir hatten nicht die Möglichkeiten, auch noch den Drogenhandel zu verfolgen. Ich denke, dafür müssen wir uns nicht entschuldigen. Jede Situation hat unerwünschte Nebeneffekte, einen Fallout … ja, es gab einen Fallout an Drogen. Aber das Hauptziel haben wir erreicht: die Sowjets verliessen Afghanistan.“

Zum Kampf tragen nicht nur Waffen bei. Nach einem geheimen Besuch von CIA-Chef Casey im Oktober 1984 in Islamabad liefern die USA Tausende Koranbücher und Propagandamaterial über die sowjetischen Verbrechen in Uzbekistan, das die Mudjaheddin in den südlichen, muslimischen Sowjetrepubliken verteilen. Supervisiert werden die US-Waffen- und Propaganda-Lieferungen und die Guerilla-Operationen zwischen 1983 und 1987 vom pakistanischen Geheimdienstgeneral Mohammed Yousaf. Saudi-Arabien finanziert die Rebellen ebenfalls über den Inter-Services Intelligence. China verkauft der CIA Waffen für die Mudjaheddin.

Am „heiligen Krieg“ gegen die Kommunisten beteiligten sich 35’000 Kämpfer aus 43 islamischen Nationen, unterstützt von 50’000 Eiferern in den pakistanischen Koranschulen. Nach den Kriegserfolgen der Spetsnaz (der Special Forces der Roten Armee) Ende 1984 reagiert Reagan im März 1985 mit der Eskalation des Krieges, indem die Rebellen im Terrorismus geschult, mit satellitengestütztem Geheim- und Kommunikationsmaterial, Scharfschützengewehren, Tonnen von C-4-Sprengstoff und 1200 amerikanischen Stinger-Boden-Luft-Raketen beliefert werden. Insgesamt erhalten die Mudjaheddin 1987 65’000 Tonnen Kriegsmaterial, Satllitenphotos mit den Kriegszielen und Anleitungen, wie sie am besten angegriffen werden.

Die vom CIA, britischen MI-6 und pakistanischen ISI ausgebildeten und unterstützten islamischen Gotteskrieger fallen daraufhin sogar in die Sowjetrepubliken Usbekistan und Tadschikistan ein. Zudem unterstützt die CIA fortan die Bemühungen der ISI, in anderen islamischen Ländern Kämpfer für den Heiligen Krieg zu akquirieren und sie in einem Netz von Lagern und „Religionsschulen“ ideologisch und militärisch auszubilden.

Etwa 10’000 der Kämpfer werden von Osama Bin Laden angeworben und ihren Einsatz koordiniert. Insgesamt kämpfen über 100’000 radikale Moslems in Pakistan und Afghanistan im Jihad. In Camps bei Peshawar und in Afghanistan treffen sich diese Radikalen zum ersten Mal und knüpfen taktische und ideologische Verbindungen. Diese Camps werden zu den virtuellen Universitäten für die Zukunft des islamischen Radikalismus.

Die USA verhindern mehrmals ein Friedensabkommen, um die Sowjetunion zu schwächen, deren ökonomische Krise sich verschärft. Im „sowjetischen Vietnam“ kommen 15’000 meist sehr junge russische Soldaten und etwa eine Million Afghanen ums Leben. 5 Mio. Flüchtlinge und die zerstörte Infrastruktur auf dem Land gehören zu den Folgen. Während diesem Krieg und dem folgenden Bürgerkrieg gelangen Waffen und Munition im Wert von $45 Mia. nach Afghanistan. Während dem Afghanistankrieg 2001 müssen die US-Bomber wegen den Stingerraketen auf „lO’OOO Meter fliegen, obwohl die CIA zuvor $65 Mio. ausgegeben hat, um die restlichen Lenkraketen zurückzukaufen. Zudem sind aber viele billige russische SA-7 (für $200’000 auf dem Schwarzmarkt zu haben) im Einsatz, mit denen Terrororganisationen laut FBI bis 2002 29 Angriffe gegen Zivilflugzeuge mit 550 Toten verüben.

