Geheimdienste/Mafia 1964-1968

US-Politik, Geheimdienste & Mafia Juli 64-September 68

Dieser Teil der Chronik behandelt die Präsidentschaft von Lyndon Johnson, den Vietnamkrieg, den Garrison-Prozess und die Ermordungen von Martin Luther King und Robert Kennedy. Quelle

Vietnamkrieg, Chemie- und Umweltwaffen, Opiumhandel, PHOENIX-Programm, Wahlkampf von Lyndon Johnson, Bestechungen und Abhörungen, Carlos Marcello, Martin Luther King, Jimmy Hoffa, Mordpläne gegen Castro, Ermordung von Malcolm X, Invasion der Dominikanischen Republik, Joaquin Balaguer, Mitch WerBell, Mordversuche gegen Castro, Duvalier und Montenegro, Weltraumspionage,Sturz von Sukarno in Indonesien durch Hadji Mohamed, Sturz von Kwame Nkrumah in Ghana, Castro nochmal, Mafia, Papst und Politik, Michele Sindona, Richard Nixon, George Bush, Mafiagipfel, Howard Hughes, Jim Garrisons Untersuchung, David Ferrie, Edward Stuart Suggs, Eladio del Valle, Gordon Dwane Novel, Clay Shaw, Permindex, Garrison-Prozess, Jimmy Hoffa, Ermordung von Ernesto Che Guevara, CIA gegen Kuba, Neue Linke und Black Panther, Obristenputsch in Griechenland, Israel und Palästinenser, OPEC und Gaddhafi, Ermordung von Martin Luther King, Raul Pereira, James Earl Ray, Black Panther, Morddrohungen gegen Robert Kennedy, Ermordung von Robert Kennedy, Sirhan Bishara Sirhan, Thane Eugene Cesar, Khaibar Khan, Aristoteles Onassis und Jackie Kennedy.

Der Text umfasst ca.35 Seiten

Juli 1964 Vietnamkrieg

Der neue Präsident Lyndon Johnson änderte am 26.11.63 die Vietnampolitik und annulierte Kennedys Rückzugsbefehl mit dem NSAM 273, wobei mit der Verlegung der Aktionen in den Norden Vietnams die Kriegseskalation eingeleitet wurde. Bemerkenswert ist, dass der Entwurf von NSAM 273 bereits am 21.11.63 geschrieben wurde. Johnson steht seit 1961 auf der Seite des Generalstabs, besonders von Air Force General Curtis Le May, der im Gegensatz zu Kennedy mehr Kampftruppen nach Asien verlegen wollte. Die Militärs hintergingen Kennedys Entscheidung, indem sie die Truppen als Trainingspersonal für die südvietnamesische Armee umbenannten und versuchten, ihn mit unrealistisch optimistischen Berichten zum Einsatz zu bewegen, während Johnson mit authentischem Material beliefert wurde. Johnson sagte den Joint Chiefs am am 26.11., dass sie ihren „verdammten Krieg“ bekommen, wenn er Präsident bleibe.

Im Februar 1964 schickte Johnson CIA-Kommandoteams nach Nordvietnam, die Brücken und Hafenanlagen sprengten, Truppen und Dörfer bombardierten und Nordvietnamesen zwecks Informationsgewinnung entführten. Druck zum Krieg kommt auch vom American Security Council, in dem antikommunistische Aktivisten wie William Pawley, Charles Willoughby oder Robert Morris sitzen, und der finanziert wird von Waffenfirmen wie General Electric, Lockheed, Motorola, Honeywell oder General Dynamics. Weitere Unterstützung für einen Kriegseinsatz kommt von rechtsextremen Organisationen wie der Christian Crusade von Billy James Hargis.

Im Golf von Tonking wurden am 31.7.64 zwei US-Zerstörer angeblich von zwei nordvietnamesischen Schiffen angegriffen. Tatsächlich kamen die Schüsse von einer CIA-Guerillatruppe, die mit schwer bewaffneten, schnellen PT-Booten geheime Überfälle auf Nordvietnam unternahmen. Bisher hatte sich der US-Kongress immer geweigert, einem Einsatz von Truppen gegen Nordvietnam zuzustimmen. Nach der „hinterhältigen Aggression“erlaubte der Kongress mit der Annahme der Tonking-Golf-Resolution die Bomber-Angriffe gegen Militäranlagen und Ölanlagen, die am 2.8.64 beginnen, sowie der Grosseinsatz von Truppen. Johnson beauftragt Hoover, Dreckmaterial über einen der Senatoren zu suchen, der gegen die Tonking-Golf-Resolution stimmte.
Lyndon Johnson, dessen Popularitätsrate von 42% auf 72% hochschnellt, meint über die Erfolge einem Journalisten gegenüber:
„Ich habe Ho Chi Minh nicht nur flachgelegt, ich habe ihm seinen Schnabel abgeschnitten.“

Da CIA nur einen einzigen Agenten in die National Liberation Front einschleusen konnte, schnauzt Johnson CIA-Direktor John McCone an:
„Ich dachte, ihr hättet überall Leute drin und wüsstet alles, und jetzt wisst ihr nicht von diesen lausigen Ärschen in einem Land der vierten Klasse. Ihr braucht bloss einige chinesische Kulis von einer Wäscherei in San Francisco dorthin zu bringen und einzusetzen.“

Die CIA beginnt mit der Rekrutierung und Ausbildung der Nungs, der chinesischen Bergstämme in Vietnam.

In der Nähe der chinesischen Grenze werden 70’000 chinesische Soldaten in Nordvietnam stationiert, was bewirkt, dass die Amerikaner sich nicht getrauen, allzuweit in den Norden vorzustossen. Aufgrund der Koreaerfahrung wird eine konventionelle Invasion Nordvietnams nie in Betracht gezogen. 1964 sterben 146 US-Soldaten und über 1000 werden verwundet.

Richard Nixon traf sich im April in Phouc Binh mit Pater Nguyen Lao Hoa, der für Edward Lansdale Widerstandsgruppen gegen den Vietcong organisiert und die Freilassung von gefangenen US-Soldaten gegen Gold arrangiert. Nixon, mit Lansdale befreundet, verhandelte in einer Geheimmission mit einem Vietcong-Offizier die Freilassung von 5 Soldaten, die in Kambodscha ebenfalls gegen Gold getauscht werden. Der ehemalige Vizepräsident empfahl schon früh die Entsendung von US-Truppen in Vietnam und ist dem Einsatz von Nuklearwaffen nicht abgeneigt.

Nicht lange nach den ersten Kampftruppen treffen Leute von Santo Trafficante in Vietnam ein, die den Heroinhandel mitaufbauen und mit illegalen Devisentransaktionen geschäften. Einer der Männer kann sich als Agent für amerikanische Firmen etablieren, die die Army Service Clubs beliefern. Ohne Schmiergelder läuft in Vietnam nichts. Die amerikanischen Ölfirmen zahlen selbst Schutzgelder an die NLF, um die amerikanischen Truppen mit Öl beliefern zu können.

Im Februar 1965 startet mit der Operation ROLLING THUNDER die flächendeckende Bombardierung Nordvietnams durch die USA, ohne Kriegserklärung.
Peking bietet Hanoi die Entsendung von Truppen an, was Ho Chi Minh ablehnt. Innerhalb von 9 Monaten kommen 180’000 Kampftruppen nach Vietnam, und die Kriegskosten steigen von $500’000 pro Jahr auf $2 Mia. pro Monat. Gleichzeitig kontrolliert der Vietcong bereits 90% des Mekongdeltas.
Um ihre Deckung zu zerstören, wird 1965 die amerikanische Sondereinheit 406 für die Entlaubung der Wälder und Büsche nach Vietnam verlegt. Neben den schweren Bombardierungen durch B-52 werden über 5 Mio. Tonnen Herbizide versprüht, wovon 65% das krebserregende Dioxin enthalten.
TCDD ist 67’000mal giftiger als Zyankali, aber billig herzustellen. Trotzdem kostet der Giftkrieg mindestens $300 Mio. und führt dazu, dass neben der Dow Chemical und Monsanto auch Hercules, BASF, Hoechst und Bayer ihr Chemiewaffen-Know-how reaktivieren.
Monsanto wurde 1901 in St-Louis gegründet und avancierte im 2. Weltkrieg zu einer wichtigen Lieferfirma für das Militär. Monsanto-Mitarbeiter waren entscheidend an der Entwicklung der ersten Atombombe beteiligt. Trotz den 500 Toten bei einer Explosion 1947 in Texas prosperierte die Firma weiterhin. 1949 flog eine ihrer Fabriken in West-Virginia in die Luft, wobei Dioxin freigesetzt wurde. Seither kennt man die Wirkung von Dioxin, auch wenn Monsanto die Ergebnisse fälscht. Monsanto gehört zu den Hauptlieferanten des Agent Orange (Dow Chemical, Hercules Inc. und Occidental Chemical sind die anderen Produzenten der Pflanzengifte).

Fast die Hälfte des süvietnamesischen Territoriums und zwischen 2 und 5 Mio. Vietnamesen werden mindestens einmal direkt dem chemischen Regen ausgesetzt. 30’000 Km2 werden entlaubt und nachhaltig vergiftet. Die Zerstörung des Dschungels und die Vernichtung der Ernten vertreiben Hunderttausende von Menschen aus ihren Dörfern. 1966 sind etwa 2 Mio, 1967 etwa 3 Mio. Südvietnamesen auf der Flucht. 1959 exportierte Südvietnam noch 250’000 Tonnen Reis, 1968 müssen fast 1 Mio. Tonnen aus den USA importiert werden.

Am 26.6.69 veröffentlicht die Saigoner Zeitung Tin Sang einen Bericht über die hohe Zahl von Missgeburten in einer Provinz, die häufig mit Agent Orange (insgesamt zwischen 44 und 51 Mio. Liter abgeworfen) besprüht wurde. Die Zeitung wird sofort verboten.
Nach Mussolinis Gaskrieg gegen Abessinien 1936 und dem japanischen Gaskrieg in der Mandschurei 1941 ist Vietnam der dritte grosse chemische Krieg seit der Ächtung der Anwendung chemischer Waffen durch das Genfer Protokoll 1925.
Die USA treten diesem Abkommen erst 1975 als 95. Staat bei, bleiben aber die einzige Nation, die gegen eine Resolution des Verbots der Produktion und Entwicklung neuer chemischer Waffen stimmt.
Monsanto leugnet die Gefährlichkeit des Agent Orange bis heute und fälscht Dokumente, um keine Entschädigungen zahlen zu müssen. 1997 lagert Monsanto die Chemieproduktion in Solutia aus, um mit dem Agrarbusiness und Gentechnologie identifiziert zu werden.

Ende 1966 kämpfen 200’000 US-Soldaten mit einem Durchschnittsalter von 19 Jahren im Vietnamkrieg, der bis dann offiziell bereits $21 Mia. verschlungen hat. Die Rüstungsaufträge für das Engagement in Vietnam belaufen sich auf insgesamt $240 Mia, und weitere $300 Mia. betragen die übrigen Kosten.
Die USA experimentieren von 1966 bis 1972 mit dem Projekt POPEYE mit ökologischen Waffen, die die Monsunzeit verlängern sollen, damit die nordvietnamesischen Truppen in Dreck steckenbleiben. Aufgrund dieser Versuche verbietet die UNO-Konvention vom 10.12.76 den Gebrauch von „Umweltwaffen“, die auf Wetter-, Klima- oder Atmosphärenmanipulation abzielen.

Opium wird in der Finanzierung der südvietnamesischen Armee, von der jährlich ein Viertel der Soldaten desertieren, ein wichtiger Faktor. Im Süden unterstützen die Amerikaner Oberst Nguyen Cao Ky, der mit der CIA in Nordvietnam Sabotageaktionen und in Südvietnam den Opiumtransport durchführt. 1965 wird er von General Nguyen Van Thieu zum Ministerpräsidenten Südvietnams und Kys Mitarbeiter General Nguyen Ngoc Loan zum Chef des Geheimdienstes und der Polizei ernannt. Als dieser vor laufenden Kameras einen Vietcong-Verdächtigen einfach abknallt, gehen die Bilder durch die Weltpresse.

Mithilfe der Syndikate, der Meo-Armee unter General Vang Pao und der laotischen Armee unter General Ouane Rattikone kontrollieren Loan und Ky 90% des Heroinhandels. Vang Pao baut in Long Tieng eine riesige Fabrik für Heroin, das mit der CIA-Fluglinie Air America ausgeflogen wird. Ein Teil des Stoffs wird nach Südvietnam gebracht und den GIs verkauft, von denen 15-20% als Heroinsüchtige nach Hause kommen.
Ein weiterer Teil wird nach Bezahlung der Steuern an die Korsen in Europa verschifft.
Seitens der CIA sind dabei William Colby, Edward Lansdale, Ted Shackley, Thomas Clines, Edwin Wilson, Lucien Conein, Richard Secord, Richard Armitage, John Singlaub, Felix Rodriguez, Barry McCaffrey und Oliver North beteiligt, die alle im Iran-Contra-Skandal wieder auftauchen.
Felix Rodriguez wurde als Mitglied des „Grey Team“ zur Vorbereitung der Schweinebucht-Invasion nach Kuba geschleust, ist an der Ermordung Che Guevaras beteiligt und untersteht beim Iran-Contra-Geschäft Donald Gregg und George Bush.
Theodore Shackley, der Chef der JM/WAVE Station, ist mit Richard Armitage in Bangkok und arbeitet 1979 und 1980 für die Vizepräsidentschaftskampage von Georg Bush. Armitage wird 2001 der stellvertretende Aussenminister von George W. Bush.
Barry McCaffrey wird 1996 Bill Clintons oberster Drogenjäger und liefert, da die „transnationalen marxistischen Bewegungen … nun zu internationalen kriminellen Vereinigungen und Drogenguerilla-Truppen wurden“, Waffen zur deren Bekämpfung an Bolivien, Brasilien, Argentinien, Mexico, Honduras, Guatemala, Peru, El Salvador, Kolumbien, Pakistan, die Philippinen, Taiwan und Burma.

1967 setzen die Amerikaner Wahlen in Südvietnam durch. Da Kommunisten und Regierungsgegner von den Wahlen ausgeschlossen sind, kann sich nur ein Drittel der Bevölkerung registrieren lassen. Viele der Wähler sind Analphabeten, und nicht weniger als 502 Kandidaten stehen zur Auswahl. Staatschef Nguyen Van Thieu wird zum Staatspräsidenten, Premierminister Nguyen Cao Ky zum Vizepräsidenten „gewählt“.

Im Juni 1967 wird die ultrageheime Military Assitance Group Vietnam – Studies and Observation Group gegründet, deren Chef John K. Singlaub ist und bei der Thomas Shackley und Thomas Clines Schlüsselrollen spielen.
Die MAGV-SOG supervisiert den Drogenhandel und das PHOENIX-Programm. Singlaub begann seine Karriere bei der OSS in China, wurde 1951 Chef der CIA-Station in Seoul und 1966 Chef der Spezialoperationen in Vietnam. 1978 enthebt ihn Präsident Jimmy Carter seines Postens in Seoul, weil er die militärischen Rückzugspläne aus Südkorea öffentlich kritisiert. 1980 leitet er das American Council for a Free World und die World Anti-Communist League, die von der Moon-Sekte finanziert wird und für ihre antisemitische, rassistische pro-Nazi-Propaganda bekannt ist. Beide Organiationen treiben Geld für die Guerillas in Nicaragua, Mozambique und Angola auf.

1964 begann der spätere CIA-Direktor William Colby das PHOENIX-Programm aufzubauen, um Mitglieder der zivilen Infrastruktur der National Liberation Front zu neutralisieren. Da sich die verhafteten und befragten NLF-Mitarbeiter trotz Folter schwer von der übrigen Bevölkerung unterscheiden lassen, werden viele Unbeteiligte von südvietnamesischen Soldaten der Provincial Reconnaissance Units im Auftrag der CIA-Berater umgebracht. Das Programm wurde vom ehemaligen CIA-Agenten und NSC-Mitglied Robert Komer entworfen und von Präsident Johnson abgesegnet. Nixons Kommunikationskanal zum Programm läuft über John Paul Vann.
Für die Identifizierung, die zur Verhaftung eines lebenden zivilen Vietcong führt, wird ein Kopfgeld von $11’000 bezahlt, für einen toten die Hälfte.

Ein grösseres Problem als die durchsickernden Berichte über die persönliche Verwicklung von Vizepräsident Nguyen Cao Ky und Polizeichef Nguyen Ngoc Loan in den Opiumgrosshandel wird die Rivalität von Ky und Präsident Nguyen Van Thieu. Es geht dabei um die Kontrolle von Geheimdienst und Unterwelt Südvietnams, das heisst um die lukrativen Geschäfte. Eine Serie von Morden dezimiert den engeren Kreis um die beiden.

Der Vietcong nutzt diesen internen Machtkampf und startet am 1.2.68 die Tet-Offensive.
Tet ist der bedeutendste religiöse Feiertag, was der National Liberation Front erlaubt, heimlich 5 Bataillone Soldaten nach Saigon zu bringen. Gleichzeitig mobilisiert die NLF im ganzen Land 84’000 Männer gegen südvietnamesische Gegner. Amerikaner werden kaum angegriffen, abgesehen von der erobertenBotschaft in Saigon, wo alle Amerikaner umgebracht werden.
Die Hoffnung des Vietcong, dass die breit angelegte Offensive zu einem allgemeinen Volksaufstand führen würde, erfüllt sich jedoch nicht. Die USA bombardieren daraufhin die besetzten Städte, Stadtviertel und Dörfer. Nach drei Wochen kann die Offensive an vielen Orten zurückgeschlagen werden. Der Vietcong verliert 40’000 Kämpfer, was ein harter Rückschlag bedeutet, und zwei Millionen zusätzliche Flüchtlinge sind unterwegs.
Die Tet-Offensive zeigte erstmals die Schlagkraft des Vietcong und entlarvte Johnsons Reden vom nahen Sieg als blosse Propaganda.
Als Reaktion auf diese Offensive werden die US-Soldaten um 200’000 auf 543’000 aufgestockt, was Bobby Kennedy zu einer harten Kritik an Lyndon Johnson veranlasst.
Verteidigungsminister Robert McNamara empfiehlt die Reduktion der Bombardierungen Nordvietnams, die in dem fast vollständigen Agrarland wenig bewirkten.
Als „einen Haufen Scheisse“ bezeichnet Johnson diese Empfehlung und setzt McNamara ab. Aber am Wahltag (31.10.68) stoppt er die Bombardierungen, angeblich weil die Russen versichern, Nordvietnam wolle Verhandlungen. Als Reaktion auf die Tet-Offensive kommt es zu Racheakten wie im Dorf My Lay (Binh Tay und Xom Lang), wo US-Soldaten am 16.3. statt Guerillas nur 504 Frauen, Kinder und alte Männer finden und 347 davon niedermetzeln. Brandstiftungen, Vergewaltigungen, Massaker und sadistische Spiele der GIs wie das Herauswerfen der Gefangenen aus dem Helikopter sind alltäglich.
Die Special Forces rühmen sich, dass ihre Abschussquote 22-mal höher sei als die eigene Verlustrate. Allerdings wird die erwünschte ‚kill ration’ hinauf geschraubt, so dass ein toter Amerikaner mit 100-150 toten Vietnamesen beglichen werden soll. Zur Belohnung für die Erreichung der Rate gibt esSonderurlaube in thailändischen Bordellen.
90% der Artilleriebeschüsse richten sich nicht gegen die Vietcong-Kämpfer, sondern treffen wahllos Dörfer und die Infrastruktur des Landes.
Das Rekrutierungsalter der südvietnamesischen Armee wird auf 18 gesenkt, und die Dörfer bekommen Gewehre zu Selbstverteidigung gegen den Vietcong. Bisher wurde dies verweigert aus Angst, die Waffen könnten sich gegen die eigene Regierung wenden.
Da sich bei Tet-Offensive viele zivile Vietcong exponierten, läuft das PHOENIX-Programm danach auf Hochtouren. In den nächsten drei Jahren werden nach US-Angaben 20’587, laut südvietnamesischer Regierung 40’994 Verdächtige getötet. Beide Angaben sind untertrieben.

Der Machtkampf an der südvietnamesischen Regierungsspitze wird kurz darauf gelöst: General Loan fällt am 5.5. wegen einer schweren Verwundung aus, angeblich von einem Vietcong verursacht. Während der Stabssitzung von Ky am 2.6. erscheint ein US-Helikopter und bombardiert das Gebäude, wobei nur der anwesende Bürgermeister von Saigon schwerverletzt überlebt. Präsident Thieu ersetzt einige Offiziere des Geheimdienstes und hat somit das Geschäft unter eigener Kontrolle.

Die USA engagieren sich nicht nur vermehrt in Asien, sondern auch in ihrem Hinterhof, wo sie mit den Verteidigungsministerien der zentralamerikanischen Staaten den Zentralamerikanischen Verteidigungsrat CONDECA zur Stärkung ihrer Hegemonie bilden. CONDECA-Truppen werden zur Verteidigung der Diktaturen in Nicaragua, Guatemala und El Salvador eingesetzt. 1965 koordiniert die CONDECA in Guatemala eine „Guerilla-Säuberungsaktion“, bei der gegen 20’000 Zivilisten getötet werden.

Quellen: Scott (1993): 8,24ff,215f, Groden/Livingstone: 422ff,470ff, Rose: 2, Gerlach: 6f, Karel (1), Hamilton-Paterson (1971): 148ff, Best: 66-78. Kohn/Meinke: 41-46, Russel (2000), Summers (2000): 288-300, Grill (1998a), Gremliza (1978b), Eike, Potter, Abramovici/Decornoy, Konkret Nr.13/1971, Nr.8/1973, Dehnhardt, Kappstein, Nature Bd.422: 681, Levin, Afterbach: 7, Tarpley/Chaitkin:351f, Bovet/Ploye, Wiedemann: 6f, Schulz: 371-374, Ladwig, Greiner.
August 1964 Wahlkampf

Beginn des Wahlkampfes von Lyndon Johnson und Barry Goldwater. Auch der Präsident hat einige Geheimnisse wie den Wahlbetrug von 1948, als er ihn den Senat gewählt wurde, die ihn erpressbar machen. J. Edgar Hoover weiss von Insidern von den Schmiergeldern, die Johnson reich machten, und seiner Verwicklung in Billie Sol Estes-Betrugskandal, den Hoover 1962 unterdrücken half. Hoover kennt auch Johnsons Frauengeschichten, vor allem seine 20jährige Beziehung mit Madeleine Brown, die ihren Sohn Steve von ihm hat.

