Dienstag, 30. Oktober 2012

Mit den "klassischen" Schriftstellern stimmt etwas gewaltig nicht - Teil 2

Mit den "klassischen" Schriftstellern stimmt etwas gewaltig nicht - Teil 2:
Anmerkung: Im zweiten Teil beweist Peter Müller, dass es in der Antike bereits Schreibmaterial wie Papier und Feder gab und dass unter dem Wort Papyrus ganz einfach das Papier gemeint war. Entweder waren Papier und Feder in der Antike bekannt oder die angeblich "antiken" Schriften sind Teil einer gewaltigen Geschichtsfälschung. Kannte man in der Antike jedoch Feder und Papier schon, dann handelt es sich bei den erhaltenen Papyrus-Handschriften aus Ägypten um Fälschungen, was schon Wilhelm Kammeier postulierte. (HIER finden Sie den ersten Teil)

von Peter Müller (1814)

Die "römische Wachstafel"
Allgemein wird geglaubt die Römer hätten sich zum Schreiben hölzener, mit Wachs überstrichener Tafeln und eines eisernen Griffels bedient; ich kann mich zu diesem Glauben nicht bekennen.

Es ist zu bewundern, dass, da wir das ganze Schreibwerkzeug kennen, noch keiner den Versuch damit gemacht hat; er würde sich ohne Zweifel bald überzeugt haben, daß Tiro, der so geschwind geschrieben haben soll, dass er eine ganze Rede des Cato nachschreiben konnte, obgleich dieser äußerst schnell geredet, sich unmöglich solcher Werkzeuge könne bedient haben.

So klar es auch ist, dass die sogennanten Klassiker eben so, wie wir, Feder, Tinte und Papier zum Schreiben gebraucht haben, so hat man doch lieber dem menschlichen Verstande Fessel anlegen müssen, als solches glauben wollen.

Ein Calamus scriptorius musste also ein Schreibrohr sein, wenn schon Juvenal sich ganz unverhohlen des Wortes penna [Stift] bedient, welches allgemein für die Feder eines geflügelten Tieres anerkannt wird.

Der Gebrauch der Schreibfeder soll nicht älter als 800 bis 900 [1000 bis 1100] Jahre sein. Es war also nötig, da Celsus, Apulejes und Juvenal die Wörter calamus und penna benutzen, diesen eine andere Deutung zu geben. 

In jedem Fall war aber Calamus kein eiserner Griffel, wie aus Begriffen wie "calamum apiare", "calamum temperare" und "calamo emendare libelos" (die Feder bereiten, ausbessern) zu sehen ist. 

Wozu sonst die Tinte? "atramentum" (Cicero) und die Tinte zum Schreiben? "atramentum scriptorium" (Cels.), wenn diese nicht eben so wie wir geschrieben haben?

Sogar war dem Propheten Ezechiel mehr als 600 Jahre vor Christi Geburt das Tintenfass nicht fremd! (Kapitel 9) Und ebensowenig dem Apostel Johannes Schreibpapier und Tinte (siehe dessen zweiten Brief; "Ich hätte euch viel zu schreiben, will es aber nicht mit Papier und Tinte tun, sondern ich hoffe, zu euch zu kommen und mündlich mit euch zu reden, damit unsere Freude völlig sei.")

Indessen soll das Papier ägyptischen Ursprungs und papyrus eine Staude sein, davon das Holz zu Schiffen, der äußere Bast zu Segeln, Kleidern, Stricken usw. und der innere, um darauf zu schreiben, gebraucht wurde.

Gewiß eine sehr nützliche Staude, es ist aber unbegreiflich, dass nur der Nil dieselbe soll hervorgebracht haben, und fast noch unbegreiflicher, dass er sie nicht mehr hervorbringt.

Catull hat das Wort papyrus geradezu für Schreibpapier gebraucht. Die Griechen sollen den ägyptischen Papyrus durch Biblus ausdrücken. Es ist anerkannt, dass auch Pflanzen und insbesondere Wasserwolle sich zu Papierstoffen eignen. So wenig aber die Stauden des Nils das ägyptische Rohr oder Schilf von dem Belange gewesen sein können, um die ganze schreibende Welt mit Papier zu versehen, und so wenig also angenommen werden kann, dass nicht schon allgemeinere Papierarten entdeckt gewesen, eben so wenig läßt sich annehmen, dass sich von dieser Staude und diesem Schilf die Wörter papyrus und biblus herschreiben sollen.

Bei den Griechen sollen die hölzernen Tafeln, welche nicht mit Wachs überzogen wurden, sceda genannt worden sein und auf solche soll das hebräische Evangelium von Mathäus geschrieben gewesen sein, das man im Grab Barnabas" gefunden haben will. Eine zitternde Handschrift ("varillantes litterulae", Cicero) läßt sich schwerlich im Wachs unterscheiden, um gleich so in die Augen zu fallen. Wenn man aber unter "ferrum" = Feder und sera = Schreibpapier versteht so ist gleich alle Bedenklichkeit gehoben.

Und so ist es auch nicht unbegreiflich, wenn Apulejus der Papiermühlen ("chartaria officina") gedenkt!

Ovid, als Meister im Fache der Liebe, rät die Schrift mit frischer Milch und durch Bestreuung mit Holzkohlenstaub als Geheimschrift an, welches aber einzig und allein auf Schreibpapier anwendbar ist!

Die Griechen und Römer siegelten ihre Briefe, wie wir! ("literas obsignare, consignare" bei Cicero) Ovid schreibt wörtlich: "forsitan admontis etiam tangere tabellis rumpere dum niveo vincula dente volet" = "das Siegel mit ihrem schneeweißen zahne abreissen". Mit hölzernen Täfelchen ist dies vollkommen undenkbar!

Wenn sogar Tränen auf der Schrift sichtbar sind (Ovid Epist.Heroid.3.) und Schreibfehler ausgestrichen werden ("scriptura tollere"), wer kann da noch an das Märchen von hölzernen mit Wachs überzogenen Schreibtafeln glauben?

Wie kann Cicero die Briefe des Atticus durchschneiden (ad Atticus lib.2.), wenn sie nicht aus Papier wären?

Genauso verhält es sich mit dem Bücherwesen. Die Wörter und Ausdrücke "liber, libri, libri persripti, nondum perscripti, librum scribere, componere, edere" beschreiben normale Bücher, denn sonst könnte man Bücher nicht drucken ("libros excudere"). "libraria taberna" ist der Buchladen und so ist es auch nicht mehr unbegreiflich, dass zu Zeiten Horazens die Sosii als berühmte Buchhändler bekannt waren!

Wenn sogar Aristoteles die Büchermotten (Histor. anim.lib.5.c.32.) als gewöhnliche Erscheinung erwähnt und sie Ovid beim Namen nennt (de Ponto lib.1.Eleg.1.) ist es nicht mehr verwunderlich, dass in den kaiserlichen Büchersälen in Wien der schreibende Aristoteles mit einem Gänsekiel  in der Hand erscheint.

Alle sogennanten arabischen Manuskripte sind Abschriften jüngeren Datums!

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