Nach dem Rückzug der russischen Truppen und der Machtübernahme der Fundamentalisten Anfang 1989 überlassen die USA Afghanistan Pakistan als Geschenk, was in einem mörderischen Bruderkrieg der Islamisten endet, der weitere 500’000 Tote fordert und das zivile politische System vollständig zusammenbrechen lässt. Der damalige Direktor der pakistanischen Geheimdiensts, General Hamid Gul, drückt die Empörung über die Haltung der USA aus:
„Als ISI-Direktor hatte ich die Fäden der gesamten Mudjaheddin-Bewegung in der Hand. Wir waren alle pro-amerikanisch. Aber die Amerikaner haben uns im Stich gelassen, und alles fiel in Stücke – auch Afghanistan.“

Gul ist ein guter Freund von Osama Bin Laden, bewundert und unterstützt ihn. Er beschreibt ihn als „eine romantische Figur“, einen „sensiblen, bescheidenen, höflichen Menschen“, den die CIA mit grosser Begeisterung aufgepäppelt habe.
„Sie haben ihn bewundert: ein Prinz, der sein Luxusleben aufgegeben hat, um für eine hehre Sache in Höhlen und Hütten zu leben! Alle meine Informationen über ihn bekam ich immer von den CIA-Leuten hier in Islamabad, von Agenten und Offizieren. Die luden ihn immer zu ihren Gartenpartys in der Botschaft ein.“

Am 28.4.92 wird Afghanistan offiziell eine islamische Republik, und am nächsten Tag treffen der pakistanische Premier Nawaz Sharif und der saudische Geheimdienstchef Prinz Turki al-Faisal, ein Förderer Osama Bin Ladens, in Kabul ein, das Kommandant Schah Massud am gleichen Tag angreift und in ein Trümmerfeld verwandelt. Im Mai 1996 unterzeichnen Präsident Burhanuddin Rabbani, der eigentlich 1994 vom Amt hätte zurücktreten sollen, und Premierminister Gulbuddin Hekmatyar, beides Führer miteinander rivalisierender Gruppen, ein Friedensabkommen. Doch bereits Ende September müssen beide aus Kabul flüchten: Kämpfer der fundamentalistischen Taliban-Milizen, die 1994 Kandahar und von dort aus fast ganz Afghanistan eroberten, nehmen Kabul ein und ermorden Ex-Staatschef Mohammed Nadschibullah, der sich in einem UNO- Gebäude versteckt.

In Pakistan befinden sich über 7500 mit saudischen Petrodollars finanzierten Koranschulen, aus denen die Kämpfer rekrutiert werden. Pakistan verfolgt mit der Geheimdienst-Unterstützung der Taliban die Stärkung seiner Position im permanenten Konflikt mit Indien um Kaschmir.
1949 annektierte Indien zwei Drittel Kaschmirs, und seither dient der Konflikt beiden Regierungen zur Aufrüstung und Machtkonzentration. Die Regierung von Benazir Bhutto führt den von Zia ul-Haq begonnenen und den USA unterstützten Aufbau der strenggläubigen Kadertruppen weiter, die vom ISI ausgebildet und bewaffnet werden.

Bis im Mai 1997 bringen die Taliban 30 der 32 Provinzen unter ihre Kontrolle und setzen das islamische Recht mit aller Strenge durch. Unocal begrüsst die Machtübernahme der Taliban und hofft auf die Verwirklichung des $2 Mia.-Pipeline-Projekts, womit Erdgas von aus Turkmenistan nach Pakistan transportiert werden soll. Auch die Delta Oil verhandelt mit den Taliban.

Im Juli 1998 macht Prinz Turki al-Faisal, als Chef der saudischen Intelligence engster arabischer Mitarbeiter der CIA, einen Besuch in Kandahar, und wenige Wochen später werden den Taliban 400 Pick-Up-Trucks geliefert, noch mit arabischen Nummernschildern dran. Die restriktive Wirtschaftspolitik der Taliban führt im Jahr 2000 zu Hungersnöten in dem nach 20jährigem Bürgerkrieg total zerstörten Land, in dem über 500’000 Krüppel leben und 12 Mio. Minen vergraben sind.