Hoover stellt Johnson FBI-Agenten als persönliche Polizeitruppe zur Verfügung: 31 FBI-Agenten überwachen den Parteitag der Demokraten in Atlantic City mit Wanzen in Hotelzimmern und mittels Telephonanzapfungen, weil Johnson, vor allem wegen Robert Kennedy, um seine Wiederwahl fürchtet.
Die meisten Agenten sind mit Presseausweisen ausgestattet und treten als NBC-Reporter auf, mit Bewilligung des NBC-Managements. Walter Lippmann fragt sich nach der Nomination Johnsons, wie dieser es wohl geschafft habe, eine so vollständige Kontrolle über den Parteitag zu erlangen.

Da der Republikaner Barry Goldwater in einem privaten Gespräch mit einem ehemaligen FBI-Agenten sagte, er würde Hoover entlassen, lässt Hoover den Präsidentschaftskandidaten abhören und versorgt Johnson mit Material über seine politischen Gegner, welches der Präsident explizit anfordert. Johnson leidet an einer Kommunismusphobie und lässt sogar seinen Vizepräsidentschaftskandidaten Hubert Humphrey vom FBI überprüfen. Als Gegenleistung setzt Johnson für Hoover das Gesetz, dass Staatsangestellte spätestens mit 70 pensioniert werden müssen, für unbestimmte Zeit ausser Kraft. Bereits Roosevelt liess sein Büro und sein Telefon im Weissen Haus abhören, und Eisenhower benutzte ein verstecktes Dictaphon für die Aufnahme von Meetings. Nun lässt Johnson ein umfassendes Abhörsystem einrichten, das vom Militärbüro betrieben wird.

Richard Nixon kandidiert nicht, weil er erst 1968 mit der Unterstützung der grossen Machtkoalition rechnen kann und erleichtert dadurch Johnsons Wiederwahl.
Nachdem sich sein Konkurrent Russell Prior aus unerklärlichen Gründen zurückzog, wurde George Bush 1963 zum Vorsitzenden des Harris County Republican Executive Committee gewählt. In seinen Stab berief er unter anderem Anthony J.P. „Tough Tony“ Farris, der, von Nixon zum United States Attorney in Houston ernannt, als Richter im Prozess Pennzoil gegen Texaco Bushs Freund J. Hugh Liedtke die absolute Rekordentschädigungssumme von über $11,1 Mia. zuspricht.

Bush kandidiert auf der Goldwater-Linie für den Kongress gegen den liberalen Ralph Yarborough, indem er eine rassistische Kampagne gegen die Bürgerrechte führt. Obwohl Gordon McLendon für Bush als demokratischer Gegenkandidat operierte, über ein grosses Budget verfügte und Yarborough mit dem Billie Sol Estes-Skandal anschwärzte, und obwohl der Reader’s Digest einen Monat vor den Wahlen eine Verleumdungsstory über Yarborough wegen Korruption publizierte, obwohl die CIA dessen Büros verwanzte, verliert Bush, auch weil er sich für eine weitere Intervention in Kuba und die Eskalation des Krieges mit Atomwaffeneinsatz in Vietnam ausspricht und sich mit den Gewerkschaften anlegt.

Der isolierte Robert Kennedy kandidiert für den Senat und tritt im September als Justizminister zurück, worauf Nicholas Katzenbach, der die Geschäfte seit dem Attentat führte, sein Nachfolger wird.
Die Strafverfolgung des Organisierten Verbrechens nimmt um 83% ab und die Mafia hat freie Hand:
Sie kontrolliert etwa 50’000 Firmen und macht schätzungsweise $100 Mia. Umsatz pro Jahr. Hauptgeschäfte sind nach wie vor die Glückspiele, die Kredite, der Drogenhandel und die Schutzabgaben. Die Machtbasis der Mafia bilden neben der politischen Korruption die Kontrolle und Ausbeutung der vier grossen Gewerkschaften Teamsters, Longshoremen, Hotel and Restaurant Employees und Laborers.

Quellen: Theoharis/Cox: 425, Marrs: 295, Davis (1988): 258, Summers (1993): 336-348, (2000): 315, Progresssive Review: 2, Tarpley/Chaitkin: 129-153.
Oktober 1964 Bestechungen und Abhörungen

Der Geschworene Rudolph Heitler gesteht die Bestechung im Prozess vom November 1963 gegen Carlos Marcello ein, nachdem ihm vom Vermittler Joseph „Baby“ Matassa, dem Präsidenten der Pelican Tomato Company, statt der versprochenen $25’000 nur zweimal $500 bezahlt wurde. Darauf meldet der Hauptzeuge Carl Noll, dass Herbert Hubert, ein Handlanger Marcellos, ihm gedroht habe, ihn zu töten, wenn er gegen Marcello aussagen würde. Dies führt am 6.10.64 zu einer neuen Anklage, die aber am 14.8.65 mit einem Freispruch enden, da Marcello nicht nachgewiesen werden kann, dass er die Bezahlung von Bestechungsgelder angeordnet habe, und Hubert eidesstattlich erklärt, Staatsanwalt John Diuguid habe ihn zwingen wollen, gegen Marcello auszusagen. Marcellos Politik, sich völlig von seinen Verbrechen zu isolieren, macht sich einmal mehr bezahlt und ermöglicht seinen dritten Sieg über das Justizministerium.

J. Edgar Hoover lässt Martin Luther King permanent überwachen.
Seit Dezember 1963 wurden sein Telefon abgehört und die Hotelzimmer verwanzt, um Kings aussereheliche Abenteuer aufzuschnappen. Als der Schwarzenführer beispielsweise 1964 nach Honolulu fliegt, folgt ihm ein ganzer Schwarm technischer Experten, und allein das Transkript der im Hotel geführten Gespräche ist 321 Seiten lang. In seinem Krieg gegen King geht Hoover soweit, dessen Frau Coretta ein Band mit Aufnahmen einer Sexorgie, an der er beteiligt gewesen sein soll, mit einem Drohbrief anonym zu schicken. Offenbar besteht Hoovers Ziel darin, King zum Selbstmord zu treiben. Ein Brief droht mit der Veröffentlichung seiner Schlafzimmergeschichten, falls er den Nobelpreis, der ihm 1964 verliehen wird, annehmen würde. Hoover ist eifersüchtig, dass King diesen Preis, den er selbst gerne bekommen hätte, zugesprochen wird. CIA und FBI tauschen ihre Materialen über King aus.

Hoover gelingt es mithilfe seiner Berichte an Lyndon Johnson, selbst die Ernennungen der Richter in den Supreme Court mitzubestimmen. Nach der Intervention in der Dominikanischen Republik schickt Hoover auf Bitte des Präsidenten 14 FBI-Agenten auf die Insel, um potentielle Mitglieder der provisorischen Regierung zu überprüfen.

Aber das FBI wird auch erpresst: Jimmy Hoffa wird 1964 zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt und versucht, dieses Urteil anzufechten. William Loeb, Herausgeber der Manchester Union Leader in New Hampshire, der wie Hoffa $100’000 Belohnung bietet für Beweise, dass das FBI Hoffas Telephon angezapft habe, versucht mit einem Geständnis des Agenten Edward Jones das FBI zur Verteidigung Hoffas zu zwingen.
Als Folge davon gerät Hoover wegen illegaler Aktivitäten wie Post- und Telephonüberwachung und Einbrüche des FBI unter Beschuss des Subcommittee on Administrative Practice and Procedure of the Senate Judiciary Committee von Senator Edward Vaughan Long, das die nationalen Geheimdienste unter die Lupe nimmt. Mithilfe von Nicholas Katzenbach und Milton Jones, der das Subcommittee überwacht, kann Hoover eine genauere Untersuchung abwenden.

Allerdings schränkt Justizminister Nicholas Katzenbach Hoovers Freiheiten massiv ein, worauf dieser seine Abhörpraxis auf mündliche Direktiven beschränken und vorsichtiger planen muss. Trotzdem funktioniert das FBI als persönlicher Geheimdienst für Johnson, indem es beispielsweise die Kritiker der Vietnampolitik überwacht und diffamiert. Da Long selbst unter Anklage wegen vermuteter Beziehungen zum Organisierten Verbrechen steht, stimmt er einem von Cartha DeLoach verfassten Untersuchungsbericht zu, der das FBI entlastet.
Hoover und Robert Kennedy haben 1966 einen öffentlichen Streit wegen der Bewilligungspraxis für Abhörungen, vor allem in Bezug auf Martin Luther King. Long wird 1967 selbst vom Senate Ethics Committee befragt wegen seiner Beziehung zu Jimmy Hoffa und muss im Dezember 1968 aufgrund der Enthüllungen von Frederick Praeger zurücktreten. Als Long am 6.11.72 am Sterben ist, sagt er seiner Sekretärin, er sei vergiftet worden. Das mörderische System der Gefälligkeiten im Klientelnetz geht auch nach dem Tod Hoovers weiter.

Quellen: Davis (1988): 301-306, Theoharis/Cox: 444-454, Schulz: 87,113, Summers (1993): 349-362, Weberman (25): 19, Best: 15, Bennington: 5, Parbot, Giefer, Pepper.
Februar 1965 Mordpläne gegen Castro

E. Howard Hunt ist als „Terence S. Crabanac“ während 10 Monaten in Madrid, um mit Manuel Artime Castros Ermordung zu organisieren.

Am 2.1.64 versuchte Abel Hayder Castro zu ermorden, und Artime erhielt 1964 von der CIA $7 Mio. für sein Trainingscamp in Nicaragua, wo er Waffen im Wert von $5 Mio. besitzt. Mit den Somoza-Brüdern hat Artime Geschäftsbeziehungen, vor allem über die Firma von Edgardo Buttari, einem Partner des Nixon-Vertrauten Bebe Rebozo. Rebozo und Buttari bauen dank Nixon mit Regierungsgeldern ein Shoppingcenter für exilkubanische Händler, wofür Buttari 1968 die Wählerstimmen für Nixon mobilisiert und einen gutbezahlten Job im Gesundheitsministerium bekommt. Für den Bau des Shoppingcenters engagiert Rebozo die Baufirma von Alfred Polizzi, Chef der Mafia von Cleveland und Verbündeter von Meyer Lansky.

1964 gründete Rebozo die Key Biscayne Bank, über die Schmiergelder für Nixon laufen und Mafiagelder gewaschen werden. Von Reader’s Digest fliessen beispielsweise $500’000 oder von Pepsi $300’000 über die Bank an Nixons Kampagne. Rebozo geschäftet mit Richard Fincher, der als Frontmann für Lansky und mit Leuten von Carlos Marcello und Santos Trafficante arbeitet, und mit Walter Frederich, einem ehemaligen Alkoholschmuggler und einem Aktionär auf Fisher’s Island, wo Nixon Land kauft. Nixon leiht sich dafür Geld von Rebozos Bank und weitere $100’000 von der City National Bank of Miami. Einer deren Direktoren, Max Orowitz, wird 1968 verurteilt, weil er für Lansky Millionen von der Bank of Miami Beach verschob, auch in die Schweiz.

Obwohl Johnson im April 1964 das Ende der Sabotage-Aktionen gegen Kuba befahl und das Counterinsurgency and Special Activities von Generalmajor Victor Krulak, Edward Lansdale, William Bundy, John McNaughton und Joseph Califano auflöste, laufen die Mordpläne gegen Castro weiter. Hunt und Artime engagieren erneut Rolando Cubela Secades (AM/LASH) als Attentäter, der neben dem Material $10’000 verlangt. Bereits im Herbst 1963 wurde Cubela über Nestor D. Sanchez auf Castro angesetzt. Diese Aktion verlief nach der Ermordung von JFK aber im Sand.
Am 23.2.65 geht Cubela nach Kuba zurück, und Artime organisiert seinen Fluchtweg. Rolando Cubela und Roman Guin Diaz werden am 1.3.66 verhaftet, als sie erneut in Kuba einreisen, und zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Cubela könnte aufgrund seiner Homosexualität erpresst worden sein, eine Rolle als Doppelagent zu spielen, da er nach kurzer Zeit aus dem Gefängnis entlassen wird.

Quellen: Powers: 234, Weberman (20): 29,35, Russel (2000), Ranelagh/Treharne: 2, Summers (2000): 110ff,250ff.
Februar 1965 Die Ermordung von Malcolm X

Malcolm X, der Führer der Black Muslims, wird am 21.2. ermordet. Die gewaltlose Bewegung Martin Luther Kings verlor gegenüber den militanten Black Muslim, die die bewaffnete Verteidigung der Schwarzen befürworten, an Gewicht. Die Black Muslims wurden 1930 als streng religiöse Bewegung von W. D. Fard gegründet. Als Malcolm Little sechs war, wurde sein Vater von Mitgliedern des Ku Klux Klan ermordet. Wegen Einbruchs 1946 verurteilt, lernte er im Gefängnis den Führer der Black Muslims, Elijah Muhammads, kennen, bekehrte sich zum Islam und wurde als Sprecher und Chefideologe zur zentralen Figur dieser Bewegung. Die Selbstorganisation der Sicherheit in den schwarzen Quartieren (Schutz vor der weissen Polizei) ist für Polizei und FBI eine unakzeptable Einmischung in ihren Bereich.
Einer der Bodyguards, die sich bei der Ermordung in unmittelbarer Nähe von Malcolm X befinden, ist der Undercoveragent Eugene Roberts vom Bureau of Special Services des New Yorker Polizeidepartements, das eng mit der COINTELPRO-Abteilung des FBI zusammenarbeitet.
Die Polizei macht die Black Muslims selbst für den Mord verantwortlich und versucht damit eine Spaltung der Bewegung herbeizuführen. Die Special Services Staff ist eine Austauschbehörde von FBI und CIA, die dem International Revenue Service Informationen über „Dissidente“ weitergeben. 2300 Organisationen werden von der Steuerbehörde minutiös auf Unstimmigkeiten hin überprüft. Dabei werden auch pesönliche Gegner der Präsidenten und ihre öffentlichen Kritiker schikaniert, wobei die Forderungen der Steuerbehörde für die Betroffenen oft ruinös sind.

Quellen: Scott (1993): 307, Schulz: 109,113.
April 1965 Invasion der Dominikanischen Republik

Die USA besetzen die Dominikanische Repubik nach der von Clark Anderson geleiteten Invasion, um eine Marionettenregierung der CIA an die Macht zu bringen.
Der Kommandant der beteiligten 81. Airborne Division, Robert Bayard, ist ein Freund von Mitch WerBell. Der nun zum Offizier aufgestiegene David Atlee Phillips wird CIA-Stationschef in Santo Domingo und FBI Legal Attaché. Dank den Propagandaerfolgen der USIA gewinnt der Wunschkandidat Joaquin Balaguer die Wahlen im Sommer 1966. Die Dominikanische Republik bleibt unter Präsident Balaguer von 1966 bis 1978 eines der rückständigsten Länder der Welt. Die CIA und die Mafia, vor allem von Carlos Marcello, säubern die Insel und besetzen die Posten mit ihren Leuten. Ein Jahr zuvor bildete die CIA bereits Polizei- und Geheimdienstleute der Dominikanischen Republik aus, wie auch in Brasilien, Guatemala, Peru und Uruguay.

Mitchell Stuart L. WerBell III. leitet weitere Plots zur Ermordung von Fidel Castro von der Dominikanischen Republik aus. WerBell war ursprünglich als OSS-Agent in Asien mit Lucien Conein und Paul Helliwell und wurde Mitte der 50er Jahre Agent für Fulgencio Batista, wobei er als Informant für die CIA in Bezug auf die revolutionären Aktivitäten in Kuba und der Dominikanischen Republik fungierte. Dabei arbeitete er mit Emilio Nunez Portuondo zusammen, von dem am 24.11.63 Informationen kamen, die die Verantwortung der Kennedy-Ermordung Castro zuschrieben.
E. Howard Hunt kennt Portuondo, der mit Rolando Masferrer und dem kubanischen General José Pedraza verbündet ist, gut. WerBell arbeitete 1962 für die United Organization for the Liberation of Cuba, wobei er Occasionsflugzeuge für eine Kuba-Invasion von der Dominikanischen Republik aus kaufte. 1964 versuchte er dort, die Machtübernahme von Juan Bosch, der dann durch die US-Invasion gestürzt wird, zu verhindern.
Mit Frank Sturgis und Eulalio Francisco Castro baut er José Ricardo Rabel Nunez auf, der Castro umbringen soll, aber vermutlich ein Doppelagent von Castro ist. Er wird am 3.9.65 in Kuba verhaftet, zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt, aber bald darauf wieder freigelassen.

1967 planen WerBell, Robert K. Brown und Rolando Masferrer die Ermordung von François Duvalier, der den Exilkubanern verbietet, Haiti als Basis für ihre Operationen gegen Kuba zu benützen. Die Operation NASSAU fliegt auf, wofür Masferrer von Richter Ramsey Clark zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt, WerBell jedoch freigesprochen wird. 1969 wird ein Bombenangriff auf den Palast Duvaliers geflogen, der aber an der Luftabwehr scheitert. Die Attentäter müssen landen und werden verhaftet. Duvalier stirbt am 21.4.71, worauf sein Sohn Jean-Claude „Baby Doc“ Duvalier das Zepter übernimmt.

WerBell ist 1969 auch in Vietnam aktiv. 1970 teilt er sein Büro mit Lucien Conein, der nun für die Drogenbehörde DEA arbeitet. Im gleichen Gebäude befindet sich die B.R.Fox Company, die spezialisierte Mordinstrumente an die CIA liefert. Besitzerin Barbara Fox Spindel ist die Frau von Bernard Bates Spindel, der Abhörspezialist, der für Hoffa und die CIA arbeitete.
Das Tonband der Ermordung von Marilyn Monroe wird am 16.12.66 bei einer Hausdurchsuchung bei Spindel zusammen mit anderen Unterlagen über Marilyn von Bezirksanwalt Frank Hogan konfisziert und danach zerstört.
Robert Kennedy bereitet sich bereits für die Präsidentschaftskandidatur von 1968 vor und ordnete die Beschlagnahmung der ihn belastenden Bänder an. Spindel wird unter dem Vorwand der Hartford-Abhöraffäre 18 Monate lang in Haft gehalten und stirbt im Februar 1971 im Alter von 45 Jahren.

Am 6.7.75 wird Robert Bayard erschossen, nachdem sein Sohn wegen Waffenhandel angeklagt wurde. Und am 24.12.76 stirbt CIA-Agent Paul Helliwell auf den Bahamas, kurz bevor er vor einer Grand Jury hätte aussagen sollen.
Beide waren Vertraute von WerBell und wussten laut Hemming zu viel. Aufgrund des FBI-Informanten Ken Burnstine wird WerBell zusammen mit anderen wegen Drogenhandel angeklagt. Am 16.6.76 stirbt Burnstine bei einem Flugunfall, zwei Monate vor dem Prozess, in dem er als Kronzeuge vorgesehen ist.
Hauptverdächtigter wegen Sabotage ist John Nardi, der zusammen mit WerBell angeklagt ist. Das FBI gibt seine Untersuchung des Falles im Oktober auf, und der Prozess bringt keine Verurteilungen. Nardi arbeitete für Dominick Bartone, der von 1957 bis 1959 zusammen mit Jack Ruby Waffen für Castro nach Kuba geschmuggelt hatte. Nardi wird 1977 durch eine Bombe getötet, nachdem Gerry Cunningham, Morton Franklin, Dominick Bartone und Henry Grecco im April wegen Waffenhandel mit WerBell angeklagt wurden. Im selben Monat wird auch Grecco erschossen. Im August 1976 steht WerBell erneut wegen Drogenhandels vor Gericht und wird, da er Richard Nixon in den Fall hineinzieht, freigesprochen. Sein Anwalt Edwin Marger sagt der Presse, sein Klient würde sich nie an einer Verschwörung zum Marihuanaimport einlassen; für Gewehrschmuggel, Revolution und Ermordungen schon. WerBell stirbt 1983 nach kurzer Krankheit im Alter von 65.

Roberto Alejos Arzu plant zusammen mit Gerry Patrick Hemming, dem Leiter der Guerilla-Gruppe Interpen, den Sturz der gewählten Regierung Montenegro in Guatemala. Der in Florida lebende guatemaltekische Millionär Alejos und der militärische Leiter Luis Sierra Lopez werden am 4.5.65 verhaftet und ihr Waffenlager wird ausgehoben.
Im Juni organisiert Odelio Garcia ein Team von Exilkubanern, an dem Hemming, Diaz Lanz, Aton Constanzo Palau und Ramon Escarda Rubio beteiligt sind, um in der Dominikanischen Republik auf der Seite von General Antonio Imbert Barreras gegen die linke Guerilla zu kämpfen. Frank Sturgis, Mitch WerBell, David Phillips und Warren DeBrueys befinden sich ebenfalls dort. 1966 befindet sich Hemming auf den Spuren von Che Guevara im Kongo, zusammen mit dem CIA-Mann Antonio Ingleses und den Villaverde Brüdern.

Quellen: O’Shaughnessy, Weberman (20): 83, (21): 9,57-67,54,326-328, CIA-Info: 14, Ostrowsky: 8f, Bertolami: 7ff.
August 1965 Weltraumspionage

Nach dem Scheitern des Corona-Spionagesatellits startet die Air Force im Januar 1964 das Projekt Manned Orbiting Laboratory, das einen Spion in den Weltraum bringen soll. Aus den besten Piloten werden einige augewählt und in die geheime Versuchsabteilung Aero Space Research Pilot School der Edwards Air Force Base in der kalifornischen Wüste gebracht. Zu den ausgewählten 14 Piloten gehören Richard Truly, James Abrahamson, Robert Herres, Lachian MacLeay und Gordon Fullerton. Robert Lawrence kommt bei den Trainings ums Leben.

Im August 1965 stellt Johnson das MOL-Programm der Öffentlichkeit vor, wobei er die Spionageziele nicht erwähnt, sondern die enormen Kosten von $1.5 Mia. mit zivilen Forschungszielen begründet.
Die UdSSR habe mit ALMAZ vergleichbare Pläne. Sowohl in Parabelflügen wie auch im Wasser üben die zukünftigen Spionageastronauten die Abläufe. Die USA starten 1966 einen ersten unbemannten Versuchssatelliten, dessen Kapsel unbeschadet zurückkehrt. Die Kosten verdoppeln sich, während Johnson immer mehr Geld für den Vietnamkrieg und die Sozialprogramme braucht. Zudem machten die unbemannten Satelliten der NRO rasante Fortschritte. Nachdem Nixon die Präsidentschaft übernimmt, wird das MOL-Projekt 1969 gestoppt. Sechs Wochen später setzen die ersten Astronauten ihren Fuss auf den Mond. Am 4.7.74 fliegen die ersten russischen Spione in den Weltraum, wobei die ALMAZ-Projekte mit erheblichen Schwierigkeiten kämpfen. Die unbemannten Satelliten sind wesentlich effizienter, weshalb auch die Russen das Programm nach 5 Einsätzen und 81 Tagen im Weltraum einstellen.

Quellen: Bamford (2008)
Oktober 1965 Sturz von Sukarno

Nachdem die CIA-Invasion 1958 mithilfe von 42’000 Paramilitärs gescheitert war, beschlossen die USA, den charismatischen Staatsgründer Indonesiens Ahmed Sukarno mithilfe des Militärs und religiöser Gruppen zu entmachten.
Der selbsterklärte Antiimperialist suchte engere Kontakte zur Volksrepublik China, verstaatlichte ausländischen Besitz und verprellte westliche Investoren. CIA-Direktor John McCone besitzt Aktien über $1 Mio. der Standard Oil of California, die in Indonesien geschäftet.
Etwa drei Millionen Mitglieder zählt die Kommunistische Partei Indonesiens und ist damit nach der chinesischen und sowjetischen die weltweit drittstärkste kommunistische Partei. Weitere 14 Millionen Menschen sympathisieren mit der PKI und sind ihr in nahestehenden Arbeiter-, Gewerkschafts-, Frauen- und Jugendverbänden politisch und ideologisch verbunden. Die USA bauen islamische Splittergruppen auf, um die Kommunisten und Nationalisten zu schwächen.

Unter dem Vorwand, eine Machtübernahme der PKI zu vereiteln, putschen sich Offiziere um Generalmajor Hadji Mohamed Suharto Anfang Oktober 1965 an die Macht. Daraufhin folgt ein Massaker, bei dem mindestens 500’000, vielleicht aber auch 1 Mio. Menschen ermordet werden. Die Todeslisten der CIA sind nach dem Mitarbeiter in der politischen Abteilung der US-Botschaft Robert Martens „wirklich eine grosse Hilfe für die indonesische Armee. [...] Wir haben eine Menge Leute getötet, womöglich klebt auch an meinen Händen Blut. Doch so schlecht war all das nicht; denn es gibt Zeiten, wo man im entscheidenden Augenblick hart zuschlagen muss.“

Marshall Green, US-Botschafter in Jakarta, gab die Listen über Mittelsmänner an Suharto weiter, und akribisch werden alle Namen der Gefangenen und Ermordeten auf der Botschaft gestrichen. Tausende politischer Gefangener werden auf die molukkische Insel Buru verbannt, wo sie das Überleben selbst organisieren müssen. Die PKI wird als politische Kraft physisch liquidiert.
„Der Erfolg der indonesischen Armee, die [...] die Ausschaltung der gesamten kommunistischen Partei mit Konsequenz und Härte verfolgte, kann nach meiner Überzeugung in seiner Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, kommentiert Reinhard Gehlen Suhartos Militärputsch, bis 1968 Präsident des Bundesnachrichtendienstes und während des Zweiten Weltkriegs in Hitlers Generalstab zuständig für die militärische Ostaufklärung. Die Gehlen-Behörde unterstützt denn auch die indonesischen Militärs mit Logistik, Elektronik und Waffen und bildet indonesische Agenten in Deutschland aus.

Bereits als Neunzehnjähriger schloss sich Suharto 1930 der holländischen Kolonialarmee an. 1942, als Japan begonnen hatte, die verhassten Kolonialherren aus dem Land zu werfen, kommandierte er eine japanische Miliz, ein „Selbstverteidigungskorps“. Im Unabhängigkeitsjahr 1945 wurde Suharto Soldat der indonesischen Armee. Unauffällig machte er dort Karriere, stieg 1960 zum Brigadegeneral auf und wurde drei Jahre später Chef des strategischen Kommandos der Armee. Suharto übernimmt nach dem Putsch zuerst das Verteidigungsministerium, 1968 offiziell selbst das höchste Staatsamt und lenkt über drei Jahrzehnte die Geschicke Indonesiens – mit über 17.000 Inseln und 215 Millionen Einwohnern das flächenmässig grösste und bevölkerungsreichste Land Südostasiens.
Nach der Besetzung von Ost-Timor 1975 lässt Suharto erneut abschlachten, so dass mit 200’000 Toten eine ganze Generation der Bevölkerung von 830’000 Einwohnern dezimiert wird.

Suhartos „Neue Ordnung“ bringt die Militarisierung der Gesellschaft: Offiziere besetzen Schlüsselpositionen in Verwaltung, Wirtschaft und sozialen Einrichtungen, weshalb eine mafiose Doppelwirtschaft entsteht. Naturschätze wie Erdöl, Holz und Mineralien sowie Devisen werden kleptomanisch als Beute unter dem Präsidenten, seiner Frau, die im Volksmund „Madame 10%“ heisst, seinen sechs Kindern sowie loyalen Gefolgsleuten aufgeteilt: nach Schätzungen des Londoner Wirtschaftsmagazins The Economist raft die Clique erkleckliche $30 Mia. zusammen. Nach dem Tod Suhartos 2008 errechnet das Magazin Time, dass die Suahrto-Familie an 1247 Firmen massgeblich beteiligt war und insgesamt $73 Mia. zusammenklaubte.

Quellen: Horowitz: 402, Schulz: 173, Sarin/Sonam, Gremliza (1978b), Kilian (1998), Paringaux: 22f, CIA-Info: 14f, Brandt, Best: 31, Prouty (1973): 378f, (1975), Dean, Werning, (2003), Bourrier, Ali (2002).
1966 Atombomben und Attentatsversuche

Am 17.1.1966 stossen über dem spanischen Palomares ein B-52-Bomber mit vier Atombomben an Bord und ein Tankflugzeug zusammen und explodieren. Da die Zünder nicht aktiviert waren, detonieren die Bomben nicht. Aber beim Aufprall öffnen sich zwei Bomben, womit Plutonium und Americium freigesetzt werden.
Das Pentagon startet die für diesen Fall vorgesehen Operation BROKEN ARROW, wobei während 80 Tagen nach der Bombe getaucht wird, die im Meer landete, und die Aufprallstellen abgeschirmt werden.
1400 Tonnen verseuchte Erde und Pflanzen werden im Meer versenkt oder bei den Absturzstellen vergraben. Die Amerikaner kaufen die gesamte Ernte auf, informieren die Bevölkerung aber nicht über die Gefahren. Deshalb werden die Ernten schon bald wieder nach ganz Europa exportiert. Erst 1998 wird der Bevölkerung, deren Krebsrate um 400% zugenommen hat, empfohlen, kein Obst und Gemüse mehr anzupflanzen, und 2005 werden die Bodenbesitzer enteignet.

Die CIA-Station in Accra organisiert einen Militärputsch gegen den sozialistischen Staatspräsidenten Kwame Nkrumah in Ghana. Nkrumah war der letzte Premierminister der britischen Kronkolonie und, nach der Unabhängigkeit vom 6.3.57, der erste Präsident von Ghana. Nicht nur der marxistische Kurs, sondern vor allem auch sein Projekt einer afrikanischen Union ist den Amerikanern und Briten suspekt. Er stirbt 1972 im Exil in Bukarest. Nach dem erfolgreichen Militärputsch wird der Leiter der CIA-Station, Howard T. Banes, zum Direktor der Afrika-Abteilung der CIA befördert.

Am 28.5. dringen Antonio Cuesta Valle, Eugenio Enrique Saldivar, Armando Romero Martinez und Sandalio Herminio Diaz Garcia in Kuba ein, um es Castro zu besorgen. Herminio Diaz Garcia, der mit Armando Martinez bei der Aktion ums Leben kommt, war Santos Trafficantes Bodyguard. Er war an den Attentatsversuchen des costa-ricanischen Präsidenten José Figueres im Auftrag Trujillos beteiligt. Antonio Cuesta erblindet bei der Explosion und erzählt später, Herminio Diaz Garcia und Eladio del Valle seien am JFK-Attentat beteiligt gewesen.

Quellen: Burghardt, Schulz: 329, CNPC: 20, Russell: 3f.
Mai 1966 Mafia, Papst und Politik

Sam Giancana wird nach einem Jahr Gefängnis wegen Missachtung des Gerichts, da er sich geweigert hatte, die ihm gestellten Fragen zu beantworten, entlassen. Weil er sich in Kennedy grundsätzlich verschätzte und mit Phyllis McGuire zuviel Publicity auf sich zog, steht er innerhalb der Mafia unter Druck. Die Mobster haben kein Vertrauen in Frauen, obwohl McGuire dichthält. Giancana zieht deshalb nach Mexiko und setzt Teets Battaglia als seinen Stellvertreter in Chicago ein. Im Gepäck hat er mehrere Millionen an Bestechungsgelder für seine Sicherheit. Für $5 Mio. kauft er in der Nähe von Mexico City ein Anwesen. Da Battaglia noch im selben Jahr wegen Erpressung verhaftet und verurteilt wird, setzt Giancana in Absprache mit Tony Accardo und Paul Ricca Joey Aiuppa als Interimsboss ein. Tommy Payne und Chuckie Nicoletti halten den Exilierten auf dem Laufenden.

Giancana unterhält einen Drogenring mit Santo Trafficante und ein Casino mit dem persischen Schah. Zusammen mit Richard Cain, der über wichtige Beziehungen verfügt und ihn dem mexikanischen Innenminister und späteren Präsidenten Luis Echeverria und seinem Berater Jorge Castillio vorstellt, verdient er im Drogen- und Waffenhandel in Mexico. Um die Gewinne zu waschen, bedienen sie sich unter anderem der Katholischen Kirche.
„Father Cash“ reist mit dem Geld unter der Soutane seit beinahe zwei Jahrzehnten im Auftrag Giancanas und bringt Millionen zur Continental Illinois, die wie der Vatikan Mitbesitzerin der Finabank in Genf ist, die Michele Sindona kontrolliert. Das Geld landet in der Regel in Panama, Italien oder der Schweiz. Giancanas Geschäftsbeziehung mit Sindona kam dank Vermittlung von Carlo Gambino zustande.

Der Sizilianer Sindona, bei den Jesuiten aufgewachsen, machte seine ersten Geschäfte am Ende des 2. Weltkrieges auf dem Schwarzmarkt, gründete dann mit Mafiageldern und einem Empfehlungsschreiben des Bischofs von Palermo seine erste Bank.
Auf Wunsch von Papst Paul VI. begann Sindona als Financier mit Paul Casimir Marcinkus für den Vatikan zu arbeiten. Als Anwalt empfielt Richard Nixon den Bankier verschiedenen seiner Kunden, wofür Sindona 1968 ansehnliche Beiträge an dessen Wahlkampagne leistet und 1972 angeblich $1 Mio. offeriert.

Kardinal Stritch verliess Chicago 1965 und wurde Erzbischof in New Orleans, der Stadt Marcellos. Auf Empfehlung von Stritch bekam Paul Casimir Marcinkus 1952 einen Posten im Vatikan, wo er Bischof und später Generalsekretär der von Papst Pius XII. 1942 gegründeten Vatikanbank IOR wurde. Stritchs Nachfolger Kardinal Cody garantiert die weitere Kooperation mit Giancana. Auch die CIA bedient sich dieser Kanäle, um Geld zu waschen.

Pius XII. hinterliess bei seinem Tod ein persönliches Vermögen von DM 80 Mio. an Wertpapieren und Gold.
Der Vatikan kassiert etwa 35% seiner Einnahmen aus den USA. Neben den Spenden von $100-120 Mio. pro Jahr stammen die Einkünfte aus Dividenden vonAktien bei Firmen wie U.S.Steel, Sharon Steel, Bethelem Steel, Jons Manville Steel, General Motors, Bendix Aviation, Douglas Aircraft, Worthington Pumps, American Telephone and Telegraph, Life Insurance Company oder Prudential Life.
Investitionen hat der Vatikan aber auch in allen bedeutenden Industrie- und Finanzunternehmen Italiens und den meisten Deutschlands, in französischen Ölgesellschaften, argentinischen Gas- und Kraftwerken, bolivianischen Zinnminen oder brasilianischen Gummifabriken.

Prudential Insurance ist der Geheimdienstkanal von Bush-Partner Robert A. Lovett, der im Zweiten Weltkrieg als Verfechter der psychologischen Kriegsführung die Bombardierung der Zivilbevölkerung wie in Dresden veranlasste.
Die gleiche Strategie empfiehlt er als Berater von Johnson im Vietnamkrieg. Lovett präsidierte 1945 eine Kommission zur Reorganisation der Geheimdienste, deren Akten immer noch geheimgehalten werden. Aber gemäss den Hearings wurde die CIA nach den Vorschlägen Lovetts eingerichtet.

George Bush gewann einen Prozess zur Einrichtung eines 70. Kongresssitzes aufgrund der Verteilung in Texas, wobei der neue Wahldistrikt so eingeteilt wird, dass der sich nun von der John Birch Society distanzierende Bush die Wahl leicht gewinnt.
Bushs Hintermänner finanzierten den rechtsradikalen, demokratischen Gegner Frank Briscoe bei den Vorwahlen gegen den attraktiven und moderaten Wildenthal mit beträchtlichen Summen. Dank den Wahlkampagnenauftritten von Richard Nixon, dem PR-Konzept von Harry Treleaven, den Verbindungen von Robert Mosbacher, der von Ferdinand Marcos eine Ölbohrkonzession in den Philippinen erhält, und seinen Ölverbündeten wird Bush endlich in den Kongress gewählt.
Vater Prescott Bush organisiert, dass Wilbur D. Mills, Gerald Ford und John W. Byrnes ihm sofort einen Sitz im einflussreichen Ways and Means Committee verschaffen. Zu seinem Stab gehört unter anderen Barber Conable, der wegen seiner „Entwicklungspolitik“ als „Barbarian Cannibal“ bezeichnete Präsident der Weltbank in der Reagan/Bush-Ära.
Bush bringt das Heritage Groups Council, das viele Nazis als Mitglieder hat, in die republikanische Partei ein. Zu seinen Hauptzielen gehört die Familienplanung (ein Euphemismus für die Anstrengung, dass (eventuell) fürsorgeabhängige Frauen keine Kinder kriegen) und die Freigabe von Verhütungsmitteln in der Dritten Welt, um die drohende Bevölkerungsexplosion der Nichtweissen zu verhindern. Mit der Kürzung der Sozialhilfe will er die Mütter zur Arbeit zwingen, was die Anzahl der schwarzen Kinder reduzieren soll.

Bush unterstützt Rassentheoretiker wie Arthur Jensen, Paul Ehrlich, William Draper oder William Shockley, der behauptet, die Intelligenz der Schwarzen wäre genetisch tiefer als bei den Weissen und deshalb Massensterilisationen fordert. Das Tydings-Bush-Gesetz (1969) und die Kommission vonJohn D. Rockefeller III (1972) bringen einschneidende Bestimmungen, worauf jährlich 100’000-150’000 Unterschichtspersonen sterilisiert werden, oft als Bedingung für weitere Sozialhilfe.
Im Übrigen setzt sich Bush erfolgreich dafür ein, dass die Steuerbefreiung der Ölkonzerne von 27,5% nur auf 23% gesenkt wird. Offiziell verlässt Bush das Management seiner Zapata, die nicht nur im Golf von Mexico, Suez und Tunis, sondern auch in Brunei, Kuwait, Nigera, Iran, Australien, Dänemark, Brasilien, Italien, England, in der Adria, im Roten Meer und in der Nordsee tätig ist. Neu im Verwaltungsrat sitzt nun auch William Stamps Farrish III .

Quellen: Giancana: 506-5, Olgiatti, Meurice, Deschner (1968): 32ff, Uesseler/Saupe: 30-37, Summers (2000): 512, Tarpley/Chaitkin: 52ff,155-179.
September 1966 Mafiagipfel

Am Mafiagipfel im „La Stella“ in Forrest Hills vom 22.9. beraten Carlos und Joseph Marcello, Anthony Carolla und Frank Gagliano aus New Orleans, Carlo Gambino, Joseph Gallo, Aniello Dellacroce, Joseph Colombo, die Genovese-Stellvertreter Mike Miranda und Thomas Eboli, Dominick Alongi und Anthony Carillo aus New York, und Santos Trafficante, wie sie sich gegen die Verfolgung der Behörden in New Orleans, Atlanta, Tampa und Miami wegen der illegalen Spielgeschäfte und des Drogenhandels verhalten sollen.

Tommy Lucchese ist schwer krebskrank, weshalb sich die Frage stellt, wie Luccheses ausgedehntes Imperium aufgeteilt und reorganisiert werden soll. Nach dessen Tod im Juli 1967 ernennt Carlo Gambino Carmine Tramunti zum Nachfolger, womit er zwei Familien New Yorks beherrscht und auf die Colombo-Familie beträchtlichen Einfluss ausübt. Als dann eineinhalb Jahre später Vito Genovese im Gefängnis stirbt, übernimmt Carlo Gambino faktisch auch die Kontrolle der Luciano-Familie und dominiert New York.

Im La Stella muss auch ein Streit zwischen den Marcellos und den Corollas wegen Anthony Corollas Stellung in New Orleans geschlichtet werden, wobei Carlos Marcello die Oberhand behält.

Die 13 Mafiosi werden verhaftet und gegen $100’000 Kaution pro Person am nächsten Tag wieder freigelassen, wobei einige von ihnen demonstrativ wieder ins La Stella essen gehen. Am 30.9. schlägt Carlos Marcello den FBI-Beamten Patrick Collins, den Nachfolger des nun pensionierten Regis Kennedy, bei seiner Ankunft am Flughafen von New Orleans, nachdem ihm dieser zubrüllte, er habe die Frau seines Bruders Joe gebumst. Collins hat eine Affäre mit Joe Marcellos Ehefrau Bootsie, die ihn mit Informationen über die Marcellos versorgt. Daraufhin erfolgt am nächsten Tag eine Anklage, die ihm 1968 eine Verurteilung zu zwei Jahren Bundesgefängnis einbringt, von denen er aber nur knapp sechs Monate im US-Krankenheim für Bundesgefangene in Springfield abzusitzen braucht, wo er abnimmt und sich prächtig erholt.

Quellen: Davis (1994): 135-139, (1988): 313,321-325.
November 1966 Howard Hughes

Dank Lyndon Johnson kann Howard Hughes alle Aktien der TWA, die seit 1960 von $13 auf $86 gestiegen sind, für $546 Mio. verkaufen, was ihm einen Gewinn von $440 Mio. verschafft. Um das Geld wegen den Steuern möglichst schnell zu investieren, zog Hughes am 15.7.66 unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen in einem privaten Eisenbahnwagen nach Boston ins Ritz Carlton Hotel. Am 27.11. wechselt nach Las Vegas ins oberste Stockwerk des Desert Inn Hotels. Dem Besitzer Morris Dalitz versichert Robert Maheu, dass Hughes und seine 5 Mormonen, über die alle Infos und Geschäfte laufen, bis Weihnachten wieder abreisen. Da Dalitz von den Teamsters Kredite erhielt, kann Jimmy Hoffa von Dalitz verlangen, dass Hughes länger bleiben kann. Bald darauf muss Dalitz das Hotel für $13,25 Mio. an Hughes verkaufen, wofür Johnny Roselli $50’000 und Hank Greenspun $25’000 Provision kassieren.

Nachdem Maheu $500’000 vorbezahlte Werbung bei der Las Vegas Sun eingekauft hat, lobt der Kolumnist Greenspun die Ankunft Hughes in Las Vegas und vergleicht ihn mit Isaac Newton, der ebenfalls Einsamkeit, Denken und Arbeit bevorzugt habe. Greenspun sieht in Hughes angeblich einen Antipoden zur Mafia, deren Spieleinkünfte in Las Vegas $250’000 pro Tag betragen. Von der Hughes Tool Company erhält Greenspun einen persönlichen Kredit über $4 Mio. und „leiht“ Maheu seinerseits wieder $150’000. Es weist einiges darauf hin, dass der Kredit eine Erpressungszahlung ist, weil Greenspun in der Las Vegas Sun kurz zuvor die CIA-Mafia-Komplotte veröffentlichte. Das KLAS-TV von Greenspun sendet schon bald Western- und Fliegerfilme nach Programmschluss, wenn Maheu anruft, weil Hughes die gerne sieht. Nachdem Greenspun aufgefordert wird, jemanden anzustellen, der die Filme für Hughes auswählen soll, meint er frustriert: „Wieso kauft er das verdammte Ding nicht und macht damit, was er will?“ Hughes kauft die Station für $3,65 Mio.

Nachdem Hughes in der Zeitung las, dass Nevada Mühe hat, das Geld für die Gründung einer Medizinschule aufzubringen, offeriert er Maheus Tennispartner Gouverneur Paul Laxalt einige Millionen dafür und bezahlt dessen Familie $180’000. In den nächsten Jahren schmiert Hughes die meisten Politiker Nevadas und darf als Gegenleistung Hotels und Casinos (Sands für $23 Mio, Frontier für $23 Mio, Castaways für $3,3 Mio, Silver Slipper für $5,4 Mio.), die Alamo Airways und den North Las Vegas Airport aufkaufen und erhält eine Casinolizenz. Hughes, dessen Vermögen nun $1,373 Mia. beträgt, möchte zudem die Fernsehkette ABC für $200 Mio. kaufen, was trotz Schmiergelder fehlschlägt. Und als er das Stardust für $30,5 Mio. kaufen will, interveniert die Antitrustabteilung des Justizministeriums, worauf Hughes zurückkrebst, obwohl er am 30.4.68 dafür $858’000 Schmiergeld bezahlt.

Robert Maheu ist die wichtigste Verbindungsstelle für Hughes Geschäfte und richtet sein Büro „Hughes Nevada Operations“ im Frontier Hotel ein. Trotzdem sieht er seinen Auftraggeber kein einziges Mal, sondern kommuniziert mit ihm über handgeschriebene Memos oder während stundenlanger Telefongespräche, einmal volle 20 Stunden an einem Tag. Hughes lebt völlig isoliert und abgeschirmt von den Mormonen Bill Gay, Roy Crawford, George A. Francom, Kay Glenn, Levar Beebe Myler, James H. Rickard, Chuck Waldron und Howard Eckersley, so dass das FBI und Laxalt am 11.12.67 eine Untersuchung über den mysteriösen Hughes starten. John Holmes ist als einziger des inneren Kreises kein Mormone, die gegen Jean Peters plotten, indem sie die Nachrichten blockieren. Hughes erzählt Maheu, die Mormonen hätten seine Ehe ruiniert, und plant, Bill Gay zu ersetzen. In der Hoffnung, dass Jean nach Las Vegas zieht, kauft er für $1 Mio. das Riddle, das sich neben Phyllis McGuire und der Krupp Ranch, die der Frau des Waffenproduzenten gehörte, befindet. Aber seine Frau besucht keines der beiden Grundstücke.