Quellen : Coli, Parry (1994), Ascherson, Le Nouvel Observateur 15.1.1998, CIA-Info: 15, Potter, Amendt, Hippler, Bröckers, von Dohnanyi (2001 )g, Roy, Odehnal (2001a), Poelchau, Danesch/ Gladitz, Mehio, Abramovici, Rashid (2000), Suter (2002a), Dalrymple, Bülow (2003).
Oktober 1979 Finanzpolitik

Militärausgaben, Staatsverschuldung und eine eine Inflation von 12% zehren seit Nixons Schliessung des Goldhahns an der Welthandelswährung. Der Anteil der internationalen Handelsgeschäfte in Dollar sank von 80% auf 52%, und die Zukunft Amerikas als führende Finanzmacht steht auf dem Spiel.Am 6.10.79 beschliesst das FED unter Paul A. Volcker deshalb, die Attraktivität der Währung über die Zins- und Geldmengenpolitik wiederherzustellen. Der Anstieg der Zinsen auf 20% bewirkt, dass immense Kapitalien in die USA fliessen und der Dollar seine alte Position zurückgewinnt.

Blankes Entsetzen erfasst die Hälfte der Welt, die in Dollar verschuldet ist. Drei Jahre nach dem Beschluss ist ein gutes Dutzend der Länder der Dritten Welt und der Schwellenländer bankrott, viele Industrieunternehmen im Westen stehen vor der Schliessung und 12 Mio. Amerikaner sind arbeitslos. Die USA inflationierten jahrelang auf Kosten der Welt, und nun wird auf Kosten der übrigen Welt deflationiert, so dass das ganze Kreditwesen vor dem Zusammenbruch steht und mehrere Bürgerkriege in der Dritten Welt nicht mehr zu verhindern sind.

Im Sommer 1982 wird jedoch wieder auf Inflationspolitik umgestellt. Diese präzise Steuerung ist aufgrund des 1980 durchgesetzten „Monetary Control Act“ möglich, der es dem FED erlaubt, alle amerikanischen Geldinstitute zu kontrollieren, unbeschränkt Geldnoten zu drucken und selbst ausländische Schulden zu monetarisieren. Das FED ist vom Präsidenten unabhängig und ebenso mächtig wie dieser.

Quellen: Kolloch: 66-70.
März 1980 Ermordung von Oscar Romero

In El Salvador unterstützt die CIA die faschistische ARENA, um die Linke von der Macht fernzuhalten. Roberto D’Aubuisson gründete die ARENA und die Todesschwadronen FALANGE, die er nach dem Putsch vom Oktober 1979 aktivierte. Er abeitete mit dem Führer der guatemaltekischen Todesschwadronen, Alarcön Mario Sandoval und mit Anastasio Somoza zusammen und ist Vizedirektor des von der CIA gegründeten Geheimdienstes ANSESAL. D’Aubuisson brachte den liberalen Mario Zamora, der Bruder des FMLN-Guerillaleiters Rüben Zamora, um und organisiert das Attentat auf Oscar Romero.

Der unerschrockene Erzbischof hatte Jimmy Carter in einem offenen Brief gebeten, nicht die ARENA zu unterstützen.
„Du kannst ein Kommunist sein“, erklärte D’Aubuisson, „auch wenn du selbst nicht glaubst, dass du ein Kommunist bist„.

Nach Absprache mit der CIA wird der Geistliche während einer Messe am 24.3.80 von einem Auto aus durch die offene Türe der Kappelleerschossen. Der Zeuge des Attentats Napoleon Martinez wird umgebracht, Untersuchungsrichter Attilo Ramirez wird mit dem Tode bedroht und muss ins Exil fliehen. Obwohl der Fahrer des Wagens, Amado Antonio Garray, sieben Jahre später Antonio Regalado als Schützen verrät, kommt es zu keinem Prozess mehr.

Bei der Beerdigung Romeros versammeln sich 1 Mio. Salvadorianer und demonstrieren gegen die Staatsgewalt, wobei die Polizei in die Menge schiesst und 40 Menschen umbringt. Die FALANGE bringt 1980 10’000 Salvadorianer um, darunter viele Mitglieder der progressiven Junta, die im Sommer 1980 zusammenbricht, worauf D’Aubuisson im Juli auf einem Fest der Heritage Foundation, dem Council for Inter-American Security, dem American Security Council und der American Legion in Washington als Held gefeiert wird.