Hughes schickt Maheu mit einem Angebot von $1 Mio. zu Johnson, um die Atomtests in der Wüste Nevadas zu stoppen. Johnson meint jedoch, die Tests seien wichtig für die nationale Sicherheit, worauf Hughes ihn fallenlässt. Die Atomtests versetzen den Hypochonder in Panik, auch wegen den schädlichen Auswirkungen auf den Besuch der Spielkasinos. Nicht ganz zu unrecht: Geschätzte 16 Mio. Krebstote werden als Folge der Fall-Outs von den über 700 amerikanischen Atomtests in den USA und im Pazifik und der Freisetzung von atomarer Strahlung durch militärische und zivile Reaktoren vermutet, und die Konservierung der Integrität des genetischen Pools wird eines der zukünftigen Hauptprobleme der Menschheit sein, zumindest für die nächsten 250’000 Jahre.

Quellen: Bertell, Best: 51f,54f, Brown/Broeske: 330-342, Drosnin.
Februar 1967 Jim Garrisons Untersuchung

Johnny Roselli sitzt 11 Monate im Gefängnis, weil er andere Mitglieder des Friars Club beim Kartenspiel um $400’000 betrog. Noch im Gefängnis wird der Interessenvertreter der Chicagoer Mafia in Las Vegas wegen illegaler Geschäfte im Frontier Hotel angeklagt. Roselli behauptet gegenüber seinem Anwalt Edward P. Morgan, Kennedy sei einer Verschwörung von Fidel Castro und Santos Trafficante mit der CIA zum Opfer gefallen, wobei Oswald lediglich als Lockvogel benutzt worden sei. Ruby habe ihn ausgeschaltet, damit er nicht plaudere. Morgan, der auch Howard Hughes vertritt, bringt den Washingtoner Kolumnisten Drew Pearson dazu, diese Informationen an Earl Warren weiterzuleiten. Roselli beabsichtigt mit diesen Aussagen, sich die Freilassung und die Annulation des drohenden Ausweisungsbefehls zu erpressen. Zudem ist Trafficante daran, die Macht Giancanas zu übernehmen. Das Ausweisungsverfahren wird zwar nicht offiziell beendet, aber in den nächsten fünf Jahren nicht weiter verfolgt.

Offensichtlich kam es zu einem Bruch der Mafia von Chicago mit Trafficante und der CIA, da Roselli versucht, eine Spur gegen die ehemaligen Verbündeten zu legen. Der Machtkampf zwischen Giancana und Trafficante muss massiv sein, wenn Roselli zu solchen Massnahmen greift, die lebensgefährlich sind. Hank Greenspun hatte allerdings bereits 1966 in der Las Vegas Sun auf das CIA-Mafia-Komplott hingewiesen. Secret Service-Chef James R. Rowley informiert J. Edgar Hoover am 13.2, dass Earl Warren über die Versuche der CIA, Castro zu ermorden, informiert worden sei, und kolportiert die Story von Roselli.

Drei Tage später veröffentlicht die States-Item von New Orleans, dass Staatsanwalt Jim Garrison im Juli 1966 eine Nachuntersuchung zum JFK-Mord eröffnet habe und einen Prozess gegen David Ferrie als mutmasslicher Organisator einer Konspiration zur Ermordung Kennedys plane.
Aufgrund der Meldung ruft David Ferrie Garrison-Mitarbeiter Lou Ivon an und sagt, er sei nun ein toter Mann. Garrison nimmt David Ferrie daraufhin in Schutzhaft, indem er ihn mit einem Leibwächter in einem Hotel einquartiert.

Nach dem Sieg Marcellos im Prozess vom November 1963 verliess Ferrie die Stelle bei Anwalt G. Wray Gill und arbeitete bei der United Taxi Corporation und beim Luftfrachtdienst von Jacob Nastasi, die beide Marcello gehören. Als sich Ferrie über die mangelnde Bezahlung für seine Arbeit beklagte, vermachte ihm Marcello eine einträglichen Tankstelle bei New Orleans.

Carlos Marcello steht mit dem Staatsanwalt von New Orleans auf ungewöhnlich gutem Fuss: Seit 1965 wies Garrison 84 erhobene Klagen gegen Marcello-Leute wegen verbotenem Glückspiel, versuchtem Mord, Totschlag und Kidnapping ab. Sam Marcello ist mit Garrison, der Geschenke aus dessen Umfeld annimmt, befreundet. Garrison-Mitarbeiter Pershing Gervais soll ein Marcello-Verbündeter sein, weshalb die Marcello gehörenden Nachtlokale von Untersuchungen ausgenommen werden. Auch als drei von Marcellos führenden Buchmachern, Sam DiPiazza, Eugene Nolan und Frank Timphony, in Houston verurteilt werden, unternimmt er nichts gegen sie in Louisiana. Als Gegenleistung bezahlt ihm Marcello-Bevollmächtigter Mario Marino drei Urlaube im Sands Hotel in Las Vegas mit einem Spielkredit von $5000 und verkauft ihm über Frank Occhipinti ein Haus zu einem Spottpreis. Als Marcellos Schmiergeldmann Vic Corona an einer Herzattacke in seinem Haus stirbt, erklärt Garrison nur, es habe eine politische Versammlung stattgefunden.

Das Information Council of the Americas beginnt nach der Meldung im States-Item einen breit angelegten Versuch, die Untersuchung auf die Kommunistentheorie zu kanalisieren. Vermutlich ist die Aufnahme der Untersuchung durch Garrison ein Versuch, die Castro-Oswald-Theorie wieder aufleben zu lassen, da offenbar Hale Boggs und Russell Long, die beide für Marcello arbeiten, Garrison dazu gebracht haben, die Verbindungen von Oswald zu den Kubanern zu untersuchen.

Hauptzeuge von Garrison ist der mehrfach vorbestrafte Edward Stuart Suggs alias Jack Stuart Martin. Suggs und Ferrie sind Bischöfe in der American Orthodox Catholic Church des selbsternannten Erzbischofs Carl John Stanley, der geistig krank ist. Suggs informierte Staatsanwalt Kohlman bereits nach seinem Streit mit Guy Banister am 23.11.63 anonym über die Civil Air Patrol -Verbindung von Oswald mit Ferrie. Gegenüber Garrison bestätigte Suggs im Januar die Beziehung von Oswald zu Banister. Suggs beschuldigt auch den FBI-Agenten S.A. Regis Kennedy, oft in Banisters Büro und im Trainings Camp beim Lake Pontchartrain gewesen und mit den Leuten dort befreundet zu sein. Kennedy sagt aus, dass er Banister und Dean Andrews, einer von Marcellos Anwälten, aber nicht Oswald gekannt habe und er keine Verbindung zu Marcello sehe. Oswald war bei Andrews, um seine militärische Entlassung zu verbessern. Das Verteidigungsministerium vernichtet 1973 die gesamte Oswald-Akte, die es der Warren-Kommission nie gab.

Garrisons Untersuchung bringt die CIA ins Rotieren. Agenten organisieren eine Pressekampagne mit Falschmeldungen und Verleumdungen, stellen Garrison eine Falle mit einem homosexuellen ehemaligen Klienten und hören seine Telephone und die seiner Mitarbeiter ab. Richard Helms, Busenfreund von E. Howard Hunt, besetzt Garrisons Untersuchungskommmission mit Spitzeln, um seine Leute zu schützen. Richard Billings von Life, der zu George DeMohrenschildt Kontakt aufnimmt, mischt sich in die Untersuchung ein und interviewt Loran Eugene Hall, den Garrison zuerst der Organisation des Mordkomplotts verdächtigte. Ein Denver Ölgeschäftsmann bietet Garrison einen Bundesrichtersitz an, wenn er die Untersuchung stoppt. Profikiller Edward Whalen wird von Ferrie und Clay Shaw $25’000 offeriert, um Garrison umzubringen. Ferrie behauptet gegenüber Whalen, dass er beim Kennedy-Attentat mitgearbeitet habe und dass Oswald ein CIA-Agent gewesen sei, der wegen einiger Fehler hätte getötet werden müssen.

Garrison entlässt Ferrie am 21.2.67 aus ungeklärten Gründen aus der Schutzhaft. Am nächsten Morgen wird er tot in seiner Wohnung aufgefunden.
Als Todesursache wird eine Überdosis Drogen angegeben, und angeblich handelt es sich um Selbstmord, da zwei getippte Abschiedsbriefchen gefunden werden. Dr. Chetta, der die Autopsie vornimmt, gibt an, dass Ferrie wahrscheinlich als Folge von Stress an einer Gehirnblutung gestorben sei.

Nur Stunden später wird Ferries Freund, der prominente Exilkubanerführer von Florida Eladio del Valle, gegen den Garrison ebenfalls ermittelt, ermordet. Gefunden wird er auf einem Parkplatz in Miami mit gespaltenem Schädel, verursacht durch eine Axt. 1966 schmuggelte del Valle mit Rolando Masferrer Drogen aus Panama in die USA, und laut einem Zeitungsbericht soll er mit Santos Trafficante zusammengearbeitet haben. Masferrer wird 1975 mit einer Autobombe in die Luft gesprengt, vermutlich von Ignacio Novo.

Drei Monate später wird Ferries beste Freundin, Dr. Mary Stults Sherman, ein Jahr später der Autopsiearzt Nicholas Chetta ermordet. Chetta schrieb auch den Autopsiebericht über Guy Banister, der am 6. Juni 1964 an einer angeblichen Herzattacke starb. Kaum ein Monat zuvor kam Banisters Geschäftspartner Hugh Ward, der mit Ferrie eng zusammenarbeitete, in einem Flugzeugabsturz mit dem Bürgermeister von New Orleans DeLesseps Morrison ums Leben.

Als David Ferrie ermordet wird, setzt sich Edward Suggs ab und verschwindet. Im August versucht er über die Militärpolizei in Washington bei Reis R. Kash an Informationen über Grady Clifford Durham heranzukommen, indem er sich als Mitarbeiter von Garrison ausgibt. Im Dezember beschuldigt er William Hardy Davis der Spionnage, Homosexualität und Pädophilie. Suggs kontaktiert David F. Lewis, der ebenfalls für Banister arbeitete, um seine Story zu stärken. Gegenüber der Presse meint Lewis danach, sein Leben sei in Gefahr.

Garrison klagt nach Ferries Tod den Neonazi Gordon Dwane Novel wegen Beteiligung an der Verschwörung zur Ermordung Kennedys an.
Novel legte in Louisiana eine Bombe in einem Kino, das Schwarze einliess, verkaufte in New Orleans Spionagematerial und war während der Schweinebucht bei der Cuban Revolutionary Front aktiv. Im September 1961 beteiligte er sich am „Einbruch“ in das Munitionsdepot der Schlumberger, die von ihrem CIA-Kontrakt zurücktreten wollte, weshalb Novel eine Ablenkungsoperation zusammen mit Andrew Jerome Blackman, David Ferrie, Sergio Arcacha Smith und Luis Rabel durchführte. Novel behauptete, er habe bei der CIA-Deckfirma Evergreen Advertising Agency Nachrichten kodiert und dekodiert.
Sein CIA-Kontakt scheint Seymour Weiss zu sein. Ein Seymour Weiss arbeitet bei der Agency for International Development, die die CIA für Undercoveraktionen benützt. Ein zweiter Seymour Weiss ist der Direktor der Standard Fruit, der mit Carlos Marcello, Frank Costello, Johnny Roselli und der International Cooperation Administration vernetzt ist.
Novel bot Garrison im Auftrag der CIA seine Dienste an, behauptet dann aber, nachdem Garrison ihn als Zeugen aufrufen wollte, er hätte Garrison in der Nacht von Ferries Tod aus dessen Haus kommen sehen. Während des Verhörs durch Garrison nimmt Novel die Hilfe der New Orleans Domestic Contacts Division der CIA in Anspruch, entzieht sich dann jedoch dem Verfahren, indem er sich nach McLean, Virginia, absetzt.
1974 bittet Charles Colson Novel um Hilfe bei der Löschung der Nixon-Bänder. Novel behauptet, er arbeite für Richard Nixon und John Connally und spielt später bei den Iran/Contra-Deals unter Reagan eine Rolle.

Garrison behauptet nun, die CIA stecke hinter dem Attentat, und es gebe in New Orleans keine Mafia, obwohl diese die grösste Wirtschaftsmacht im Bundesstaat ist.
Offenbar wechselt Garrison laufend seine Verschwörungstheorie, die zwischen den Minutemen, der Dallas Police, den Ölmillionären, der CIA und Elementen einer unsichtbaren Nazistruktur oszilliert, ohne die Gemeinsamkeiten dieser Organisationen zu reflektieren.
1967 werden die Reste der aufgelösten Minutemen von FBI-Agent Howard Godfrey in der Secret Army Organization zusammengefasst, die bis 1972 aktiv ist. Das FBI liefert Waffen und Sprengstoff für Terroranschläge gegen linke Buchläden, Zeitungsredaktionen und Privatfahrzeuge von Aktivisten. Am 6.1.72 unternimmt Godfrey mit zwei weiteren SAO-Mitgliedern einen Mordanschlag auf Peter Bohmer, der sich in der Friedensbewegung engagiert, wobei eine junge Frau schwer verwundet wird. Das FBI versteckt die Tatwaffe und niemand wird bestraft, aber Bohmer verliert seine Stellung als College-Lehrer. Als die SAO im Juni 1972 einen Bombenanschlag auf ein Kino plant, wird die Organisation von der Polizei aufgelöst.

Garrison verdächtigt Clay Shaw, der Banister ähnlich sieht, als Organiator des JFK-Komplotts in Namen der CIA, da der Anwalt Dean Andrews der Warren-Kommission erzählte, ein Clay Bertrand hätte ihn am 23.11.63 angefragt, nach Dallas zu fahren, um Oswald vor Gericht zu vertreten. Perry Raymond Russo sagt aus, dass Oswald und Ferrie zusammenarbeiteten und dass Clay Bertrand das Pseudonym von Clay Shaw sei.

Shaw war während des Krieges die rechte Hand von General Charles O. Thrasher und diente als Verbindungsoffizier des OSS zum Hauptquartier von Winston Churchill. Als Grundstückmakler und Direktor des International House-World Trade Center arbeitete Shaw in den frühen 50er Jahren auch als Informant der CIA. Er ist mit Hitlers ehemaligem Reichsbankchef Hjalmar Schacht, der für Onassis arbeitet, eng befreundet. Shaw gründete das International Trade Mart, das über die Coverfirma Permindex mit dem Centro Mondiale Commerciale verknüpft ist. Über das International Trade Mart verwaltet die CIA Eigentum in Europa und den USA.

Mit der Permindex verknüpft sind die Ölmagnaten H. Lamar Hunt, Clint Murchison, John DeMenil und Sid Richardson, aber auch Gouverneur John Connally, Senator Robert Kerr, Lloyd Cobb, Dr. Alton Ochsner, George und Herman Brown, Roy Cohn, Paul Raigorodsky, Walter Dornberger, Carlos Prio Socarras, Clifford Jones, Morris Dalitz, Lewis McWillie, Edward Levinson, Henry Crown, Patrick Hoy, Joe Bonanno und Alex Carlson. Präsident der Permindex ist Prinz Gutierez de Spadafora, der mit Hjalmar Schacht verwandt ist. Zum Kader der Permindex gehören neben Shaw der ehemalige ungarische Premier Nagy und der ungarische Faschist Giorgio Mantello alias George Mandel. Ferenc Nagy wurde von J. Edgar Hoover in die USA geholt. Er gehört zu den Kriegstreibern gegen die Sowjetunion, kennt H. Lamar Hunt, George Bouhe, Peter Gregory und Paul Raigorodsky und lebt 1963 in Dallas.

Der Mehrheitsaktionär der Permindex ist Louis Mortimer Bloomfield, ein OSS-Veteran. Er lebt in Montreal, wo er Firmen wie die Credit Cuisse Kanada, Heineken, Israel Continental Company oder Grimaldo Siosa Lines kontrolliert. Er ist mit Hoover und Bonanno befreundet und verhängte die Permindex 1958 mit dem Centro Mondiale Commerciale, die der CIA als Cover für Finanzierungen und Spionageaktionen dient.
Die ab 1961 im Rom ansässige Handelsorganisation ist eine Plattform von fanatischen Antikommunisten, Faschisten, englischen, amerikanischen und italienischen Geheimdienstagenten und Propaganda-Due-Freimaurern. Das Welthandelszentrum ist unter anderem mit Meyer Lanskys Spielbanken auf den Bahamas verhängt und finanziert rechtslastige bis rechtsextreme Organisationen. Über die Permindex, Maurice Brooks Gatlin und Guy Banister flossen 1962 $200’000 an die OrganisAtion de l’Armée Secrète. Das grösste und modernste der über 50 in der World Trade Center Association zusammengeschlossenen Organisationen ist das von Hong Kong, über das grosse Teile des Drogenhandels abgewickelt werden.

Shaw kennt über Principessa Marcelle Borghese den Führer der neofaschistischen Movimento Sociale Italiano, Junio Valerio Borghese, der mit CIA-Gegenspionagechef James Angleton zusammenarbeitet. Shaws Organisation ist eine Parallelorganisation zur Anti-Communist League of the Carribbean. Diese Legion wurde von Rafael Trujillo, Anastasio Somoza und dem ehemaligen Chef der kubanischen Geheimpolizei Orlando Piedra, ein häufiger Besucher bei Guy Banister, ins Leben gerufen. Piedra arbeitete eng mit der Mafia und der CIA zusammen, unterstützte Rolando Masferrer und war an der Entführung von Castros Sohn beteiligt.

Dean Anderson, der als Anwalt für Marcello und die CIA arbeitet und mit Garrison zusammen studierte, bestätigt Shaws Anruf vom 23.11.63. Nach dem Anruf von „Clay“ fragte Andrews seinen Kollegen Sam Monk Zelden am 24.11.63, ob er daran interessiert sei, den Fall Oswald mit ihm zu übernehmen. Am 25.11.63 informierte Andrews das FBI über das Angebot, obwohl Shaw nicht wieder anrief. Daraufhin wurde in seinem Büro eingebrochen. Später änderte er seine Aussagen gegenüber dem FBI, weshalb ihn Garrison wegen Meineids anklagt.
Andrews verlässt daraufhin seinen Anwaltsposten und arbeitet in einer Bar, die Marcello gehört.

Clay Shaw scheint einer der Führungsagenten von Oswald und Ferrie gewesen zu sein: sie tauchten zu dritt bei der Wählerregistration in Clinton auf, wo Oswald und Ferrie Propaganda betrieben, und sie diskutierten an einer Party laut Perry Russo zu dritt über ein Attentat auf JFK. Vermutlich handelte es sich bei „Oswald“ aber um William Seymour. Aber der Name Shaw tauchte in einem Untersuchungsbericht des FBI von Dezember 1963 auf, und Rasmey Clark erkundigte sich beim FBI über Shaw. Shaw stand regelmässig in Kontakt zu Guy Banister, arbeitete an Projekten mit E. Howard Hunt im Domenstic Contact Service der CIA und führte den stellvertretenden CIA-Chef Charles Cabell in die Foreign Policy Association of New Orleans ein. Die am Attentat beteiligten CIA-Offiziere Cabell, Winston Scott und Willard Curtis sterben alle im April 1971.

Mit Shaw kommt Garrison gefährlich nahe an das CIA-Zentrum der Mordverschwörung heran, ohne die Marcello-Organisation miteinzubeziehen. Garrison offeriert Alvin Beauboeuff, der mit David Ferrie und Michael Paine am 22.11.63 nach Houston fuhr, Geld und einen Job, wenn er gegen Shaw aussagen würde.

Im Juni 1967 erfährt das FBI, dass Clay Bertrand auch das Pseudonym von Eugene Clair Davis sei. Davis arbeitet für Marcello und führt die von Homosexuellen besuchte Wanda’s Bar, bei deren Kauf Anwalt George Wray Gill beteiligt war. Seinen Job beim Nachtklub Court of Two Sisters von Nunzio Pecora, ein Heroinschmuggler und Zuhälter, verlor er im 1963 wegen einem Besuch von Oswald. Er ist ein seit 1960 FBI-Informant und wird 1968 wegen sexuellen Handlungen mit einem 16jährigen Jungen verhaftet. Der Türsteher Leander D’Avy bestätigt ein Treffen von Ferrie, Oswald, Davis und zwei weiteren Personen im Nachtklub, die Coverfunktion des „Clay Bertrand“ und die Verbindung zu den verhafteten Tramps. 1977 zieht er den Marcello-Verbündeten Nick Karno, der 1974 wegen Mordes angeklagt wird, in die Ausssagen ein und behauptet, die Tramps im Court of Two Sisters gesehen zu haben. D’Avy stirbt unter bizarren Umständen im Februar 1986.

Quellen: Scott (1993): 188f, Weberman (11): 42-47,53f, (24):1-29, Davis (1988): 304,312,326-338,542, Marrs: 494-508,541, Best: 45f, Joesten (1967), Anson: 102-128, Callahan: 65,87-93, Pease (1997), Torbitt :7-9,37ff, Russell: 3f, Brussell (1983): 8ff, Ranelagh/Treharne.
Der Garrison-Prozess

Am 10.1.67 informierte William Blanton Acker das FBI, dass Roy Hargraves 1963 mehrere Gewehre mit Teleskop, Handgranaten und Dynamit in seinem Zimmer hatte und auf seinem Trip nach Dallas Ende 1963 Secret Service-Ausweispapiere besass. Zudem habe er Kennedy persönlich für den Tod einiger Freunde bei der Schweinebuchtoperation verantwortlich gemacht. Die Aussagen von Lawrence J. LaBorde und seinem Sohn Michael bringen auch Gerry Hemming in Zusammenhang mit den Schützen auf dem Grashügel. LaBorde stellte für Hemming 1962 den Kontakt mit Guy Banister und Jack Lawrence her. 1979 wird LaBorde von Hemmings Crew umgebracht. Am 7.7.67 erscheinen Hemming und Hargraves bei Garrison, um über die Beteiligung von Loran Hall, William Seymour und Lawrence Howard auszusagen. Hemming behauptet, die drei seien von einem Castro-Agenten namens Enrique Molina Rivera begleitet worden. Am 15.7.67 behauptet Comer Clark in einer britischen Zeitung, Fidel Castro hätte zugegeben, er hätte gewusst, dass Oswald ein Attentat gegen Kennedy plane. Clark führte allerdings nie ein Interview mit Castro.

Hemmings Mitarbeiter Bernardo de Torres arbeitet als Detektiv für Garrison und bringt ihn dazu, Hunderte von vergeblichen Stunden für die Suche des Exilkubaners Manuel Gonzalez, der mit Oswald zu tun gehabt haben soll, aufzuwenden. De Torres war Geheimdienstchef der Brigade 2506 und wurde während der Schweinebucht gefangengenommen. Über Jahre arbeitet er für das Federal Bureau of Narcotics von Anslinger. Offenbar soll der Profikiller de Torres Oswald selbst gekannt haben. Rolando Otero Hernandez behauptet, de Torres und Mitch WerBell seien in die Verschwörung zur Ermordung Kennedys beteiligt gewesen. Otero arbeitet mit E. Howard Hunt, David Morales und Maxian Gonzalez zusammen. Im Frühjahr 1975 verübt Otero im Auftrag von Orlando Bosch eine Serie von Bombenanschlägen in den USA. Auch Garrisons Untersuchungsbeamter Alberto Fowler ist ein Schweinebuchtveteran, der Garrison auf falsche Spuren leitet.

Garrisons Prozess lenkt ab von Edward Partins Anschuldigungen gegen Jimmy Hoffa, der vorgängig über die geplante Kennedy-Ermordung gesprochen hatte. Partin war am Waffenschmuggel nach Kuba beteiligt und arbeitete für Hoffa. Der Teamster-Funktionär aus Baton Rouge und Bekannter von Carlos Marcello wechselte das Lager und erzählte viel über Organisation, Struktur und Namen der Mafia und von deren Mordplänen.
Über D’Alton Smith bietet Marcello Partin an, ihm während 10 Jahren $25’000 zu zahlen, wenn er seine Prozessaussage gegen Hoffa zurückziehe. Als Partin das Angebot als zu niedrig bezeichnet, bietet er ihm eine glatte Million und Beteiligungen an Teamsterfonds über Dorfman. Da Partin das Angebot in den Wind schlägt, versuchen Hoffas Verbündte, ihn mittels Einschüchterungen und Morddrohungen zu zwingen, seine erdrückende Zeugenaussage abzuändern. Smith und Marcellos Washingtoner Lobbyist Irving Davidson bringen Jim Garrison dazu, öffentlich zu behaupten, dass Partin im Sommer 1963 mit Oswald und Ruby Umgang gehabt habe, um den Mord zu planen, womit die Glaubwürdigkeit des Staatsanwalts zusammenbricht.

Davidson teilt dem FBI mit, Hugh C. McDonald, ehemaliger Bodyguard von Barry Goldwater, arbeite für eine Gruppe, die viel Geld aufgeworfen habe, um herauszufinden, wer hinter dem Attentat an Kennedy stecke. McDonald war im 2. Weltkrieg in der Armeegeheimdienst, arbeitete für Howard Hughes als Security-Direktor, wurde im Januar 1967 als Chef der Detektive von Los Angeles pensioniert und behauptet, Johnson habe Vorkenntnissse vom Attentat gehabt und George DeMohrenschildt sei in die Ermordung involviert gewesen.

Von seinen Residenzen Haiti und Dallas aus korrespondiert DeMohrenschildt 1966/67 regelmässig mit dem Weissen Haus. DeMohrenschildt ist befreundet mit Barbara und Howard Burris, Geheimdienstoffizier der Air Force und militärischer Vertreter von Johnson. Walt Rostow wird der Leiter der Lyndon B. Johnson Library, die sich im selben Komplex wie das ILAS befindet. 1969 unterrichtet DeMohrenschildt an einer Schule, die Harry Ransom unterstellt ist. Ransom ist beim Geheimdienst der Luftwaffe und verkehrt im Mafialokal Adolphus Hotel in Dallas.

Während dem Prozess ändern Zeugen ihre Aussagen, erscheinen nicht oder werden von anderen Staaten nicht ausgeliefert, wie im Fall von Edgar Eugene Bradley. Garrison verwechselt den als „Secret Service“-Agenten auf der Dealey Plaza Anwesenden mit Eugene Hale Brading, die beide aus Kalifornien stammen, und verklagt Bradley wegen Verschwörung zur Ermordung des Präsidenten. Gouverneur Ronald Reagan, vehementer Anti-Kennedy, seit Bobby 1962 seine Steuerrechnungen und Beziehungen zur Music Corporation of America untersuchen liess, verweigert seine Auslieferung. Nach dem Attentat wurde Reagan Republikaner und innerhalb kurzer Zeit Multimillionär. Über Transaktionen von Jules Stein und Taft Schreiber von der MCA und seinem späteren Justizminister William French Smith wird die Herkunft der Gelder verschleiert.

Garrison kann die Geschworenen, vor allem mit der erstmals öffentlichen Vorführung des Zapruder-Films, davon überzeugen, dass es sich beim Kennedy-Attentat um eine Konspiration gehandelt haben muss, aber nicht, dass Shaw einer der Verschwörer sei, womit er den Prozess am 1.3.69 verliert.

1971 wird Garrison, nachdem er die Wahlen für das Amt des Staatsanwaltes 1969 wiedergewonnen hat, wegen Bestechung angeklagt und mehrere unter Druck gesetzte Personen sagen gegen ihn aus. Da es sich um unwahre Aussagen handelt, wird er freigesprochen. Auch eine zweite Anklage wegen Steuerhinterziehung erweist sich als substanzlos. Aber die Wahlen von 1973 verliert er, absorbiert von der Selbstverteidigung im Gericht.

Nachdem J. Edgar Hoover die Ferrie-Akte als geheim klassifizierte, wird 1976 bekannt, dass sie verschwunden ist.
CIA-Agent Robert D. Morrow behauptet, dass Shaw tatsächlich im Zentrum des Plots gewesen sei, zusammen mit Ruby und Banister. Diese Gruppe hätte ausserhalb der Kontrolle der CIA gearbeitet und mithilfe eines Doppelgängers den Ex-Marine als Schützen im TSBD aufgebaut. Polizist J. D. Tippit hätte im Kino Oswald töten sollen, aber Oswalds Doppelgänger habe Tippit erschossen. Mit der Festnahme Oswalds musste Ruby einspringen. Morrow kaufte vier 6.5 Mannlicher-Carcano Gewehre auf Anordnung seines Chefs und ist überzeugt, dass eines davon am 22.11.63 in den Händen der Dallas Polizei gelandet sei. Die Marine kaufte Mitte der 50erJahre vier Mio. Patronen zu diesem Gewehr, die allerdings zu keinem der Marine-Gewehre passen. Vermutlich war die Munition für die CIA bestimmt, die Kämpfer mit Waffen beliefert, die keine Rückschlüsse auf die CIA oder die USA zulassen.

Quellen: Rose: 4, Weberman (7): 1, (10): 64f, (21): 11-15, (24): 29, (26): 11, Schulz: 116, Garrison, CNPC: 4, Moldea: 5-8.
März 1967 Jimmy Hoffa

Der Teamsterboss muss am 7.3.67 für 13 Jahre ins Gefängnis, obwohl Carlos Marcello mit Schmiergeldern versuchte, dies zu verhindern. Hoffa versuchte, das letztinstanzliche Urteil mithilfe von vier Prostituierten, die mit den Geschworenen sexuellen Kontakt gehabt haben sollen, zu annulieren. Während dem Prozess beim obersten Gericht, wo sich nur Earl Warren für ihn einsetzt, wird Hoffa verurteilt, weil er Dutzende von Millionen aus den Teamster-Pensionskassen mit falschen Krediten für das Everglades Hotel in Miami, das Sun Valley-Projekt, das North Miami General Hospital und die nichtexistierende Black Construction Company veruntreute. Der Boss der puertoricanischen Teamster, Frank Chavez, will Robert Kennedy deshalb während seiner Wahlkampagne umbringen.

Frank Fitzsimmons übernimmt Hoffas Platz als Boss der Lastwagengewerkschaft und erweist sich als noch korrupter als sein Vorgänger. Öffentlich setzt sich Fitzsimmons für die Freilassung Hoffas ein, aber sogar dessen Mitarbeiter Rolland McMaster hilft ihm, seine Macht zu konsolidieren, indem er die verbleibenden Hoffa-Loyalen bekämpft.
Nach dem Machtwechsel beginnen unabhängige Lastwagenfahrer einen Aufstand gegen die allgegenwärtige Dominanz der Gewerkschaft, was zu Schlägereien und einem Krieg mit Schiessereien und Bomben ausartet, so dass die Standard Oil bewaffnete Hell’s Angels als Begleitschutz ihrer Benzintransporte anheuert.

Auch Richard Cain und Willie Daddano von Giancanas Mafia werden wegen einer Anklage von 1963 verhaftet und verurteilt: Cain für 4, „Potatoes“ Daddano für 15 Jahre Gefängnis.

Quellen: Davis (1988): 336-338,346,408, Marrs: 508-517, Davis (1994): 111, Giancana: 532, Best:15f, Weberman (8): 51f, Best: 46, Bartholomew (1): 16, Summers (2000): 498.
März 1967 Ermordung von Ernesto Che Guevara

Die bolivianische CIA-Station unter John Tilton beteiligt sich an der Aufspürung und Ermordung von Ernesto Che Guevara in Bolivien.
Felix Rogriguez, ehemaliger Schweinebuchtvetern und zukünftiger Watergate-Einbrecher, wird zur Unterstützung in die Anden abkommandiert. Die bolivianische Regierung schrieb ein Kopfgeld von $4000 für Che Guevara aus. Er wird gefangengenommen und am 6.3. von Mario Teran ermordet, weil der bolivianische Präsident und die CIA befürchten, seine Gefangennahme könne Solidaritätsbewegungen oder -proteste auslösen. Die Mörder stellen es so dar, als sei Che im Kampf gefallen. Das ist eine PR-Fehlentscheidung: Che wird zum Symbol für den Widerstand der 68er-Bewegung und sein Konterfei mit leicht getrübtem Blick in eine nie endene Zukunft wird zur Ikone, zum Jesus-Ersatz der Popkultur.
Der bolivianische Innenminister Arguedas rächt sich an der CIA, die ihn aufgrund seiner radikalen Äusserungen während seiner Jugendzeit zur Kollaboration gezwungen hat, indem er eine Kopie des erbeuteten Tagebuchs von Guevara der kubanischen Regierung zuspielt, weshalb er zwei Jahre später ermordet wird.

Trotz Veröffentlichungen der CIA/Mafia-Mordpläne gegen Castro in der Presse, worauf Lyndon Johnson einen „Bericht“ der CIA fordert, laufen die Mordkomplotte gegen Castro und die Sabotageaktionen gegen Kuba weiter.
1968 geht ein Teil der Kaffeeernte verloren, weil sie mit Krankheitserregern infisziert werden.

Nixon ordnet die Intensivierung der Undercoveraktionen gegen Kuba an, worauf 1969 und 1970 Regenwolken mit Chemikalien versetzt werden, um die Zuckerernte zu vernichten. Der erste Fall von afrikanischem Schweinefieber in der westlichen Hemisphäre wird am 6.5.71 auf Kuba entdeckt.6 Wochen früher liess die CIA einen Behälter mit Viren, die diese Schweinekrankheit verursacht, nach Kuba bringen. 500’000 Schweine, über ein Viertel des Bestandes, müssen hingerichtet werden. Castro soll 1971 auf seiner Reise nach Chile oder Spanien umgebracht werden. Kubanische Schiffe werden auf offener See attackiert. Diplomatische Vertretungen werden immer wieder angegriffen und Kubaner ermordet. Anfang der 70er Jahre stürzt in Kalifornien ein an Sabotageaktionen beteiligtes Flugzeug mit Heroin und Kokain an Bord ab, wofür 1976 ein kubanisches Flugzeug zum Absturz gebracht wird.

Die CIA startet das Programm MK/CHAOS unter Richard Ober gegen die Neue Linke und die Black Panther Party. Es handelt sich um ein Parallelprogramm zum COINTELPRO des FBI, mit vergleichbaren Methoden. Dabei werden Verdächtige nicht nur überwacht, die Post geöffnet und das Telefon abgehört, sondern auch tätlich angegriffen und mit den bewährten Undercovermethoden fertiggemacht. Dazu werden schwarze Listen für die Bespitzelung aufgestellt. Der eingeschleuste FBI-Agent Tommy Tongyai versucht beispielsweise, die Students for a Democratic Society zur Schaffung von regionalen Terroristenkomitees, zu Entführungen, Brandanschlägen und Polizistenmord anzustiften. Auch in Deutschland eskaliert die Gewalt, nachdem der V-Mann des Verfassungsschutzes Peter Urbach den vor dem Springerhochhaus demonstrierenden Studenten Molotowcocktails verteilte.

1968 wird Roy Hargraves verhaftet, weil er am 22.10.68 das Friedenszentrum der SDS in Long Beach bombardiert. Hargraves arbeitet zusammen mit José Antonio Duarte Cropesa, der zu verschiedenen extremen linken und rechten Gruppierungen Kontakt hat und Konflikte zwischen ihnen schürt. Unter E. Howard Hunt arbeiten Hargraves offiziell und Gerry Hemming inoffiziell als Trainer der Black Panthers. Die BPP wurde Ende 1966 in Oakland von Huey P. Newton und Bobby G. Seale gegründet und ist bereit, auch Waffen für die Verteidigung von Leben und der Rechten der Schwarzen einzusetzen. Auf dem Höhepunkt hat die Partei zwischen 15’000 und 20’000 Mitglieder. 1968 beschliesst J. Edgar Hoover in Zusammenarbeit mit CIA und Polizeikräften, die BPP durch eine Reihe von Aktionen zu zerstören, wobei bis Ende 1969 mindestens 28 Mitglieder getötet werden. Hargraves gelingt es, sich als Bodyguard von Black Panther-Propagandist Eldridge Cleaver einzuschleusen, der unschuldig wegen Mordes angeklagt wird. Cleaver stirbt nur 40jährig im Exil.

Quellen: van Gineken, Ranelagh/Treharne: 2, Schulz: 113,170,178,324, CIA-Info: 14f, Plotter: 5, Best: 92, O’Shaughnessy, Summers (2000): 508f, Gandini/Saleh, Weberman (21): 15-55, Bartholomew: 57, Groden/Livingstone: 358.
April 1967 Griechenlamd, Israel und Libyen

Der Reeder Aristoteles Onassis gewinnt ein Prozess gegen Panaghis Vergottis, einen Freund seiner ehemaligen Liebhaberinnen Maria Callas, wegen eines spanischen Schiffes, das die drei zusammen kauften. Onassis’ Büro in New York wird von der CIA abgehört. Da Georgios Papandreou sich 1965 trotz einem Spendenangebot von Onassis an die Zentrumsunion über $1 Mio. weigerte, Konkurrenzgesellschaften der Olympic Airways die Landeerlaubnis zu entziehen, wurde der Regierungchef von König Konstantin entlassen, weshalb es zu Neuwahlen kommen soll.

Am 21.4.67, zwei Tage vor den Wahlen, putscht eine Gruppe von 21 Offizieren unter George Papadopolous mit Beteiligung von CIA-Stationschef Loughlin Campbell, um den Wahlsieg der Linken in Griechenland zu verhindern.
Onassis wie Tom Pappas, der eine Reihe von CIA-Agenten in Athen auf der Lohnliste führt, unterstützen den Putsch. Der Amerikaner, geboren als Thomas Papadopoulos, verfügt über 75% aller amerikanischen Privatinvestitionen in Griechenland und 54% des Kapitalexports. Weil die Zentrumspartei die Monopolrechte von Pappas beschnitt, unterstützte er einzelne Abgeordnete der rechten Fraktion innerhalb der Partei mit bis zu $300’000 für den Loyalitätsbruch mit dem Parteichef. Etwa 8000 politisch Engagierte des linken Spektrums werden im ersten Monat nach dem Putsch umgebracht, ihre Parteien und Organisationen verboten, die Pressefreiheit wird aufgehoben und die Folter als gängige Praxis institutionalisiert. Trotz internationaler Proteste liefern die USA weiterhin Waffen für die Militärdiktatur, wenn auch in reduziertem Umfang.

Pappas erhält von der neuen Regierung eine wichtige Pipeline, die Saloniki mit Jugoslawien verbindet.
Der Freund von Richard Nixon unterstützt die Republikanische Partei und machte 1966 mithilfe von Onassis, Stavros Niarchos und Livanos aus dem kleinenBürokraten Spiro Anagnostopoulos den Gouverneur Spiro Agnew von Maryland.
Er verspricht der griechischen Junta die volle Anerkennung durch Nixon, der Agnew zu seinem Vizepräsidentskandidaten macht, was die Washington Post als „die ausgefallenste politische Nomination, seit der römische Kaiser Caligula sein Pferd zum Konsul ernannte.“ Agnew verhilft Nixon zu $549’000 vom griechischen Geheimdienst KYP, was heute $2,7 Mio. entspricht, die über Pappas laufen. Zudem bekommt Pappas eine Lizenz für mehrere Coca-Cola-Fabriken in Griechenland erhält. Gegen den Journalisten Elias Demetracopoulos, der den demokratischen Parteipräsidenten Lawrence O’Brien über diese Finanzierungen informiert, werden mindestens zwei Verleumdungskampagnen gestartet.
Pappas arbeitet regelmässig für die CIA arbeitet und versucht 1972 vergeblich, Onassis zu überzeugen, Nixon zu finanzieren, weil Maheu und Nixon ihn 1954 bekämpften. Aber ironischerweise gibt Onassis 1970 der Marriott Corporation, an der F. Donald Nixon beteiligt ist, einen Grossauftrag für das Catering der Olympic Airways.

Mit finanzieller Unterstützung der USA, der BRD und Grossbritanniens überfällt Israel im Sechstagekrieg Ägypten, Syrien, Jordanien und die Vereinigte Arabische Republik.
1958 kam der Nationale Sicherheitsrat zum ‚Schluss’, dass der wachsende arabische Nationalismus nur mit der Unterstützung Israels eingedämmt werden könne. 1967 wird aus der lockeren Allianz ein festes Bündnis, das auch das Ende des Kalten Kriegs überdauert, da Israel zusammen mit der Türkei das Rückgrat der US-Strategie im Nahen Osten bildet.

Die USA verhindern getreu nach Henry Kissingers Verweigerung von Verhandlungen mit ihrem Vetorecht diverse UNO-Versuche, den genozidalen Neokolonialismus Israels zu stoppen.
Drei Viertel der Palästinenser werden vertrieben, die restlichen zu Zweitklassbürger degradiert, 90% Palästinas wird besetzt und mit 200 illegalen Siedlungen durchsetzt. Israel okkupiert Jerusalem und schafft ein Fait accompli. Dagegen beginnt sich die Fatah mit Guerillamethoden zu wehren. Die Unterstützung der USA hört selbst nicht auf, als Israel bewusst das NSA-Spionageschiff Liberty versenkt, damit die Massaker an Hunderten von Zivilisten und Gefangenen im ägyptischen El Arish geheim bleiben.
34 Matrosen kommen ums Leben. Das Pentagon verhängt eine Mediensperre über die Attacke und droht den Überlebenden mit Gefängnis, sollten sie nicht schweigen. Trotz der UNO-Resolution vom 22.11.67 werden die meisten Territorien bis heute besetzt gehalten. Dazu gehören die Golanhöhen, die das Wasserreservoir für weite Teile des Nahen Osten bilden. Itzhak Rabin beginnt mit Syrien über den Rückzug Israels zu verhandeln, aber Ehud Barak bricht im Jahr 2000 die Gespräche ab.

Aufgrund der Unterstützung Israels verhängen die arabischen Staaten ein Ölembargo gegen die USA und die Verbündeten Israels in Westeuropa, was aber keine Wirkung zeigt, da die USA noch 80% ihres Verbrauchs selbst produzieren und Algerien, Tunesien und der Iran weiterhin liefern.
Deshalb verstärkt Saudi-Arabien die Stellung der OPEC, um Öl als politische Waffe einsetzen zu können. Am 7.9.70 zwingt die Volksfront zur Befreiung Palästinas drei westliche Verkehrsflugzeuge zur Landung in Jordanien und sprengt sie nach der Freilassung der Passagiere in die Luft. König Hussein nimmt dies zum Anlass, mit dem palästinensischen Widerstand abzurechnen: Zehntausende von Menschen sterben zwischen dem 16. und 27.9., wofür die Gruppe Schwarzer September zahlreiche Vergeltunganschläge unternimmt.

Armand Hammer von der Occidental gelang es 1964, den libyschen Ölminister Fuad Kabazi mit $100’000 für Bohrrechte zu bestechen. Er fand 1966 ein grosses Ölvorkommen unter der Wüste Libyens. Die Bedeutung dieses Fundes zeigt sich bei der Schliessung des Suezkanals 1967. Als die libysche Regierung auf Druck des Kartells die exklusive Konzession 1967 zurückzieht, fordert der Vermittler und Wall Street Bankier Herbert Allen von Occidental $100 Mio. Entschädigung.
1969 putscht sich Oberst Muammar al-Gaddhafi an die Macht und bringt das delikate Gleichgewicht durcheinander, in dem er 50 Cents mehr pro Barrell verlangt, was unabhängige Ölfirmen wie die Occidental bezahlen müssen. Sofort ziehen die anderen Staaten nach und verlangen von den Ölgesellschaften ebenfalls ähnliche Konditionen. Innerhalb weniger Jahre erhöht sich darauf der Ölpreis von einem auf drei Dollar pro Barrell.

Quellen: Epstein: 23-28, Weberman (25): 18, CIA-Info: 15, Glaser (1972), Konkret Nr.5/1967, Summers (2000): 284-287,504, Hager, Chomsky (2002), Bishara (2002), Mitchell.
April 1968 Ermordung von Martin Luther King

Martin Luther King wird um 18.01 Uhr auf dem Balkon des Lorraine Motels in Memphis mit einem einzigen präzisen Schuss umgebracht.King ist in Memphis, um die seit zwei Monaten streikenden schwarzen Kanal- und Müllarbeiter zu unterstützen, die unter unmenschlichen Bedingungen lebten und arbeiteten. Bereits am 18. und am 28.3. war der Führer der Bürgerrechtsbewegung nach Memphis gekommen, womit der lokale Konflikt nationale Beachtung erlangte.