Aufgrund des Terrors der Todesschwadronen befinden sich 1982 600’000 Menschen auf der Flucht.
Schätzungsweise 75’000 Menschen werden im Bürgerkrieg, der von den US-Militärberatern dirigiert wird, meist bestialisch umgebracht. Dies hat Tradition in El Salvador, denn bereits 1932 wurden während eines Massakers 40’000 Menschen umgebracht.
Offiziell wird die US-Militärpräsenz in El Salvador auf eine beratende Funktion beschränkt, aber in Wirklichkeit spieten Militär und CIA- Personal eine weit aktivere Rolle auf einer kontinuierliche Grundlage. Ungefähr 20 Amerikaner werden in Hubschrauber- und Flugzeugabstürzen getötet oder verwundet, aber sie sind auch in Bodenkämpfe verwickelt.

Die CIA finanziert die Präsidentschaftswahlen von Jose Napoleon Duarte von der ARENA mit $1 ,4 Mio, der die Wahl 1984 gewinnt. Der republikanische Senator Jesse Helms, Mitglied des mächtigen Foreign Relations Committee des Senats, ist der Hauptlobbyist der salvadorianischen Militärs, die zwischen 1980 und 1992 von den USA mit insgesamt $6 Mia. unterstützt werden.
Unter Reagan gilt die ARENA als Symbol des demokratischen Liberalismus.

Quellen : CIA-Info: 15f, Drugwar (3): 4f, O’Shaughnessy, Richter, Karel (3), Golub (2003a), Weber
(2003), Giefer/Giefer.
August 1980 Terror in Italien II

Francesco Pazienza und Licio Gelli, ein Freund von Ronald Reagan, organisieren 1980 den Bombenanschlag auf den Bahnhof von Bologna, der 85 Tote und Hunderte von Verletzten fordert.
Unter Anweisung von Stefano delle Chiaie, dem Gründer der faschistischen Terrorgruppe Avanguardia Nazionale deponieren die Jugendlichen Luigi Ciavardini, Massimiliano Taddeini und Narazeno de Angelis am 2.8.80 einen Sprengsatz im Wartsaal der zweiten Klasse. Der Anschlag täuscht kurz vor den Parlamentswahlen einen Terrorakt der Roten Brigaden vor, legitimiert die Ausschaltung der Kommunisten und dient damit der „Stabilisierung“ Italiens.

Die Behörden werfen Delle Chiaie auch das Attentat in einer Mailänder Bank 1969 mit 14 Toten und über 90 Verletzten, einen Anschlag auf einen D-Zug 1974, die Beteiligung am Putschversuch von Prinz Junio Valerio Borghese 1970 in Rom und an der Ermordung von Richter Vittorio Occorsio 1976 vor. Er flüchtet nach Südamerika, wo er mit etlichen Altnazis wie Klaus Barbie und Neonazis wie Joachim Fiebelkorn zusammenarbeitet, organisiert den Putsch in Bolivien 1980 und ermordet in Frankreich für die GAL führende Mitglieder der ETA. Die GAL ist eine vom sozialistischen Ministerpräsidenten Felipe Gonzalez, dem Innenminister Jose Barrionueva, von Staatssekretär Rafael Vera und dem spanischen Geheimdienst organisierte Terrorgruppe, die im baskischen Frankreich mit der Zustimmung von Francois Mitterand und mithilfe der französischen Polizei von 1983-87 27 vermutete ETA-Aktivisten umbringen lässt. Mitbeteiligt sind Polizeichef Francisco Alvarez Sanchez, Zivilgouverneur Julian Sancristobal, General Enrique Galindo und Geheimdienstverbindungsmann Amedo Fouce, die meist Gangster aus Marseille für die über 40 Bombenattentate, Entführungen und Ermordungen anstellen.

Richard Helms steht über seinen Mitarbeiter John Carbaugh in Kontakt zu Stefano delle Chiaie. Da dieser offiziell unter dem Schutz der CIA steht, kann er für die Bombenanschläge nicht zur Verantwortung gezogen werden; aufgrund einer Verhaftung in Venezuela wegen Drogenhandels wird er schliesslich an Italien ausgeliefert. Er wird freigesprochen, lebt in Rom und gibt die Zeitschrift Condor heraus, eine Referenz an die Koordinationsgruppe der lateinamerikanischen Todesschwadronen.
Der beim Bologna-Attentat verwendete Sprengstoff „T 4″ stammt vom neapolitanischen Neofaschisten Fachini, ein Sprengstoffexperte mit Verbindungen zu den Militärs und Geheimdiensten. Vor dem Anschlag, bei dem offensichtlich die Verantwortungszuschreibung nicht recht klappte, stand er in Kontakt zur Wehrportgruppe Hoffmann, von der sechs Mitglieder nach Bologna reisten. Die ehemaligen Geheimdienstchefs Pietro Musumeci und Guiseppe Belmonte legen deshalb die falsche Spuren zu diesen paramilitärischen Neonazis, die am Münchner Oktoberfest eine Bombe zünden, die 1 1 Menschenleben fordert.

CIA-Agent Pazienza steckt hinter den Pressemeldungen, der alkoholsüchtige Bruder des Präsidenten, Billy Carter, habe Ghaddafi Waffen verschafft und dafür vom libyschen Diktator Bargeld erhalten. Einige Monate danach stellt eine Senatskommission fest, dass es sich bei dieser für Carter vernichtenden „Billy-Gate“-Nachricht um eine Geheimdienstfälschung handelte.

Der spätere Friedensnobelträger Jimmy Carter formuliert vor dem Hintergrund des Kontrollverlusts über den Iran 1980 seine Doktrin:
„Jeder Versuch einer fremden Macht, die Kontrolle über die Region am Persischen Golf zu erlangen, wird als Angriff auf die lebenswichtigen Interessen der USA angesehen. Jeglicher Angriff dieser Art wird mit allen Mitteln zurückgeschlagen, auch mit militärischen.“

Da die OPEC 1973 die westliche Welt mit der Ölwaffe in eine schwere Rezession gestürzt hatte, nachdem die USA Israel im Yom-Kippur-Krieg unterstützten, und die USA 1979 ihren Vasallenstaat verloren, stockte die Carter die militärische Präsenz massiv aus und liess neue Basen in Golfregion errichten.

Kein Land ist zu klein, um nicht im Rahmen des globalen Hegemonieanspruchs wichtig zu sein: Dank der Unterstützung durch die CIA gewinnt Mary Eugenia Charles mit der Freiheitspartei die Wahlen gegen den ein Jahr zuvor gewählten Premierminister Oliver Seraphim auf Dominica.
Die einheimische Bevölkerung, die Kariben, wehrte sich nach der „Entdeckung“ durch Kolumbus bis 1632 erfolgreich gegen die Kolonialisierung. 1762 fiel die Insel von Frankreich an Grossbritannien,von dem die gut 60’000 Einwohner 1978 unabhängig wurden. Charles wird 1985 und 1990 wiedergewählt.

Der CIA gelingt die Destabilisierung der Regierung von France Albert Rene auf den Seychellen, der den 1976 unabhängigen Inseln 1979 eine sozialistische Verfassung mit Einheitspartei aufdrückt. 1981 scheitert ein von der CIA organisierter Militärputsch gegen Rene.

Quellen : Blondiau/Sieker, Blondiau/Gümpel, Raith: 108f, Uesseler/Saupe: 30-37, Herzog: 14-17, Gurwin: 55f, Gehrig, Chotjewitz: 15-20, Meurice, Afterbach: 8, CIA-Info: 15f, MacCaig/Garat, Calvi/Laurent, Pletschinger/Bredenbrock (2001).
August 1980 Der erste Golf krieg

Saddam Hussein ergriff im Juli 1979 in einem Coup die Macht innerhalb der Baath-Partei, worauf eine Säuberungswelle in der Partei erfolgte. Der junge Hussein war ein Bewunderer Hitlers, orientierte sich später aber mehr an Stalin. Als stellvertretender Generalsekretär war er 1968 an dem von der CIA unterstützten Putsch im Irak beteiligt, der die Baath an die Macht brachte. Indem er die Rivalität der Supermächte geschickt ausnützt, konnte er sich von beiden Unterstützungsgelder sichern. Bereits 1972 besuchte Hussein Leonid Breschnew in Moskau und erhielt Militärhilfe, ohne die Unabhängigkeit des Iraks zu gefährden.