King plante, seinen Kampf gegen den Vietnamkrieg und die Armut zu intensivieren, eine Bewegung des zivilen Ungehorsams und des Boykotts gegen Firmen wie Coca-Cola und Wonder Bread auf die Beine zu stellen. Vor allem der 5-tägige Watts-Auftstand der schwarzen Slums in Chicago, bei dem 34 Menschen erschossen und über tausend verletzt wurden, radikalisierte King. Er arbeitete an der Poor People’s Campaign, die 500’000 Armen mobilisieren sollte, in einer Zeltstadt vor dem Kongress solange zu demonstrieren, bis die Armut effektiv bekämpft wird. Es gibt in den USA 30 Mio. Arme, und allein 14’000 Amerikaner müssen jährlich behandelt werden, weil sie in ihren Wohnungen von Ratten gebissen werden.

Während Lyndon Johnson das Inlandbudget um $3 Mia. kürzen will, um die Kriegsausgaben zu erhöhen, verlangt King den Stopp des Vietnamkriegs, um dessen Kosten von jährlich $20 Mia. gegen die Armut einzusetzen.
1967 eskalierten die Barbareien in Vietnam, und King forderte Johnson im April auf, die Bombardierungen einzustellen. Zusammen mit dem Kinderarzt Benjamin Spock erwog King eine Gegenkandidatur für die Präsidentschaftswahlen mit einem Programm gegen Armut und Krieg. Johnson und Hubert Humphreys drängen auf die Eliminierung Kings, unter anderem bei Walter Reuther, dem Führer der United Auto Workers-Gewerkschaft, der $400’000 für die Ermordung Kings angeboten haben soll. „Dieser gottverdammte Niggerpriester könnte mich aus dem Weissen Hause vertreiben„, befürchtete Johnson. Die Firma Brown & Roots, an der Johnson beteiligt ist, profitiert vom Vietnamkrieg, wie auch die Unternehmen seiner Unterstützer, weshalb King eine Bedrohung der Interessen der Rüstungsindustrie darstellt.

Das FBI infiltrierte Kings Southern Christian Leadership Conference und die National Conference for New Politics und versuchte, King als Kommunisten zu diskreditieren. Zuständig für den Informanten James Harrison, der seit 1964 im SCLC-Vorstand ist und unter anderem Kings Reisepläne weitergab, war der Agent Al Sentinella. Harrison ist am Tag des Attentats ebenfalls in Memphis und meldet sich beim FBI-Büro.
In Memphis ist die Hotelsuite des Rivermont, wo King normalerweise absteigt, verwanzt. Vor dem Hotel wird jeweils ein Lieferwagen stationiert, indem sich die Abhörgeräte und zwei Agenten der Army Security Agency befinden. Mithilfe von präparierten Sex-Tapes versuchte man King zu erpressen und in den Selbstmord zu treiben.
J. Edgar Hoover, der King als notorischen Lügner, einen der übelsten Charaktere im Lande und als Kater mit zwanghaft übersteigertem Sexualtrieb bezeichnete, setzte sich persönlich dafür ein, dass ihm die Ehrendoktorwürde nicht verliehen werden sollte. Das gelang ebensowenig wie der Versuch über Kardinal Francis Spellman, eine Audienz Kings bei Papst Paul VI. zu verhindern.

Zu Tom Clark, Richter am obersten Bundesgericht, sagte Hoover, dass er nicht jedesmal das FBI hinschicke, „wenn irgendein Niggerweib vergewaltigt wurde“.
Hoover teilt seinen Hass auf die Gleichstellungsprotagonisten mit seinem Pokerfreund H. Lamar Hunt, der eine direkte Telefonleitung zu Hoover hat. Im Juni 1967 trafen sich Hunt und Hoover, wobei Hunt vorschlägt, King über seine täglich über 429 Radiostationen im ganzen Land ausgestrahlte Sendung Lifeline fertig zu machen. Hunt gab 1967 und 1968 für diese Sendung $2 Mio. aus. Hoover ist jedoch skeptisch und meint, dass die einzige Möglichkeit, King zu stoppen, darin bestehe, ihn „endgültig zum Schweigen“ zu bringen. Hoover ruft Hunt nach dem Attentat an und rät ihm, die geplante Anti-King-Sendung abzusetzen, was geschieht.

Im Januar 1968 trafen sich Sam Giancana, Carlo Gambino und John Roselli mit drei FBI-Agenten in Apalachin. Einer der FBI-Agenten machte ein Angebot von $1 Mio. für Kings Kopf, was Giancana laut seinem Fahrer Thomas Myron Billet ablehnte. Dagegen stieg Carlos Marcello auf den Deal ein. Der Mafia-Boss von New Orleans ist ein eingefleischter Rassist und begeisterer Anhänger und Unterstützer des Ku-Klux-Klan und unternimmt mehrere Versuche, King ermorden zu lassen. 1965 gab es ein Mordversuch in Louisville, wo Kings Bruder lebt. Mitte 1967 erhielt Red Nix ein Auto, ein Gewehr und den Auftrag von Marcello, King für $50’000 zu töten. Nix kommt nicht lange nach Kings Ermordung ums Leben.

Marcello beauftragte seinen Stellvertreter in Memphis, Frank Liberto, mit der Organisation des Mordes. Libertos Bruder Salvatore arbeitet in New Orleans für Marcello, zu dessen Territorium auch Tennessee gehört. Frank Liberto ist im Waffenschmuggel, Drogenhandel, Glückspiel und in der Prostitution aktiv und hat gute Kontakte zur Politik: er trifft sich regelmässig am Samstag Morgen mit einem hohen Beamten des Staates Tennessee in dessen Anwaltskanzlei in Fayette County. Er führt als Obst- und Gemüsehändler die Liberto, Liberto and Latch Produce Company, zu deren Kunden Loyd Jowers gehört.

Jowers war von 1946 bis 1948 Polizist in Memphis und lernte in dieser Zeit Liberto kennen, der sein Geschäft in der Nähe des Polizeihauptquartiers hat. Nach seiner kurzen Karriere bei der Polizei arbeitete Jowers für die Taxifirma Veterans Cab Company, die von Kriegsveteranen betrieben wurde. 1966 ging er als Fahrdienstleiter zu Yellow Cab. 1967 eröffnete er die Spielhölle Check Off Inn und kurz danach das Restaurant Jim’s Grill. Jowers half Liberto, indem er verschiedenen Leuten, unter anderem Raul Pereira, Geld brachte. Anfang März 1968 wurde Jowers von einem Geschäftsmann, den er vom Glückspiel her kannte, wegen der Lage seines Restaurants um Mitarbeit zur Ermordung Kings angefragt. Danach kam Liberto auf ihn zu und versprach ihm eine grosszügige Entschädigung, worauf Jowers einwilligte. Er stand in Libertos Schuld, weil dieser die Leiche eines Mexikaners verschwinden liess, den Jowers umgebracht hatte, nachdem er ihn im Bett mit seiner Liebhaberin Betty Spates erwischte. Liberto zahlte Jowers anlässlich einer Lieferung der M.E. Carter Produce Company $100’000 im Voraus, wobei der Fahrer Frank Holt wahrscheinlich nicht wusste, dass Geld in der Gemüsekiste war. Jowers behauptet 1994 vermutlich zu seinem Schutz, der Fahrer und Stammgast seines Jim’s Grill-Restaurants sei der Schütze gewesen. Jowers behält $90’000 für sich, womit er die Veterans Cab Company kauft, und zahlt $10’000 an den Schützen.

In Jowers Restaurant fanden mehrere Planungssitzungen statt, an denen Liberto, die Polizisten John Barger, Earl Clark, ein weitere hochrangiger Polizist und der Geheimpolizist Marrell McCollough teilnahmen. Leutnant Earl Clark ist der beste Schütze der Polizei von Memphis und für den Schiessplatz des MPD im Armour Center zuständig. Im Jim’s Grill drohte der enge Freund von Frank Liberto einmal, er werde King umbringen, wenn er in die Stadt käme.
Der CIA-Agent Marrell McCollough war von 1964 bis 1966 Militärpolizist, wurde am 11.6.67 von der 111th Military Intelligence Group wieder eingezogen und dem Memphis Police Departement zugeteilt. Dort infiltrierte er Kings Umfeld, vor allem die Invaders, eine Gruppe Schwarzer, die sich um die Bedürfnisse der Schwarzen in Memphis kümmert. Das FBI bezahlte junge Schwarze, zum Teil Mitglieder der Invaders, die bei der Demonstration vom 28.3. Krawalle anzettelten und Scheiben einschlugen, um die Streiks und die Bürgerrechtsbewegung zu diskreditieren. McCollough lieferte Lieutnant Eli Arkin, dem befehlshabende Offizier der Nachrichtenabteilung, die nötigen Informationen für das Attentat.
McCollough ist an der Planung beteiligt, die vorsieht, dass die Polizei gegen eine Rebellion der bewaffneten Invaders eingreifen muss, worauf im Schusswechsel King erschossen wird.
McCollough befindet sich als Sicherheitsbeamter auf dem Balkon, als King erschossen wird. In den 70er Jahren tritt er in die CIA ein. Der Time-Journalist Jack E. White versucht 1997, den auf einem Photo vom Tatort erkennbaren McCollough als jemand anderen darzustellen.

Das US Army Intelligence Command hat sein Hauptquartier auf dem Stützpunkt Fort Holabird in Maryland, wo im Investigative Records Repository mehr als 7 Mio. gebundene Dossiers über amerikanische Bürger und über 770 Organisationen aufbewahrt werden. Auch die Akten über King und seine Familie sind dort untergebracht. Das USAINTC befiehlt sieben der acht Einheiten der Military Intelligence Group. In den MIGs sind 1967 798 Armeeoffiziere und 1532 Zivilisten angestellt, darunter 67 schwarze Agenten. 1576 Militärgeheimdienstagenten arbeiten im Inlandbereich. Die achte MIG, die 902nd, steht unter dem Kommando des stellvertretenden Stabschefs Generalmajor William P. Yarborough, der zugleich die Abteilung für Spionageabwehr CIAB befehligt. Die 902nd führt in der Regel die heikelsten Operationen durch.

Eine weitere Armeegeheimdienstgruppe für Spezialaufträge ist die 20th Special Forces Group, die als Teil der Alabama National Guard in Birmingham, Alabama, stationiert ist und von General Henry Cobb befehligt wird. Diese Abteilung bildet auf dem geheimen Stützpunkt in Cullman Mitglieder des Ku-Kux-Klan in paramilitärischen Techniken aus, wofür diese Informationen über Schwarze liefern.
1965 entging King nur knapp einem Attentat in Selma, weil er plötzlich durch die Menge abgeschirmt war. CIA-Agent Jack Terrell gibt kurz vor seinem Tod zu Protokoll, dass sein Freund John D. Hill zur 20th SFG und zu einem Alpha-Team gehörte und an den Einsätzen in Selma und Memphis beteiligt war. Am 4.4.68 ist Hill auf dem Wasserturm der Tayloe Paper Company postiert. Hill wird am 12.1.1979 erschossen, vermutlich weil er von seine Einsätzen erzählt, wenn er betrunken ist. Der Mord wird seiner Frau angelastet, aber es gibt keine Anklage und kein Prozess gegen sie. Terrell ist in die Iran-Contra-Affären verwickelt und beschuldigt Oliver North des Drogenhandels und der Geldwäsche, um die Contras zu finanzieren. Sein Buch Disposable Patriot (1992) wird von der CIA massiv zensiert und verfälscht.

Das US Strike Command ist die übergeordnete Befehlsstelle auf dem Luftwaffenstützpunkt MacDill in Tampa, wo die Massnahmen gegen die Rassenunruhen in den Städten von 1967 (Tampa, Detroit, Washington, Chicago) beschlossen wurden. Kleine sogenannte ‚Alpha-Teams’-Einheiten erhielten Fahndungsphotos und persönliche Informationen militanter Schwarzer, die zu töten waren, wenn sich in Krawallen die Gelegenheit dazu ergab. Der ‚Antiterror’-Einsatz gegen Schwarze läuft unter dem Namen GARDEN PLOT. Die US-Army Security Agency ASA ist zuständig für die Telefonüberwachung und die Abhörungen. Sie verwanzte das Telefon in Kings Zimmer, als er am 18. und 18.3. im Rivermont Hotel und am 3. und 4.4. im Lorraine Hotel abstieg. Die Armeegeheimdienste (inklusive ONI, NSA und die PsyOps-Abteilungen), FBI, CIA, NRO, DIA, Atomic Energy Commission, DOS etc. werden vom U.S. Intelligence Board unter der Leitung von CIA-Direktor Richard Helms koordiniert.

In den drei Wochen vor der Ermordung Kings traf sich Hoover mit CIA- und Militärdienstagenten der 111th MIG, die beim PHOENIX-Programm in Vietnam dabei waren. Diese Abteilung bewachte King 1968 permanent und sucht sei 1963 nach einer Möglichkeit, ihn zu stoppen. Generalmajor Yarborough trifft sich mehrmals mit Oberst John Downie, der den Armeegeheimdiensteinsatz koordiniert. Am frühen Morgen des 4.4. wird ein achtköpfiges Aufklärungs- und Scharfschützenteam der Special Forces Alpha 184 nach Memphis geschickt, das sich mit Eli Arkin von der Aufklärungsabteilung des MPD trifft. Arkin ist zugleich der Verbindungsoffizier zu William Lawrence vom lokalen FBI. Die Scharfschützen sind wie normale Arbeiter angezogen sind und sollen King und Andrew Young vom Dach des Illinois Central Railway Building, wo sie um 13 Uhr Stellung beziehen, auf Befehl von Sam Evans erschiessen. Evans, Kommandeur der MPD-Sondereinheiten, erklärt, dass die Informanten in der King-Gruppe keine Kravatten tragen werden.
Am Morgen des 4.4. inspizieren zwei Armeeoffiziere das Lorraine Motel. Zwei Fotographen des 525th Psychological Operations-Batallion in Zivilkleidern beziehen ebenfalls um 13 Uhr Stellung auf dem Dach des Feuerwehrgebäudes Nr.2 gegenüber Kings Zimmer im Lorraine Hotel und fotographieren die Vorbereitung und den Mord. Die Fotos gehen direkt an John Downie und dienen der Identifikation allfälliger Beweise oder Augenzeugen, die eliminiert werden müssen.

Das FBI erreichte mithilfe von öffentlichen Protesten, wonach King nicht in einem von einem Schwarzen geführten Hotel absteige, dass der Bürgerrechtler ins Lorraine Motel wechselte. Der schwarze Besitzer Walter Bailey vermietet seine Zimmer stundenweise an Prostituierte und hat enge Beziehungen zur Polizei. Aufgrund eines Anrufs aus dem SCLC-Büro in Atlanta wurde die Reservation von Kings Zimmer vom Erdgeschoss gegen den Innenhof in das Balkonzimmer 306 geändert.

Der schwarze Kriminalbeamte Ed Redditt, der später bedroht wird, wird von Lieutnant Eli Arkin und Polizei- und Feuerwehrchef Frank Holloman wegen einer angeblichen Morddrohung eine Stunde vor dem Attentat nach Hause geschickt.
Die Falschmeldung kommt von Philip Manual, der als Mitglied der McClellan-Kommission in Memphis ist und mit der 902nd MIG zusammenarbeitet. Jerry Williams, der bisher die Sicherheitstruppe aus schwarzen Polizisten für King leitete, wenn er in Memphis war, wird mitgeteilt, Kings Leute wollten sie nicht in der Nähe haben. Ein kleines Polizeikontingent (Tact-10-Einheit) war am Nachmittag beim Motel, verschwindet aber eine halbe Stunde vor dem Attentat auf Befehl von Inspektor Sam Evans Die beiden einzigen schwarzen Feuerwehrmänner Floyd E. Newsom und Norvell E. Wallace, die in der Feuerwache Nr.2 gegenüber dem Lorraine Motel stationiert waren, wurden am Abend zuvor ohne plausiblen Grund angewiesen, sich am 4.4. auf einer anderen Feuerwache zu melden.

Raul Pereira erhielt von Marcello den Auftrag, einen Sündenbock aufzubauen, der nach dem King-Attentat in Memphis erschossen werden sollte.
Pereira kam 1961 aus Portugal in die USA, arbeitet bei General Motors und ist unter dem Pseudonym James R. Richmond an regelmässigem Waffenschmuggel, Passfälschungen und Pornoproduktionen beteiligt. Die geschmuggelten Waffen stammen aus Armeebeständen, die ein Stabsfeldwebel der 902nd MIG für die Marcello-Organisation bereitsstellt. Joseph ‚Zippy’ Chimento organisert den Transport nach Houston, der Kommandeur der Louisiana Highway Patrol, Joe Coppola, behebt allfällige Probleme. Die Gewinne aus dem Handel mit den gestohlenen Waffen der Armee werden aufgeteilt, wobei das MIG das Geld für versteckte Operationen braucht. Der Verbindungsmann von Mafia und Armee ist ein Hauptmann der 20th SFG in New Orleans, der bei einem verdächtigen Autounfall stirbt. Zudem sind Agenten des 111th MIG und des Mossad an dem Schmuggel mit den Waffen, die meist in Südamerika landen, beteiligt.

Marcello betreibt einige Kinos in Houston, in denen auch Pornos laufen. Die Augenzeugin dieser Deals, Glenda Garbow, wird 1974 von Pereira angeschrieen und vergewaltigt, nachdem er Kleinporträts von den Kennedys und King an ihrem Schlüsselanhänger entdeckte. Mafiaanwalt Percy Foreman, ein Bekannter Pereiras und Rubys und Rays Anwalt, nutzt Garbows Notlage aus, um sie ins Bett zu bekommen. 1979 droht ihr Foreman, sie müsse Houston verlassen. Obwohl sie das Haus zum Verkauf ausschreibt und den Umzug vorbereitet, werden die Radmuttern ihres Wagens gelöst, weshalb sie beinahe von einem Sattelschlepper zermalmt wird. Nach ihren Aussagen im Januar 1997 wird ihr Haus viermal beschossen. Pereira gehört zur Crew von Gerry Patrick Hemming, kennt Jack Valenti, der an der Organisation des Kennedy-Attentas beteiligt war, und wurde am 20.11.63 mit Oswald und Ruby zusammen gesehen. Später arbeitete Pereira bei der Polizei von New Orleans. Jowers bezeichnete Pereira eine Weile lang als ‚Harding’, was dem Namen von Libertos Mutter und eines Neffen entspricht.

Zum Sündenbock aufgebaut wird James Earl Ray, der den Rest seines Lebens im Gefängnis sitzen wird. Im April 1967 floh Ray, der wegen bewaffnetem Raub von $120 in einem Supermarkt zu 20 Jahren verurteilt worden war und bereits 7 Jahre abgesessen hatte, aus dem Staatsgefängnis, vermutlich mit Unterstützung. Ray ist laut Gerry Hemming, der seinen Bruder Jerry seit 1963 kennt, mit Pereira in einen Mord verwickelt. Jedenfalls spannt Pereira ihn ein für Waffen- und Pornoschmuggel in Mexico und Kanada. Ray traf sich mit einer „Jerri“ (ev.= Dyrell Dennis), die für George C. Wallace arbeitet und in Kontakt zu Hemming steht. Im November 1967 hatte Ray in Los Angeles Kontakt mit Charles Stein, mit dem er nach New Orleans fuhr und sich am 17.12.67 mit Marcellos Mitarbeitern Salvatore DiPiazza, Dr. Lucas DiLeo und Salvadore LaCharda im Provincial Motel, einem Mafiatreffpunkt, traf. Ray stand in New Orleans zudem in Kontakt mit dem FBI und dem International Trade Mart von Clay Shaw. Vermutlich hat Ray auch über Sam J. Recile Kontakt zur Marcello-Organisation. Ray erhielt einen Vorschuss von $2500 und ein Versprechen auf weitere $12’000 und Schutz nach seinem Einsatz.

Am 2.4. bekam Ray den Auftrag, in Birmingham, Alabama, unter dem Namen „John Willard“ ein Motelzimmer zu mieten und ein Jagdgewehr zu kaufen. Pereira war mit dem Gewehr nicht zufrieden, als sie sich trafen, und Ray tauschte es gegen ein besseres ein. Am 4.4. fahren sie nach Memphis, wo bereits jemand im Rebel Motel ein Raum für „John Willard“ reservierte. Pereira bezahlte Rays weisser Mustang, der eine Nummer aus Alabama hat, behält aber den Ersatzschlüssel. In Memphis taucht ein zweiter weisser Mustang mit einem Schild aus Arkansas auf. Pereira brachte das Gewehr am Morgen des Attentats um 11 Uhr zu Jowers ins Jim’s Grill, holte es gegen 16 Uhr wieder und versteckte es im Zimmer 5B der Pension, die sich oberhalb des Restaurants befindet.

John McFerren hört, wie Frank Liberto in seinem Lager an der Scott Street kurz vor 17 Uhr mit jemandem (wahrscheinlich Earl Clark) telephoniert und ihm sagt, er hätte ihn hier nicht anrufen sollen. Er solle den Mistkerl erschiessen, wenn er auf den Balkon trete und verspricht ihm, dass er $5000 bei seinem Bruder Salvatore in New Orleans abholen könne, wenn er den Job erledigt habe. Auf die Tankstelle McFerrens werden nach seiner Zeugenaussage verschiedene Anschläge verübt und boykottiert, und er selbst wird bedroht, mit Messern angegriffen und angeschossen.

Pereira sagt Ray, er solle den Wagen stehen lassen und ins Kino gehen, während er sich mit einem potenziellen Waffenkunden treffe.
Aber Ray beschloss, den platten Hinterreifen von Pereiras Mustang reparieren zu lassen, den er am Morgen hat wechseln müssen. Im Kino könnte die Polizei Ray mit gutem Grund erschiessen, und der gefundene Mustang auf den Namen Eric Galt, den Ray während der letzten neun Monate benutzte, wäre ein weiteres Indix gewesen. Ray benutzt die Pseudonyme Paul Bridgeman, Eric Starvo Galt und Ramon George Sneyd, wobei sich herausstellt, dass zwei weitere Personen diese Identitäten benützen. Ein richtiger Galt und ein richtiger Sneyd wohnen beide in Kanada nur wenige Meilen voneinander entfernt und gleichen Ray, den sie nie gesehen haben.

Eric S. Vincent Galt ist NSA-Geheimnisträger mit höchster Sicherheitsstufe und arbeitet als Lagerhallenleiter der Union-Carbide-Fabrik in Toronto, die an Hochsicherheitsprojekten beteiligt ist. Ray benutzte Galts Namen erstmals am 18.6.67, zur Zeit, als Galt mit Geheimdienstoffizier John Downie von der 902nd MIG zu tun hat. Diese Geheimdienstidentität schränkt Polizeiüberprüfugen ein und erlaubt dem Geheimdienst die vollständige Kontrolle der Untersuchung. Auf Anweisung des Verteidigungsministers Clark M. Clifford setzt NSA-Agent Frank Raven Rays Namen mit den Pseudonymen auf die schwarze Liste der NSA, die sich an der Fahndung beteiligt. Die Fingerabdrücke auf dem gefundenen Gewehr in der Pension würden Rays wahre Identität verraten.