Hussein verstaatlichte ebenfalls 1972 die Ölfirmen zur INOC und lässt 5% der Ölgewinne auf Schweizer Konten transferieren, womit er vom Osten und vom Westen Waffen kauft. Gleichzeitig sicherte er sich die Unterstützung der CIA und brachte US-Firmen ins Land.
Saddam Hussein reiste zwei Wochen nach der Verstaatlichung nach Paris und garantierte Georges Pompidou die Ölversorung Frankreichs, wofür er Waffen und Atomanlagen erhielt. Alle Seiten versuchten Saddam zu kontrollieren, während der neue .Führer der arabischen Welt’ heimlich chemische Waffen produzieren und an der Atombombe forschen liess. Zwischen 1968 und 1980 wuchs die
Armee von 50’000 auf 430’000 Soldaten an, deren Zahl während dem Krieg auf eine Million steigt.
Zusätzlich wird die paramilitärische Parteimiliz und die , Bataillone der nationalen Verteidigung’ mit 150’000 Mann geschaffen.

Nach dem Sturz des Schahs im Iran hofft Saddam Hussein, mit der Rückendeckung der prowestlichen arabischen Länder und der USA die Macht im Iran übernehmen zu können. Nach einem entscheidenden Treffen mit Vertretern dieser Länder in Jordanien überqueren am 22.8.80 200’000 Iraki die Grenze, worauf Ayatolla Khomeini den Heiligen Krieg erklärt. 60 US-Offiziere unterstützen den irakischen Generalstab bei der Kriegsführung. Die CIA beliefert den irakischen Geheimdienst mit Satellitenphotos über iranische Stellungen und Truppenbewegungen. Wie schon bei der US-Unterstützung Hitlers vor dem zweiten Weltkrieg verfolgen die USA das Ziel, dass ein möglichst langer und blutiger Kampf die Kontrahenten so weit schwächt, dass sie die Kontrolle übernehmen können. Im Falle des Mittleren Ostens bedeutet sich in erster Linie die Ausbeutung der Ölfelder.

Statt einem schnellen Sieg kommt es zu einem blutigen Stellungskrieg. Im Mai 1982 können die Iraner die irakische Invasion zurückdrängen, und im Juni kommt es zu einer Grossinvasion auf irakischen Boden. Reagans CIA-Direktor William Casey liefert danach über den chilenischen Waffenhändler Carlos Cardoen Chemikalien und Waffen, darunter Cluster-Bomben, an den Irak, weil die USA befürchten, die iranischen Fundamentalisten könnten gewinnen.Washington unterstützt Saddam Hussein aber nur soweit, dass der Irak nicht verliert. Von 1983 bis 1990 erhält Bagdad dank den Interventionen von George Bush für insgesamt $5 Mia. Landwirtschaftskredite der USA, die weitgehend den Waffenkäufen dienen. Die Finanzierung läuft über die Atlanta-Zweigstelle der Banca Nazionale del Lavoro, der grössten italienischen Bank, die mit BCCI verlinkt ist.

Bushs Chef des Nationalen Sicherheitsrates, Brent Scowcraft, betreute bei Kissingers Consultingfirma den Kunden BNL und ist ein wichtiger Aktionär der First National Bank, die von der BCCI unter zweifelhaften Bedingungen übernommen wird. Scowcraft unterhielt enge Beziehungen zum pakistanischen Premier Nawaz Sharif, einem guten Freund des BCCI-Gründers Abedi.
Während dem ersten Golfkrieg liefern 52 Staaten Waffen an den Irak und den Iran, 29 davon an beide Kriegsparteien.

Im Dezember 1983 besucht Reagans Sonderbotschafter Donald Rumsfeld Saddam Hussein, worauf im November 1984 die diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen werden und der Irak von der Liste der Staaten verschwindet, die Terroristen unterstützen. Noch während dem zweiten Besuch Rumsfelds in Bagdad im März 1984 setzt Hussein erstmals chemische Waffen gegen die iranischen Soldaten ein. Insgesamt werden in den nächsten vier Jahren 63 irakische Chemieangriffe gezählt.
Der Iran wendet sich wegen diesen Verstössen gegen die internationalen Abkommen an die UNO, ohne dass etwas geschieht.

1984 erhält der US-Konzern Bechtel die Zustimmung zum Bau einer Pipeline im Irak, deren Kosten auf $1 Mia. geschätzt und mittels
Kredite der US-Export-Import-Bank finanziert werden. Aussenminister George Schultz war zuvor CEO und Verteidigungsminister Caspar Weinberger Generaldirektor der Bechtel, die bei verschiedenen Projekten mit dem Bin Laden-Baukonzern zusammenarbeitet.

1986 verschlechtern sich die amerikanisch-irakischen Beziehungen, aber nicht wegen den Chemiewaffeneinsätzen, sondern weil der Iran-Contra-Skandal auffliegt.
Saddam Husssein erhält auch biologische Waffen aus den USA und Grossbritannien, wo auch Husseins Leute ausgebildet werden. Bechtel baut die Anlagen für die Produktion von Massenvernichungswaffen, und aus Fort Detrick werden zwischen 1985 und 1988 60 Lieferungen
von biologischen Kulturen, auch Anthrax, geliefert.

1988 endet der Krieg mit einer Pattsituation, als 180’000 Iraki in der Falle sitzen. Eine Million Menschen sterben, und die Kriegskosten von $38 Mia. lassen die irakische Staatsverschuldung auf $50 Mia. ansteigen. Aufgrund des langen Krieges verliert der irakische Staatsapparat die Kontrolle über die zahlreichen Stämme und Clans, weshalb Saddam Hussein ab 1987 militärischgegen die innere Opposition vorgeht, auch mit chemischen Waffen.

Am 16.5.88 kommen in Halabdscha im Norden Iraks über 5’000 Kurden durch Nervengas, das mit amerikanischen Helikoptern versprüht wird. Das US-Aussenministerium lanciert darufhin eine Desinformationskampagne und versucht, das Massaker an den Kurden den Iraners in die Schuhe zu schieben. Präsident Reagan verhindert im Kongress ein Gesetz, das den Handel mit dem Irak unterbinden will, und im Sicherheitsrat legt Washington sein Veto gegen eine Resolution ein, das den Irak wegen dem Einsatz chemischer Waffen verurteilt.

Im Vertrag von Sevres vom 10.8.1920 wurde von den Alliierten und der Türkei die Schaffung des autonomen Kurdistans beschlossen, aber nie umgesetzt. Im Vertrag von Lausanne von 1923 war nicht mal mehr die Rede davon.
Mit dem Pakt von Saadabad beschlossen die Türkei, Iran, Irak und Afghanistan die Koordination des Kampfes gegen die kurdische Subversion’. 1961 begann die Rebellion der nordirakischen Kurden unter Mustafa AI Barzani für eine autonome Verwaltung, die 1991 von der UNO mit der Resolution 688 eingeleitet und mit dem Vertrag von Washington 1998 umgesetzt wird. Gleichzeitig bringt die Türkei in den 90er Jahren 30’000 Kurden um.

Die USA sichern Hussein 1990 ihre Unterstützung zu und liefern weiterhin Waffen, Lebensmittel und militärische Geheimdienstinformationen und gewähren dem Irak Kredite von $1 ,7 Mia, womit Hussein aufrüstet.

Quellen : Barker, Hennelly, Ben-Menashe, Progressive Review: 5ff, Roth/Isecke, Levin, Brohy/Ungerman, Ali, Kilian (2002b), Gresh, Jabar (2002, 2003), Verrier, Hufschmid, Brändle, Gresh(2003), Despratx/Lando, Laurent: 43-66.


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