Den Invaders, die zur Planung der Demonstrationen ebenfalls zwei Zimmer im Lorraine gebucht haben, wird um 17.30 Uhr mitgeteilt, dass sie das Motel zu verlassen haben.
Angeblich habe Jesse Jackson beschlossen, dass die SLCL ihre Rechnung nicht mehr bezahlen würde. 11 Minuten vor dem Attentat verlässt die bewaffnete Gruppe das Motel, ohne dass es zu den erwarteten Protesten oder Auseinandersetzungen kommt. Gleichzeitig klopft Reverend Samuel „Billy“ Kyles an Kings Tür, spricht kurz mit ihm und wartet dann auf dem Balkon, bis Martin Luther King hinauskommt. Erstaunlich ist Kyles Beschreibung der Situation 30 Jahre später: „…erst als ich beiseite trat, sodass er ungehindert schiessen konnte, knallte der Schuss…“

Earl Clark (oder, weniger wahrscheinlich, der dritte Polizist der Planungsgruppe) befindet sich zusammen mit Jowers hinter den Büschen gegenüber des Lorraine Motels und erschiesst Martin Luther King mit einem präzisen Schuss.
Er übergibt das noch rauchende Gewehr an Jowers und springt die Mauer hinunter auf die Mulberry Street, läuft nach rechts Richtung Norden bis zur Kreuzung der Huling Avenue, wo er in einen Streifenwagen des Memphis Police Departement einsteigt. Der Taxifahrer, der diese Flucht beobachtete (vermutlich Paul Butler), wird offenbar noch in derselben Nacht aus einem schnell fahrenden Wagen auf die Memphis Arkansas Bridge gestossen. Clarks Alibi seiner Frau Rebecca, wonach er um diese Zeit zuhause geschlafen habe, enthält zahlreiche Widersprüche.
Jowers rennt mit dem Gewehr die paar Meter zum Hintereingang seines Restaurants, wo sich Betty Spates befindet. Er ist kreidebleich, ausser Atem und die Knie seiner Hose sind nass. Er versichert sich, dass seine Angestellte und Liebhaberin ihn nicht verraten würde und versteckt das Gewehr, ein anderes als das, mit dem er über Mittag hantierte, in einem Regal unter der Theke. Später droht er ihr, sie zu erschiessen, falls sie jemandem erzählen würde, was sie sah.

Einige Wochen danach erscheinen drei Männer bei Betty Spates und bieten ihr und ihren Schwestern neue Identitäten, einen Umzug und Geld „zu ihrem Schutz“ an, was sie ablehnt. Jowers Freund Willie Akins schiesst einmal auf sie und ihre beiden Söhne, um sie einzuschüchtern, ein anderes Mal jagdt er zwei Kugeln in ihr Sofa.
Nachdem Jowers das Gewehr versteckt hat, versucht er die Patronenhülse die Toilette hinunterzuspülen, was nicht geht. Dann geht es hinaus und fragt den Taxifahrer, ob er den Lärm auch gehört hätte, bevor er ins Lokal zurückkehrt, noch ehe die Polizei erscheint. Am nächsten Tag holt ein Mexikaner, der für Raul Pereira arbeitet, das Gewehr. Nach einer anderen Version wirft der Taxifahrer James McCraw das Gewehr in den Mississippi.
Nach dem Schuss auf King rast ein Mann in einem grünen Chevrolet davon, ohne dass der dazukommende Polizeiwagen die Verfolgung aufnimmt. Im nördlichen Teil von Memphis findet zur Zeit des Attentats eine inszenierte Autojagd statt, womit die Polizei per CB-Funk in die falsche Richtung gelenkt wird.

McCollough ist als erster bei King und untersucht ihn. Auch Jesse Jackson rennt hinauf auf den Balkon, muss aber auf der Treppe zuerst etwas in seiner Tasche verstauen, bevor er oben ankommt. Innerhalb von Minuten nach dem Attentat wimmelt es von Polizisten in blauen Hosen und weissen Hemden am Tatort, die das Gebiet abriegelten.
Das Ambulanzfahrzeug nebenan ist durch drei Feuerwehrwagen blockiert, und als eine Privatambulanz nach sieben Minuten kommt, darf diese King nicht mitnehmen, sondern die Polizisten warten auf eine Stadtambulanz.
Am Tatort fällt Jack Youngblood auf, der ein Freund von Gerry Hemming ist und für den Nachrichtendienst arbeitet. Youngblood diente in Vietnam als Mitglied der 1st Special Operations Group, die von der CIA finanziert und für Sabotage, Attentate und ähnliches eingesetzt wurde. Er ist mit Zippy Chimento und Raul Pereira am Waffenschmuggel für Carlos Marcello beteiligt. Rosie Lee Dabney bedient Youngblood am Nachmittag des 4.4. und am nächsten Morgen im Jim’s Grill.
Er wird verhaftet und von der Polizei als „Gene Pearson oder Crawford Jackson“ identifiziert. Jules Ricco Kimble behauptet, an der Ermordung Kings beteiligt gewesen zu sein. Er ist Mitglied des Ku-Klux-Klan, arbeitet für Marcello und kennt Ray. Kimble sagt, er habe mit Ferrie geschäftet und den KKK-Kadermann Jack Helm am Tag nach Ferries Tod zu Ferries Wohnung gefahren, aus der Helm mit einem Stapel Papiere zurückgekehrt sei, die er in einem Bankfach deponiert habe. Zudem habe er für Walter Sheridan gearbeitet, der Kontaktmann von Robert Kennedy zu DIA-Direktor Joseph Carroll.

Zwei Minuten nach dem Schuss wird ein Bündel mit einem von Fingerabdrücken übersäten Gewehr und verschiedenen Utensilien vor Guy Canipes Ladeneingang neben dem Jim’s Grill gefunden. Das Bündel muss etwa 10 Minuten zuvor deponiert worden sein, nachdem Pereira bemerkte, dass Ray mit dem Wagen weggefahren ist.
Damit wird die Coverstory, dass Ray das Gewehr nach dem Schuss aus dem Badzimmerfenster in seinem Raum versteckt, problematisch.
Es muss nach einer schnellen Flucht Rays aussehen. Inspektor Zachary übergibt es dem FBI, das im Labor aufgrund einer zerkratzten Kofferradionummer die Täterschaft von James Earl Ray rekonstruiert. Das FBI sucht weiterhin nach dem Gewehr, obwohl es angeblich im Bündel gefunden wurde.

Als Ray, der vor neun Monaten aus dem Gefängnis ausgebrochen ist, nach der Reparatur zurückfahren will und die vielen Polizisten sieht, ergreift er die Flucht. Vermutlich kapiert er, dass es sich um eine Falle handelt, bei dem ihm die Sündenbockrolle zufallen und er auf der Flucht erschossen werden soll. Ray flieht in Pereiras Mustang zuerst nach Atlanta und schafft es, in Kanada einen Pass zu organisieren. FBI-Agent Donald Wilson erkennt Ray in Atlanta, darf ihn aber laut Anweisung der FBI-Zentrale nicht überprüfen oder festnehmen. Im weissen Mustang, der einige Tage später durchsucht wird, entdeckt Wilson eine Seite des Telefonbuchs aus Dallas von 1963, Papiere mit den Telefonnummern von H.L.Hunt, „Raul“, Jack Ruby und der FBI-Dienststelle von Atlanta sowie eine Liste mit getätigten Zahlungen, wahrscheinlich Bestechungsgelder. Offenbar ist Pereira der Verbindungsmann Marcellos zum FBI-Büro in Atlanta. Nach seinen Veröffentlichungen wird Wilsons lukrative Talentagentur ruiniert, indem den Musikern gedroht wird, falls sie ihren Agenten nicht wechseln.

„Nach intensiver Fahndung“ findet man James Earl Ray am 7.6.68 in London und verhaftet ihn am folgenden Tag. Ray hat auf seiner Flucht $25’000 ausgegeben und einen falschen kanadischen Pass bei sich, was auf die Unterstützung aus dem Geheimdienstmilieu schliessen lässt.
Hoover und Justizminister Ramsey Clark, der bereits eine erfolglose Nachuntersuchung zu Kennedys Autopsie leitete, entscheiden kurz darauf, dass Ray der alleinige Mörder Kings sei, obwohl das Gewehr und die Kugel, die King traf, nicht zusammenpassen.
Die angebliche Mordwaffe versagt beim Zielgenauigkeitstest, weil das Zielfernrohr nie genau eingestellt wurde. Der einzige Augenzeuge, der Ray am Tatort beobachtet haben will, ist Charles Quitman Stephens. Er war so stark betrunken, dass er kaum stehen konnte, identifiziert den Täter anfänglich als einen Schwarzen und Ray erst, nachdem er vom FBI $30’000 erhalten hat. Stephens Frau ist Grace Walden, die kranke Mieterin in der Pension neben Pereiras Zimmer, wo er die Spuren für Ray legte. Sie widerspricht ihrem Mann und wird daraufhin in eine geschlossene psychiatrische Klinik verfrachtet, isoliert und mit Psychopharmaka gefüttert. Ihre Krankengeschichte ist völlig widersprüchlich und suspekt. Ihr Mann wird vom FBI hingegen geschützt.

Als Anwalt engagiert Ray den ehemaligen CIA-Agenten Arthur Hines, der schon die Wittwen der Schweinebuchtaktivisten kompensierte, und Percy Foreman, der schon Jack Ruby verteidigte. Hoover bleibt bei seiner Alleintäterhypothese, auch als Ray gesteht, von jemandem aus New Orleans drei Monate vor dem Mord $2500 bezahlt und weitere $12’000 versprochen bekommen zu haben.
Um dem elektrischen Stuhl zu entkommen und seine Brüder nicht in den King-Mord hineinzuziehen, plädiert Ray wie angeordnet für schuldig und wird am 10.3.69 ohne Gerichtsprozess zu 99 Jahren Haft verurteilt. Drei Tage nach Ankunft in der Haftanstalt zieht Ray sein Schuldgeständnis in einem Brief zurück und bittet vergeblich um einen Strafprozess. Ray sagt 10 Jahre später, dass er missbraucht worden sei und dass das FBI hinter dem Mord stehe.

In Memphis hilft der Sicherheitsverantwortliche der Polizei Frank Holloman, ein ehemaliger FBI-Mitarbeiter, die Hintergründe zu vertuschen. Hollomans Büro war bis zwei Stunden vor dem Mord Treffpunkt eines Meetings hoher Militärs. Die Büsche und Bäume, die zwischen dem Hotelbalkon und dem angeblichen Schützenfenster stehen und die Sicht weitgehend verdecken, werden am nächsten Morgen auf Veranlassung von Polizeiinspektor Sam Evans vollständig geschnitten. Erst dann werden die Fotos des Tatortes für das Polizeiarchiv aufgenommen. Das FBI ignoniert die Aussagen verschiedener Zeugen, und FBI-Agenten dürfen nicht über eine Verschwörung sprechen. Der Journalist William Sartor, der den Mord privat untersucht, kommt zum Schluss, dass das organisierte Verbrechen eine Rolle im Mord gespielt habe und schreibt ein Manuskript, dessen Veröffentlichung er aber nicht erlebt.

Die Untersuchungs-Kommissionen, die nach dem Watergate-Skandal zur Aufklärung der Morde an John und Robert Kennedy und Martin Luther King eingesetzt werden, setzen die Beteiligten unter Druck.
Über den Schriftsteller William Bradford Huie erhält Ray ein Angebot zur Haftentlassung und $50’000 (später auf $220’000 erhöht), wenn er seine Schuld eingesteht, ohne Erfolg.
Daraufhin bekommt der Stripteaseclubbesitzer Arthur Wayne Baldwin 1977 von Carlos Marcello den Auftrag, Ray zu ermorden.
Baldwin gehört zur lokalen Mafia und ist gleichzeitig FBI-Informant. Zuerst versucht Baldwin, den Gefängnis-Insassen Tim Kirk für den Mord anzuwerben. Dann wird geplant, dass Baldwin Überführungspapiere für Ray vom Brushy-Mountain-Gefängnis nach Nashville vom FBI bekäme, und Ray auf dem Weg dorthin umgebracht würde. Im Juni desselben Jahres hilft man Ray beim Ausbruch aus dem Gefängnis, mit dem Plan, den Kronzeugen endgültig aus der Welt zu schaffen. Ein FBI-SWAT-Team mit über 30 Scharfschützen riegelt das Gelände um das Gefängnis ab, und die Erschiessung Rays wird nur durch den Einsatz der Untersuchungskommission knapp verhindert.
Die Untersuchungskommission unter Walter Fauntroy, der sich nicht getraut, seinen Eindruck im Schlussdokument wiederzugeben, wird von der CIA und dem FBI intensiv überwacht. Als er bei seiner Pensionierung ein Buch über seine Entdeckungen herausgeben will, wird er vom Justizministerium wegen Rechnungsfälschung angeklagt, worauf er das Projekt aufgibt.
Richard Sprague, Rechtsberater der Church-Kommission, verspricht 1975 alle Dokumente aufzutreiben und zu untersuchen, worauf er zum Rücktritt gezwungen wird. Die Church-Kommission kommt trotzdem zum Schluss, das FBI habe im Frühjahr 1968 beschlossen, King zu vernichten.
Die Akten des Falles werden von der Untersuchungskommission 1977 für 50 Jahre versiegelt. Ein Richter, der entscheidet, dass James Earl Ray doch noch einen Prozess bekommen soll, wird mit dem Kopf auf Rays Antrag an seinem Schreibtisch aufgefunden.
1994 diagnostizieren die Gefängnisärzte Hepatitis C bei Ray, aber weder er noch seine Familie werden darüber informiert. Die unterlassene Therapie führt zu einer unheilbaren Leberzirrhose, und eine Lebertransplantation wird ihm verweigert. Am 23.4.98 stirbt Ray.
Die Geschworenen im Zivilprozess von 1999 kommen zum Schluss, dass Jowers bei einer Verschwörung beteiligt war und dass Regierungsstellen hinter dem Mord stecken. Aber da es kein Strafprozess ist, bleibt dieses Urteil folgenlos.

Die Poor People’s Campaign bricht nach der Ermordung Kings zusammen.
Dafür kommt es in Washington und Chicago zu blutigen Aufständen, wobei Schäden an Häusern, Autos und Läden in der Höhe von $50 Mio. entstehen. In Detroit brauchen 10’000 Soldaten und 2000 Polizisten 4 Tage, um den Aufstand zu unterdrücken.
Unmittelbar nach Kings Ermordung versuchen 50 Polizisten bei einem Angriff auf eine Gruppe der Black Panther in Oakland, den Strategen Eldridge Cleaver umzubringen.
Die in einem Keller mit Tränengas torpedierten Schwarzen können dies verhindern, indem sie sich nackt der Polizei stellen. Nur Bobby Hutton geniert sich und wird „wegen möglichhem versteckten Waffenbesitz und Selbstverteidigung“ erschossen, wofür Cleaver und sieben weitere Panther vor ein Gericht gestellt werden. Cleaver ist 33jährig und verbrachte bisher 9 Jahre im Gefängissen, wo er das Konzept der organisierten Selbstverteidigung und Souveränität der Schwarzen formulierte. Auch der BPP-Gründer Huey Newton wird unschuldig für den Mord eines Polizisten verurteilt.
Nach dem Mord an Luther King radikalisiert sich die Black Panther-Bewegung:
Die bewaffneten Patrouillen in den schwarzen Ghettos zum Schutz der Bevölkerung vor den Übergriffen der Polizei gehen zum organisierten Guerillakampf in den Städten über. Junge Aktivisten wie Stokeley Carmichael, der über dreissigmal verhaftet und achtmal beschossen wurde, geben die Idee von der gewaltfreien Integration auf und formulieren die Black-Power-Strategie der bewaffneten Revolte. Die Waffenlobby, die innerhalb eines Jahres alle 77 Anträge im Kongress zur Einschränkung des Waffenhandels abblocken kann, fordert die Bildung von weissen Bürgerwehren. Die Amerikaner besitzen bereits 200 Millionen private Schiesswaffen, mit denen jährlich 21’000 Menschen umgebracht werden.
Hoover versucht mit seiner Verbrechensstatistik (ein Mord alle 33 Minuten, eine Vergewaltigung alle 19 Minuten, ein Einbruch alle 20 Sekunden), eine straffere Gesetzgebung durchzudrücken, die die Jugendstrafgesetzgrenze von 21 auf 16 Jahre senkt.

Quellen: Davis (1988): 339-346,411f, Parbot, Weberman (21): 21-37, Griffith (1995), Groden/ Livingstone: 340-342,360-369, Pease (1997), DiEugenio (1997): 2, Torbitt: 9,21f, Cooney, Douglass, Bennington, Rot: 14f, Konkret 5/1968: 26f, Summers (1993): 362-365, Hochhuth, O.Todd, Giefer, Pepper, Bredenbrock/Pagonakis.
Juni 1968 Morddrohungen gegen Robert Kennedy

Sam Giancana wird von Papst Paul VI. zu einer Privataudienz empfangen und führt mit Meyer Lansky stundenlange Gespräche in Acapulco und Rio. Um Giancana aus Mexico anzulocken, inszeniert das FBI einen Bandenkrieg, zu dem FBI-Agent David Hale drei Revolvermänner engagiert, die die Häuser von Bonnie und Tony Tisci, Joe Bonanno und anderer Gangster in Tucson attackieren. Prompt beruft die Kommission des organisierten Verbrechens eine Sondersitzung ein, aber ohne dass Giancana deshalb in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt wäre.

Carlos Marcello steht am 4.6.68 in Laredo, Texas, wegen seiner Ohrfeige gegenüber dem FBI-Beamten Patrick Collins vor Gericht. Hinter den Kulissen scheint erneut eine massive Geschworenenbeeinflussung stattzufinden. Mit Sam Sciortino, Cohens Mann in San Francisco, und seinem Cousin Phillip Rizzutodiskutiert Marcello die Ermordung Bobby Kennedys, wofür $500’000 bis 750’000 ausgesetzt sein sollen. Die mobkontrollierten Teamster und Hafenarbeitergewerkschaft, Giancana, Cohen, Marcello, die Erdöl- und Rüstungsindustrie und die Rassentrennungsanhänger hätten viel zu verlieren, wenn RFK an die Macht käme. Am 9.8.68 wird er zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt, die dann aber mithilfe von Richard Nixon von einem Bundesrichter auf sechs Monate verkürzt wird, die er in einem Krankenzentrum verbringen kann.

Auch Jimmy Hoffa und der New Yorker Mafiaboss Carmine Galante, ein Verbündeter von Carlos Marcello, diskutierten im Bundesgefängnis von Lewisburg über Bobbys Ermordung.
Galante war seit Anfang der 50er der Unterboss von Joe Bonanno, der die Macht im Syndikat zu übernehmen versuchte. Seine Intrigen und Kontrakte führten zu den „Banana Wars“ von 1964, worauf Bonanno ausgeschlossen wurde und Galante die Familie übernahm. Nach dessen Verurteilung ist Rusty Rastelli der Stellvertreter Galantes. Hoffa will nach seiner Freilassung die Kontrolle der Teamster wieder übernehmen und schmiedet Pläne mit Galante, die Macht von New Jersey-Teamsterboss Anthony Provenzano zu brechen. „Top Banana“ Galante wird am 12.7.79 im „Joe & Mary’s Italian-American Restaurant“ umgebracht, wobei seine Leibwächter Cesare Bonventre und Baldassare Amato den Kugelhagel überleben und untertauchen, was auf ihre Mittäterschaft schliessen lässt.

Nach dem Debakel der TET-Offensive in Vietnam wurde Präsident Johnson in den Vorwahlen am 13.2.68 von McCarthy geschlagen, worauf Robert Kennedy seine Präsidentschaftskandidatur anmeldete.
RFK setzt sich ein für das Ende des Vietnamkriegs, der bereits über 16’000 Amerikanern das Leben kostete, und versucht sich als politischer Vertreter der boomenden Gegenkultur zu profilieren. Um die Wahlen gewinnen zu können, braucht der sich zum Populisten gewandelte Robert Kennedy neben den Stimmen der Schwarzen auch die der Juden. RFK gibt sich proisraelisch und befürwortet die Aufrüstung Israels.
Bobby äussert gegenüber Freunden am 3.6.68, dass er begriffen habe, dass nur die Macht der Präsidentschaft die Wahrheit über den Tod seines Bruders enthüllen könne.

Richard Nixon prophezeite anlässlich von Bobby Kennedys Kandidatur:
„Wir haben soeben gesehen, dass schreckliche Kräfte losgelassen wurden. Das wird schlecht enden.“

Eine Gruppe von Republikanern will die Tonbänder von RFK und Marilyn Monroe über den ehemaligen OSS-Offizier und Journalist Ralph De Toledano von einem Ex-Polizisten für $50’000 kaufen. Wäre RFK nicht erschossen worden, hätten die Republikaner die Bänder eingesetzt, um seine Präsidentschaft zu verhindern.
De Toledano arbeitet mit Isaac Don Levine zusammen, den Allen Dulles eingesetzt hatte, um belastende Artikel über Oswald zu schreiben. Später schreibt er für die National Review von Bill Buckley, einem Freund von E. Howard Hunt.

J. Edgar Hoovers Lebenspartner und rechte Hand im FBI Clyde Tolson äussert gegenüber William Sullivan, er hoffe, jemand schiesse auf Bobby und töte diesen Hurenson.

Quellen: Giancana: 531ff, Olgiatti, Davis (1988): 346-349,359, (1994): 283, Best: 9, Carey/Olgiatti, DiEugenio (1997): 26, Holenstein: 53, Summers (2000): 274f.
6.6.68 Ermordung von Robert Kennedy

Sirhan Bishara Sirhan feuert am 6.6. um 0.15 Uhr im Hotel Ambassador in Los Angeles von vorne aus zwei Meter Distanz auf Robert F. Kennedy, der soeben seine Rede zum Sieg der Primarwahlen von Kalifornien im Embassy Room beendet hat.
Von den Schüssen gehen die meisten daneben und verletzen 5 andere Personen, weil Sirhan nach dem zweiten Schuss vom Kellner Karl Uecker über eine Warmhaltetheke gestossen wird. Sirhan wird von sechs Männern niedergedrückt und festgehalten, wobei er weiterschiesst. RFK wird viermal und Ira Goldstein zweimal getroffen, und zahlreiche Schüsse enden in der Decke. Da das Polizeidepartement die Decke und Türrahmen sofort reparieren lässt, kennt man die genaue Zahl der Einschusslöcher nicht. Insgesamt fallen 10-15 Schüsse, die vom FBI auf 8 reduziert werden müssen, da Sirhans Revolver nicht mehr Kugeln fasst. Offenbar war als zweiter Schütze ein Mexikaner vorgesehen, bevor dieser in letzter Minute durch einen regulären Sicherheitsbeamten ersetzt wurde.

Vermutlich hätte Sirhan aber vom Sicherheitsbeamten Thane Eugene Cesar erschossen werden sollen. Der Zeuge Don Schulman beobachtet, wie Cesar in Richtung Sirhan schiesst.
Der von der privaten Wachgesellschaft Ace Guard Services angestellte Cesar schiesst von hinten aus kürzester Entfernung auf Kennedy, und dies sind die tödlichen Schüsse.
Sirhan und Cesar haben beide eine 22er Pistole, und laut Eara Marchman stritten Cesar und Sirhan beim Küchendurchgang vor dem Attentat, was Cesar dementiert. Cesar ist mit dem kalifornischen Mafiaboss John Alessio befreundet und wurde erstmal im Mai von der erst 1968 von Frank und Loretta Hendrix gegründeten Ace Guard Services angestellt. Der Kriminalist DeWayne Wolfer, der an der Untersuchung über Sirhan mitarbeitet, wird später Präsident der Firma unter dem neuen Namen Ace Security Services.

Einige Wochen nach dem Attentat wird Cesar vom FBI vernommen. Er widerspricht sich in vielen seiner Aussagen, zum Beispiel erzählt er der Polizei, dass er seinen 22er-Revolver vor dem Attentat verkauft, die Quittung aber verloren habe. Die Polizei findet die Quittung, aus der hervorgeht, dass er die Waffe erst nach dem Attentat an einen Freund verkauft, der ihn angeblich verliert. Deshalb taucht Cesar unter. Der Journalist Dan Moldea versucht krampfhaft, Cesar aus dem Plot herauszuhalten.

Cesar hat eine geheime Zulassung für die Lockheed Aircraft in Burbank und die Hughes Aircraft. Laut John Meyer, ehemaliger Schmiergeldverteiler von Howard Hughes, kennen sich Cesar und Bob Maheu, der direkte Verbindungen zum Los Angeles Police Departement hat. Die Domestic Contacts Division der CIA rekrutierte seit 1948 etwa 250 Personen der Hughes Aircraft und etwa 100 der Hughes Tool Company. Meyer informiert J. Edgar Hoover über diese Zusammenhänge, der meint, er wisse, dass Kennedys Ermordung eine Operation von Maheu sei. Und wenn es sich um eine CIA-Sache handle, könne er nichts tun.

Hughes beauftragt Maheu innerhalb einer Stunde nach dem Attentat, die Kennedy-Loyalen innerhalb der Demokraten zu „neutralisieren„, wofür dem Parteipräsidenten Lawrence O’Brien von 1968 bis im Febraur 1971 $15’000 pro Monat bezahlt werden, was ihm insgesamt $325’000 einbringen wird.
O’Brien managt nach Bobby Kennedys Ermordung den Wahlkampf von Hubert Humphrey, der trotz anfänglich miesen Aussichten beinahe siegt. 1969 kommt es aufgrund eines Senatsvorstosses zu einer Untersuchung des House Banking Committee unter Wright Patman, einem Freund O’Briens. Das Komitee findet einen Dreh, den steuerfreien Status von Hughes Imperium zu rechtfertigen.

Verschiedene Augenzeugen beschreiben Sirhan als völlig ruhig, emotionslos oder weggetreten während dem Attentat.
Er gibt auf Fragen der Polizisten keine Auskunft, nicht mal nach seinem Namen, und gibt stets an, sich nicht das Attentat erinnern zu können. Erst in der Mitte der Nacht erwacht Sirhan aus der Hypnose. Nur Stunden nach dem Attentat sagt Dr. William Joseph Bryan im KABC Radio, dass Sirhan offenbar unter posthypnotischem Einfluss gehandelt habe. Gegenüber Prostituierten rühmt sich Bryan, er habe CIA-Programme entwickelt und Sirhan hypnotisiert.
Bryan ist der Präsident des American Institute of Hypnosis und der Verantwortliche des Überlebenstraining der Air Force, wozu Gehirnwaschprogramme gehören. Trotz der Radiosendung dementiert er später diese Aussagen.

Die Verteidigung engagiert Dr. Bernard Diamond, der feststellt, dass Sirhan regelmässig hypnotisiert worden sein muss. Während einer Hypnosesitzung bat Diamond Sirhan, über Senator Kennedy zu schreiben. Heraus kam eine Serie von: „Robert Kennedy wird sterben“. Da Sirhan bei Schlüsselfragen blockt, geht Dr. Eduard Simson-Kallas davon aus, dass Sirhan hypnoprogrammiert wurde. Sirhan wurde nach einem Sturz von seinem Rennpferd wegen einer Hirnverletzung von verschiedenen Ärzten behandelt und einer völligen Persönlichkeitsveränderung unterzogen, womit er zum Einzelgänger wurde und begann, Reiche zu hassen.Hypnosespezialist Dr. George Estabrooks, der nach Pearl Harbor beim War Department arbeitete, machte den Vorschlag, Patienten in Spitälern zu Testzwecken zu hypnotisieren.

Das CIA-Programm MK/ULTRA unternahm Verhaltensbeeinflussungversuche mit Drogen und Hypnose.
Allen Dulles, Richard Helms und die Rockefeller Stiftung spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von sogenannten „mind control programs“ der CIA. Da die Programmierung eines Mörders riskant, weil zu wenig präzis planbar ist, und genügend Auftragskiller verfügbar sind, verlegt sich die Forschung der CIA auf die Programmierung von Statisten, die als Sündenböcke eingesetzt werden können.

Interessant ist Sirhans Reaktion während des Prozesses, als Sharon Karaalajich und Karen Adams, die Sirhan als Peggy Osterkamp und Gwen Gumm identifiziert, im Gericht auftauchen. Sirhan wird wütend und verlangt eine private Aussprache mit dem Richter, die ihm verweigert wird. Danach erklärt sich Sirhan pötzlich für schuldig und verlangt, mit der Selbstbeherrschung kämpfend, die Todesstrafe wegen der vorsätzlichen Ermordung von Robert F. Kennedy. Auch diese Beichte scheint programmiert worden zu sein.

Die proisraelischen Äusserungen im Wahlkampf Robert Kennedys dienen als Vorwand für den palästinensischen Flüchtling.
Sirhans Notizbuch, an das er sich allerdings nicht erinnern kann, ist neben den Hasstiraden gegen Kennedy angeblich voll mit prokommunistischen Sprüchen. Sirhan war bereits vor dem Attentat in Armeegeheimdienst- und FBI-Akten verzeichnet. Er arbeitete als Pferdetrainer und Trainergehilfe auf der Rennbahn von Santa Anita und verschuldete sich mit Pferdewetten. Die Rennbahn wird kontrolliert von Mickey Cohen, dem Mafiaboss der Westküste, und ist dem Rennsport-Informationsdienst und dem Buchmacher-Netzwerk Marcellos angeschlossen. Sirhan arbeitete auch für Henry Ramistella alias Frank Donneroumas, der über Desi Arnaz Verbindungen zu Cohen hat. Cohen verdient sein Geld neben dem Glückspiel und der Rennbahn auch mit der Erpressung von sexuell kompromitierten Schauspielern. Sirhan bewarb sich zwei oder drei Wochen vor dem Attentat als Kellner im Hotel Ambassador und regierte wütend auf die Absage. Der ungarische Flüchtling Gabor Kadar wurde während des Abends aus dem Embassy Room weggewiesen, taucht aber in einer Kellneruniform wieder auf und ist am Kampf mit Sirhan um die Waffe beteiligt.

Ein junges Paar anfangs 20, mit denen Sirhan vor dem Attentat in der Bar war und die zusammen die Treppe hinaufgingen, verlassen kurz darauf das Hotel durch den Notausgang, wobei die Frau ruft: „Wir haben ihn getötet!“
Es erfolgt ein Suchbefehl für eine etwa 25jährigen Frau in einem weissen Kleid mit dunklen Punkten und einen jungen Mann mit einem goldenen oder hellbraunen Sweater. Das LAPD versucht die Zeugenaussagen zuerst zu unterdrücken, aber es gibt über ein Dutzend Aussagen zur gutaussehenden Frau, die Sirhan offenbar dirigiert hat, und zu drei weiteren Begleitern. Der junge Mann kommt wieder zurück, als Sirhan auf die Polizeiwache gebracht wird, und schreit: „Töten wir diesen Bastard!“

Am Sonntag vor dem Attentat wurde Sirhan zusammen mit der jungen Frau im gepunkteten Kleid im Hotel Ambassador gesehen. Auch am Auftritt Kennedys in Pomona am 20. Mai fielen die beiden auf. John Henry Fahey verbrachte den Tag zuvor mit dieser jungen Frau, die über viel Geld verfügte und beschattet wurde. Sie wollte, dass er ihr helfe, einen Pass zu organisieren. Aufgrund von Drohungen von Hank Hernandez nach dem Lügendetektortest nimmt Fahey seine Geschichte wieder zurück. Der Augenzeugen Darnell Johnson, der Sirhan in Begleitung der Frau und der drei Männer sah, erhält nach seinen Aussagen Warnanrufe und seine Bremsen am Auto werden sabotiert. Roy Mills ergänzt, die Frau habe einen Presseausweis gehabt. Obwohl die junge Frau von CBS gefilmt wurde, gibt das LAPD die Suche bald auf.

Detektiv Sid Shepard identifiziert die junge Frau als Shirin Khan, deren Vater Khaibar Khan zusammen mit Sirhan zwei Tage zuvor im Kennedy Hauptquartier auftauchte. Kahn arbeitete während dem 2.Weltkrieg für den britischen Militärgeheimdienst und danach für die Anglo-Iranian Oil Company und war beim Sturz von Mossadegh beteiligt, wofür der Schah seinem Freund eine Villa auf dem Palastgrundstück vermachte.
Die beiden bekamen jedoch Streit, als Khan amerikanische Hilfsgelder für eine Sportarena verwenden wollte. Nachdem Khan bemerkte, dass ihn der Schah überwachen liess, floh er und baute ein iranisches Geheimdienstnetz auf, das gegen den Schah arbeitete. Dabei fand er heraus, dass die Pahlevi Foundation einige Tage vor dem Treffen des Schahs mit Präsident Kennedy Schmiergelder zahlte:
„Henry Luce $500’000, David Rockefeller $2 Mio, Allen Dallas [sic], Loy Henderson, George V. Allen und Seldin Chapin je $1,000,000″.
Henderson, Allen und Chapin waren alle als Botschafter im Iran tätig, David Rockefeller, Allen Dulles und Henry Luce waren am Sturz von Mossadegh beteiligt.
Im Dezember 1963 wurde Johnson über diese Schmiergeldzahlungen informiert. Informant Khan entkam daraufhin einem Attentat, das mit der Sache betraute McClellan Committee machte eine Kehrtwende und Khan wurde wegen Bankbetrugs angezeigt. Offenbar stellte sich Khan daraufhin auf die Seite der CIA. Khan schrieb sich am 30.5.68 unter falschem Namen für die Kampagnenarbeit bei den Demokraten ein und war danach jeden Tag im Hauptquartier.

Estelle Sterns, die Sirhan noch am 4.6. mit drei bewaffneten Männern und einer Frau im Hauptquartier sah, wird am Telephon eingeschüchtert. Das LAPD diskreditiert Sterns Aussagen, obwohl selbst Khan gewisse der Aussagen bestätigt. Khan fuhr ‚Michael Wayne’, der nach den Schüssen auf Robert Kennedy verhaftet wurde, zum Hotel Ambassador. Wayne heisst richtig Michael Wien, besitzt einen Presseausweis, gelangte in die Suite Kennedys im 5. Stock und hatte Vorkenntnisse vom Attentat. Als Kennedy nach unten ging, folgte er ihm, wurde dann aus der Küche weggewiesen und ist trotzdem mit einem Gewehr in der Küche während des Attentats. Wien, der Sirhan ähnlich sieht, rennt nach der Schiesserei durch den Embassy Room, verfolgt vom Journalisten Steve Fontanini und einem anderen Mann. Ace Security-Wachmann Augustus Mallard verhaftet Wien, der als einer der Gruppe von Sirhan und Sirhin Khan wiedererkannt wird. Das LAPD kommt zum Schluss, dass ‚Wayne’ ein zusammengerolltes Poster in der Hand gehabt habe und zu einem Telephon gerannt sei, obwohl er vom Presseraum wegrannte. Der Bericht der Augenzeugin Patti Nelson, die ein Gewehr sah, verschwindet. Wayne hat eine Visitenkarte von Minutemen-Mitglied Keith Duane Gilbert dabei, leugnet aber, diesen zu kennen.

Kurz nach dem Mord verschwindet der Sicherheitsdirektor und die 68 Akten des Hotels Ambassador, dessen Investoren Beziehungen zum organisierten Verbrechen haben. Obwohl gleichzeitig eine Wahlkampfveranstaltung einer rechtsextremen Partei im Ambassador stattfindet, wurde kein einziger Polizist ins Hotel abgeordnet.

Die gesamte Untersuchung des LAPD läuft über Manuel Pena und Hank Hernandez. Pena diente im 2. Weltkrieg bei der Navy, im Korea-Krieg bei der Army, war danach Gegenspionageoffizier in Frankreich, arbeitete für die CIA und die Dodd-Untersuchung über interstaatlichen Waffenhandel, mit der Oswalds angeblicher Waffenkauf zusammenhing. Pena arbeitete mit CIA-Agent Dan Mitrione, der von den Rebellen in Urugay umgebracht wird, weil er den Polizisten dort Foltermethoden beibringt. Im November 1967 kündigte er bei der Polizei von Los Angeles, um bei der Agency for International Development zu arbeiten, ist aber 1968 aus ungeklärten Gründen wieder im LAPD. Pena sorgt dafür, dass die Geschichte der jungen Frau mit dem gepunktetem Kleid unterdrückt werden kann.
Auch Hank Hernandez, der für die Polygraphtests verantwortlich ist und faktisch alleine bestimmt, ob ein Zeuge lügt oder nicht, arbeitete für die AID. Er zwingt die Augenzeugen zu unmöglichen Aussagen. Nach der Untersuchung des Kennedy-Attentats zieht Hernandez nach San Marino, eine der teuersten Gegenden, und kommt in den Besitz einer eigenen Sicherheits-Firma, die vor allem Staatsaufträge erledigt. Viele der Beamten des LAPD wie Charles Higbie und Frank Patchett, die den Mord untersuchen, haben einen militärischen Background.

Gerry Hemming ist in der Nähe des Ambassador Hotels und versucht danach, die Ermordung Robert Kennedys den Black Panthers anzuhängen. Es gibt Zeugenaussagen, Sirhan habe Meetings der Black Panthers besucht. Ex-Marine Michael McCowan ist ein ehemaliger Polizist des LAPD, der wegen einem Grundstückbetrug mit David Kassab 1962 gefeuert wurde. In den Untersuchungsakten gibt es Hinweise auf einen 900-Seiten starken „Kassab-Bericht“, der Zusammenhänge zwischen dem Mord an John und Robert Kennedy auflistet, und in dem Namen wie Clay Shaw, Lyndon B. Johnson, Jim Braden oder Russell Parsons zentral sind. Dieser Bericht ist nach wie vor unzugänglich. McCowan kommt selbst des öfteren mit dem Gesetz in Konflikt und arbeitet mit dem Undercoveragenten James Jarrett gegen die Black Panthers zusammen.

Für Bobbys Erzfeind J. Edgar Hoover ist Sirhan ein weiterer Einzeltäter. Das FBI und das LAPD zerstören Beweismittel, noch bevor Sirhans Prozess, der am 7.1.69 beginnt, abgeschlossen ist. Die Aussagen des Polizisten Paul Sharaga über die Frau im gepunkteten Kleid werden im Protokoll verändert. Später meldet sich eine Frau und behauptet, diese zu sein, was aber aufgrund der Augenzeugenbeschreibungen unmöglich ist. Neben Sirhans Revolvernummer H53725 taucht die Nummer H18602 auf, die zum Revolver von einem Jake Williams gehört. Um diesen beiden Revolver gibt er zahlreiche widersprüchliche Aussagen der LAPD, die Kugeln werden gereinigt, ausgetauscht und gefälscht. Wahrscheinlich ist sogar, dass Sirhan leer oder mit Blindgängern geschossen hat, da kaum jemand die ersten Schüsse Shirans als Schüsse wahrgenommen hat.

Dass Sirhan nur als Köder benutzt wurde, lässt sich auch aus der Verteidigungsmannschaft Sirhans ableiten: Abraham Lincoln Wirin setzte sich bereits vehement für die Einzeltätertheorie bei Oswald ein und will Joseph Ball und Herman Selvin engagieren, die mit ihm den Warren-Report gegen die Kritik Mark Lanes verteidigten. Robert Kaiser besucht zusammen mit einem Photographen von Life noch am Tag des Attentats Sirhans Bruder Saidallah und beschimpft und bedroht ihn. Hauptrechtsbeistand Grant Cooper ist ein Anwalt von Johnny Roselli und gibt sich überhaupt keine Mühe, Sirhan zu entlasten. Cooper will zuerst Maheus Freund Edward Bennett Williams, der Richard Helms, Joseph McCarthy und Jimmy Hoffa vor Gericht vertrat, in die Verteidigung miteinbeziehen. Der zweite Rechtsbeistand, Mafiaanwalt Russell Parsons, der beispielsweise Empfehlungsschreiben für Mickey Cohen verfasste, spielt der Anklage noch offensichtlicher in die Hände, so als wolle er den Prozess verlieren. Sirhan selbst behauptet, sich nicht daran erinnern zu können, dass er jemanden umgebracht habe (er weiss, was mit Oswald passierte und möchte auch, dass seine Familie am Leben bleibt).

Der Autopsiebericht, in dem festgehalten wird, dass die tödlichen Schüsse aus einer Distanz von wenigen Zentimetern abgefeuert worden sein müssen, erscheint erst am 22.2.69 und weist wegen den nachträglichen Änderungen Anomalien auf. Normalerweise wird der Bericht gleich nach der Autopsie geschrieben. Distriktanwalt J. Evelle Younger erklärt das Problem der Schussdistanz für unwesentlich und daher Sirhan für schuldig, der zum Tod verurteilt wird.
Younger war ursprünglich einer von Hoovers Topagenten beim FBI, diente dann bei der Gegenspionageabteilung der OSS in Fernen Osten und wird nach dem Prozess zum Oberstaatsanwalt von Kalifornien befördert. Seinem 30jährigen Sohn Eric wird mit Unterstützung der Mafia ein Richteramt zugeschanzt. Die Polizei von Los Angeles, der freundschaftliche Beziehungen zu Mickey Cohen nachgesagt werden, lässt alle Berichte der Mordermittlung versiegeln. Als diese am 19.4.88 freigegeben werden, entdeckt man, dass 2000 Schlüsseldokumente fehlen.

David Kennedy, der als Junge die Live-Aufnahmen der Ermordung seines Vaters die ganze Nacht im Fernsehen alleine anschaute, stirbt am 25.4.84 an einer Überdosis Heroin.

Quellen: Pease (1998), Scott (1993): 307, Davis (1988): 346-358, DiEugenio (1998), Giancana: 534ff, Simple, Collier/Horowitz: 574-581, Summers (1993): 365f, (2000): 321, Tatari, Callahan: 17ff, Brown/Broeske: 362.
August 1968 Aristoteles Onassis und Jackie Kennedy

Edward Kennedy fliegt nach Skorpios, um mit Aristoteles Onassis einen Ehevertrag mit Jackie Kennedy auszuhandeln. Onassis hatte zuerst ein Verhältnis mit der Schwester Lee und sah Jackie seit ihrem ersten Besuch auf der Christina regelmässig. Bobby bestand darauf, dass Ari und Jackie erst nach seiner Wahl 1968 heiraten können.

Während Jackie in Boston mit Kardinal Richard Cushing verhandelt, um den geschiedenen Griechisch-Orthodoxen heiraten zu können, ist dieser daran, mit dem neuen griechischen Militärregime Geschäfte in der Höhe von $500 Mio. abzuschliessen.
Bei diesem Projekt Omega geht es um den Bau einer dritten Ölraffinerie, einer Aluminiumproduktions und -verarbeitungsfabrik, eines elektrischen Kraftwerkes, eines Flugterminals und mehrerer Werften in Griechenland. Trotz Vertragsunterzeichnung durch Colonel George Papadopoulos kommen die Verhandlungen mit amerikanischen Aluminiumkonzernen, die die Basisinvestitionen bereitstellen sollen, nicht voran.
Stavros Niarchos schaltet sich am 8.3.69 als Konkurrent in das Projekt Omega ein und offeriert, die Investitionen zu tätigen, wenn er dafür die Ölrafferiekonzession bekommt. Ein Jahr danach bietet das griechische Militärregime sowohl Niarchos wie auch Onassis eine Ölraffineriekonzession bei entsprechenden Investitionen an, und Onassis verspricht, $600 Mio. zu investieren. Es gelingt ihm aber nicht, mit den US-Alumultis und den Banken einen Vertrag auszuhandeln.

Im Oktober heiraten Jackie und Onassis auf der Insel Skorpios, was überall Verachtung und Kritik hervorruft. Der Ehevertrag beinhaltet 168 Geheimklauseln. Jackie hintergeht ihn, obwohl sie monatlich $30’000 Taschengeld zur Verfügung hat und im Scheidungsfall $20 Mio. zugesprochen bekäme, indem sie Designerkleider auf seine Rechnung kauft, diese dann sofort weiterverkauft und den Gewinn auf ein eigenes Konto überweist. Onassis sagt gegenüber seiner ehemaligen Geliebten Maria Callas, dass diese Heirat ein grosser Fehler gewesen sei.

Joe Kennedy, dessen Vermögen auf $350-500 Mio. geschätzt wird, stirbt am 18.11.69. Da er sein Leben damit verbrachte, sein zusammengerafftes Geld zu verstecken, kann kein Inventar erstellt werden.

Quellen: Posener: 129ff,154f, Morgenthaler, Evans, Collier/Horowitz: 464ff.
http://www.us-politik.ch/teil9.htm


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